The Doors of the 21st Century: L.A. Woman Live
Wer in den Sechzigern nichts für die Beatles oder die Stones übrig hatte, der schwor stattdessen auf die Doors. Frontmann Jim Morrison berauschte als begnadeter Songwriter und Interpret die Massen, auch wenn er als labiler Schöngeist schließlich am Suff und an den Drogen zugrunde ging. Er starb zugedröhnt in einer Pariser Badewanne. Seine Songs haben allerdings bis heute überlebt - und ernähren nach wie vor seine alte Band. Keyboarder Ray Manzarek und Gitarrist Robby Krieger ziehen inzwischen unter dem Namen "The Doors of the 21st century" durch die Lande - leider ohne das vierte Gründungsmitglied John Densmore.
Die Nostalgie allein zwingt den Doors-Fan dazu, der neuen Formation eine Chance zu geben. Die DVD "L.A. Woman Live" begleitet die "neuen Doors" auf einer Tour, die bereits 1971 stattfinden sollte, dank Jims Tod aber ausfiel. Mit Ty Dennis und Angelo Barbera als Verstärkung sowie Ian Astbury als Sänger trat die Band bereits in vielen Städten auf. Eines dieser Konzerte wurde nun in solider Optik und einem klaren DTS-Sound auf DVD eingefangen.
Fans werden begeistert sein, Klassiker wie "Break on through", "When the music's over", "Love me two times", "L'America", "Love her madly" und "Cars hiss by my window" in neuen Versionen zu hören, die man eben nicht auf den originalen Platten von damals vorfindet. Und natürlich sammelt sich bei "Riders on the storm", "The WASP" und "Light my fire" schon ein Tränchen in die Augenwinkel, das man schnell und verstohlen wegdrücken muss, damit es niemand sieht.
Es ist bezeichnend, dass die neuen Doors nur die alten Songs spielen und keinen einzigen neuen. Die Band zehrt demnach einzig und allein vom alten Ruhm. Das ist okay so, solange Ray Manzarek weiterhin in orgiastischer Manier das Keyboard beackert und Robby Krieger die Gitarre auf exakt die Art und Weise zupft, die man von den alten Aufnahmen her kennt.
Nur: Ian Astbury sieht zwar aus wie Jim Morrison und bewegt sich auch so, er ist es aber nun einmal leider nicht. Astbury hat nicht die Vielseitigkeit von Jims Stimme, die binnen Sekunden zwischen einem sanften Schmeicheln, einem verschwörerischen Locken und einem aggressiven Kreischen hin und her springen konnte. Astbury klingt hart, mitunter kratzig - und mehr nicht. So nimmt er dem Konzert etwas von der Klasse, die die alten Songs dem Fan versprechen. Ray und Robby scheinen es zu wissen - und gönnen sich immer wieder lange Soli, bei denen auch der kritische Doors-Fan begeistert mitschwingen muss. Schade ist nur, dass Ray seine alte Orgel gegen ein modernes Keyboard eingetauscht hat. Das klingt eben nur "fast" so wie damals. Extras werden auf der DVD leider keine angeboten. Nur zwischen einzelnen Songs melden sich Ray und Robby in Einspielungen zu Wort, um von den alten Zeiten und natürlich von Jim zu erzählen. Besser wäre es gewesen, diese Kommentare an den Schluss des Konzerts zu stellen.
BMG, DD 5.1+DTS, 102 Minuten, 20 Euro
Phil Collins: Finally... The First Farewell Tour
Phil Collins blickt auf eine sehr lange Karriere zurück. Angefangen hat der etwas zu klein geratene Drummer mit dem lichten Haupthaar bei der englischen Rockformation Genesis. Hier schrieb er just for fun selbst einige Songs, die in den Charts durchstarteten. Angetan von diesem Erfolg, begann Phil Collins auf Solopfaden zu wandeln. Seitdem ist die Erfolgswelle nie mehr abgerissen - jahrzehntelang nicht. Heute werkelt Collins von der Schweiz aus an neuen Studioalben - und verkneift sich die anstrengenden Tourneen.
