Klaus Lemke: Das Leben und Werk des großen Filmemachers | STERN.de

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Klaus Lemke war im Neuen Deutschen Film auch als Darsteller gefragt. Regisseure wie Rudolf Thome oder Thomas Schamoni besetzten ihn, Letzterer 1970 in seinem Film "Ein großer graublauer Vogel", in dem Lemke die Hauptrolle spielte. — Klaus Lemke war im Neuen Deutschen Film auch als Darsteller gefragt. Regisseure wie Rudolf Thome oder Thomas Schamoni besetzten ihn, Letzterer 1970 in seinem Film "Ein großer graublauer Vogel", in dem Lemke die Hauptrolle spielte.

© BR/Klaus Lemke

So werden ihn seine Fans in Erinnerung behalten: Lässig in Jeans gekleidet, tief ausgeschnittenes kurzärmliges Hemd, das Käppi über die Augen gezogen: Der Filmemacher Klaus Lemke ist am 7. Juli 2022 im Alter von 81 Jahren in seiner Heimatstadt München gestorben. Lemke gehörte zu den wichtigsten unabhängigen Regisseuren des Landes. Seine Filme produzierte er mit winzigem Budget und meist mit Laiendarstellern. Durch die oftmals improvisierten Dialoge und die mit Handkamera gefilmten Szenen bestachen seine Filme wie "Rocker" (1972) oder "Amore" (1978) durch eine große Natürlichkeit und Vitalität. Lemke war der Entdecker unzähliger Schauspielerinnen und Schauspieler, darunter Iris Berben, Cleo Kretschmer, Wolfgang Fierek, Dolly Dollar und Saralisa Volm.

Sein erster Spielfilm, der Thriller "48 Stunden bis Acapulco", machte ihn 1967 bekannt. Mit "Rocker" gelang ihm 1972 der ultimative Hamburg-Film, er setzte dem Kiez ein unsterbliches Denkmal. 1978 drehte er mit "Amore" einen seiner schönsten Filme. Cleo Kretschmer spielt die Hauptrolle in der Komödie, die von Liebeswirren rund um den Münchner Großmarkt handelt, Wolfgang Fierek ist auch mit dabei. Beide hatte der Regisseur entdeckt. Lemke wurde für das Werk 1979 mit dem Adolf-Grimme-Preis mit Silber ausgezeichnet.

Klaus Lemke

Klaus Lemke war im Neuen Deutschen Film auch als Darsteller gefragt. Regisseure wie Rudolf Thome oder Thomas Schamoni besetzten ihn, Letzterer 1970 in seinem Film "Ein großer graublauer Vogel", in dem Lemke die Hauptrolle spielte.

Wolfgang Fierek war auch in der 1981 gedrehten Liebeskomödie "Wie die Weltmeister" zu sehen. Darin spielte er einen übereifrigen Gerichtsvollzieher, den es aus der Provinz zunächst nach München und später in die Berliner Szene der 80er Jahre verschlägt. Esther Hess (l.) , Isabell Geisler (r.) und Sibylle Rauch waren in weiteren Rollen zu sehen.

13 Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Einsatz holte der Regisseur seine Entdeckungen Wolfgang Viereck und Cleo Kretschmer 1995 erneut vor die Kamera. In der Komödie "Das Flittchen und der Totengräber" spielen die beiden eine ehemaliges Liebespaar, das immer wieder aufeinandertrifft.

Auch Saralisa Volm wurde von Lemke entdeckt. 2006 engagierte der Filmemacher die damalige Verkäuferin für seinen Film "Finale", ein Jahr später drehten beide zusammen "Dancing with Devils", 2012 "Berlin für Helden". Heute ist Volm eine erfolgreiche Schauspielerin, Regisseurin, Produzentin und Autorin.

Gleich seine erste Zusammenarbeit mit Saralisa Volm sorgte für einen Eklat. "Finale", der vom ZDF produzierte Film über Liebe und wilde Emotionen während der Euphorie um die Fußball-WM 2006 wurde vom Münchner Filmfest 2007 als pornografisch eingestuft und deshalb abgelehnt. Lemke nutzte die Absage, um mit Volm (l.) und Anneke Schwabe (r.) für den Film zu werben. "Ich habe diesen Film gemacht, damit Sönke Wortmann nicht die ganze Erinnerung an diesen Sommer überlassen wird", erklärte der Regisseur. "Die Stimmung dieses Sommers war exzessiver Sex für alle Leute."

Lemke war von Anfang bis zum Schluss ein unabhängiger Filmemacher. Unermüdlich kämpfte er gegen den subventionierten Kulturbetrieb, polemisierte gegen das "Millionengrab" Filmförderung und das "Staatskino", wie 2016 mit Leila Lowfire und Diana Iljine (r.) beim Filmfest München. Dass es auch anders geht, zeigte er immer wieder mit seinen eigenen Filmen, die ohne großes Budget auskamen.

Ein Kino, das gesellschaftliche Probleme thematisiert, war ihm immer ein Graus: Klaus Lemke ging es um Freiheit, Lebenslust und um Sinnlichkeit - wie er hier auf diesem Schild demonstriert. In seinen Filmen spielten Liebe und Sex immer eine Rolle, aber auch Gewalt und Gefahr. Ganz nach dem Motto von Jean-Luc Godard: "Alles, was man für einen Film braucht, ist ein Revolver und ein Mädchen."

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