Letztes Jahr trat er dann doch noch zusammen mit einer Band zu einer ersten Farewell-Tour an, also zu einer Abschiedstournee, deren verschmitzt formulierter Titel offenlässt, ob es noch einmal eine weitere geben wird oder nicht. Phil Collins hat es auf seinen Konzerten schon immer krachen lassen. So gibt es auch bei dieser DVD-Aufnahme vom 15. Juni 2004 keinen Grund, die vom Händler Ihres Vertrauens geforderten 25 Euro nicht locker zu machen. Das Konzert, das knapp zwei Stunden lang ist, wurde in Bercy bei Paris aufgenommen - in einem glasklaren DTS-Sound. Phil beginnt sein Konzert mit einem langen Schlagzeugsolo, das alle Fans einmal mehr auf sein Talent einschwört.
Voller Action und Dynamik spielt sich Phil durch sein bewährtes Programm und überzeugt als Vollblutmusiker mit vielen Variationen und Solis. Da unterscheiden sich Klassiker wie "Against all odds", "Don't lose my number", "Can't stop loving you", "True Colors", "Another day in paradise" oder "You can't hurry love" eben doch stark von den Studiofassungen, die immer wieder im Radio zu hören sind. Vor allem bei dem ewigen Hit "In the air tonight" und dem auf elegische Länge ausgedehnten Ausräumer "Take me home" geht dem Zuhörer wirklich das Herz auf.
25 Songs spielt Phil Collins auf seinem Konzert - mehr als die meisten anderen Musiker. Das Doppel-DVD-Set zerlegt das Konzert leider in zwei Teile, anstatt das Bonusmaterial auf einer DVD zu separieren. Zu den Extras gehören u.a. die Fernsehvideos, die bei MTV oder Viva ausgestrahlt wurden, und die sich passend zu jedem einzelnen Song abrufen lassen. Aufnahmen mit alternativem Kamerawinkel, ein altes und bislang verschollenes TV-Special sowie jede Menge Background-Dokumentationen mit und über Phil Collins runden diese mehr als vielseitige DVD ab.
Warner Music, DD 5.1+DTS, 357 Minuten, 25 Euro
Diana Krall: Live at the Montréal Jazz Festival
Diana Krall entspricht ganz bestimmt nicht dem Standard. Die junge Künstlerin spielt Klavier und singt dabei selbst komponierte Songs aus der Schnittmenge von Jazz und Blues. Mit ihren ungewöhnlichen Liedern und der ganz eigenen Klangfarbe ihrer Stimme gewinnt sie immer mehr Fans und Anerkennung. So durfte die Kanadierin am 29. Juni 2004 auch das 25. Montreal Jazz Festival eröffnen. 15.000 Fans sahen ihr dabei zu, wie sie 13 Songs performte, die vorwiegend von ihrer neuen Platte "The Girl In The Other Room" stammten. Die Sängerin begeistert mit ihrer schlichten Art. Entspannt sitzt sie am Klavier, lässt die Finger über die Tasten huschen und intoniert Lieder wie "Sometimes I just freak out", "All or nothing at all", "I'm coming through" oder "Devil may care". Auch wer kein Faible für die jazzige Musik der Krall hat, der muss ihr doch zugute halten, dass die Sängerin Charisma, Ausstrahlung und sehr gute Songtexte hat. Außerdem ist das bei ihr wie mit aller guten Musik: Bei jedem erneuten Hören entdeckt man neue Details in den Songs, gewöhnt sich mehr an die komplexen Melodien und wird schon bald süchtig danach. So gesehen ist die Live-Aufnahme eine Investition, die sich bei jedem Anschauen mehr lohnt.
Diana Krall wird im Konzert von Anthony Wilson (Gitarre), Robert Hurst (Bass) und Peter Erskine (Drums) begleitet. 14 Kameras haben das Musizieren des Quartetts aufgenommen. Trotzdem wirkt das Ganze sehr minimalistisch. Was sich auch nicht ganz vermeiden lässt, wenn der Star des Konzerts hinter dem Flügel festgewachsen ist.
Zu den Extras der DVD gehören eine 15-minütige Dokumentation über das Montreal Jazz Festival, das Musikvideo "Narrow Daylight" und eine Aufzeichnung von der Übergabe der Oscar Peterson Awards.
Verve, DD 5.1, 20 Euro
Pink Floyd: The Wall (Limitiert)
Diese Jubiläums-DVD zeigt den berühmten Film von Alan Parker, der bereits vor Jahrzehnten passend zu dem Konzeptalbum "The Wall" von Pink Floyd entstanden ist. Roger Waters hat die Geschichte des Rockmusikers Pink (gespielt von Bob Geldof) geschrieben, der einsam in seinem Hotelzimmer sitzt und von den Schatten seiner miesen Vergangenheit gejagt wird. Die Klasse der Musik steht außer Frage. Der Film selbst ist eine Aneinanderreihung verstörender Bilder und Alpträume, die aufzeigen, wie sehr Pink seine Gefühle hinter einer symbolischen Mauer aus Steinen vergraben hat.
Columbia Music Video, DD 5.1, 20 Euro
Christina Aguilera: Stripped, Live in the U.K.
Christina Aguilera weiß, was ihre Fans wünschen. Die Konzertaufnahme aus der Wembley-Arena in London zeigt eine energetisch aufgeladene Sängerin, die aufreizend gekleidet eine bombastische Bühnenshow mit fantastischen Aufbauten, zappelnden Tänzern und explodierenden Lichteffekten zum Besten gibt. Dabei spielt sie Songs wie "Beautiful", "Genie in a bottle" und "Lady Marmalade". Christina holt passend zu zwei Songs auch noch ihre Kollegen Redman und Lil' Kim mit auf die Bühne. Ein lupenreines Bild und ein infernal krachender Sound machen die Scheibe zu einem Muss.
BMG, DD 5.1, 20 Euro
Neil Young: Greendale
Der Kanadier Neil Young ist seit vielen Jahrzehnten und mehr als 40 CDs auf einen krächzend-romantischen Folk-Rock-Sound eingeschworen. Songs wie "Heart of gold" und "Like a hurricane" zünden auch heute noch. Trotzdem wagt der "Godfather of grunge" immer wieder Experimente, die seine Fans begeistern oder aber vor den Kopf stoßen. Youngs Album "Greendale" erzählt in mehreren Songs die Geschichte einer amerikanischen Kleinstadt und der Bürger, die dort wohnen. Jetzt ist passend zur Musik ein Film entstanden, der nun auch auf DVD vorliegt. Wem's gefällt. Wie sagte ein Fan richtig: "Gut kauen, denn das ist zäher als ein altes Steak".
Sanctuary, DD 5.1+DTS, 20 Euro
Eros: Roma live
Eros Ramazotti ist live immer noch am besten. Der Schmuserocker aus Italien lädt all seine Fans in das Olympiastadion von Rom ein, wo er am 7. Juli 2004 ein Konzert mit dem Titel "9" gab. 23 Songs und viele Extras lassen sich jetzt auch auf einer Doppel-DVD genießen. Eros nutzt die Atmosphäre des kreisrunden Stadions exzellent aus und macht Songs wie "Una storia importa", "L'aurora" oder "Un emozione per sempre" zu atmosphärischen Feuerwerkskörpern. Eros selbst wird wie guter Wein immer besser, je älter er wird. Die exzellente Umsetzung der Aufnahmen für die DVD sorgt dafür, dass der Zuschauer glaubt, selbst mit dabei gewesen zu sein. Auf der zweiten DVD finden sich weitere Aufnahmen, darunter von einem Konzert, das nur vor Kindern gegeben hat.
BMG, DD 5.1+DTS, 20 Euro
Fleetwood Mac: Destiny Rules
Allein bei dem Klang des Namens Fleetwood Mac beginnen viele Musikfreunde begeistert zu sabbern. Die in Jahrzehnten von Mick Fleetwood, John McVie, Lindsey Buckingham und Stevie Nicks geschriebenen Top-Songs werden auch heute noch gerne gehört. Im Jahre 2001 nahmen die vier Musiker nach 15 Jahren Pause das Album "Say you will" auf. Die Filmemacher Matt Baumann und Kyle Einhorn begleiteten die Musiker bei den Aufnahmen zum Album und verfolgten sie insgesamt anderthalb Jahre lang. So können die Fans ihren Idolen einmal so richtig auf die Finger schauen und sie besser kennen lernen. Das klingt gut. Nur: Warum die DVD nur in Stereo und nicht in Dolby Digital 5.1 vorliegt, das wird dem Zuschauer auf ewig ein Rätsel bleiben.
Sanctuary, DD 2.0, 20 Euro
Carsten Scheibe, DVD-Portal Typemania