Hollywood - Zentrum der weltweit größten Filmindustrie, Tummelplatz für Promis und Anziehungspunkt für viele internationale Filmtalente. Auch deutschsprachige Filmschaffende zieht es jährlich in die Filmmetropole, wenn es wieder heißt "And the Oscar goes to...!" Der "Oscar" steht für den Ritterschlag unter Schauspielern. Wer ihn bekommt, hat es geschafft. Für manch einen deutschsprachigen Star ging dieser Traum in Erfüllung. Viele wurden nominiert, aber nur wenige erhielten die goldene Trophäe.
Mit Emil Jannings fing es an
Der erste Oscar in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller" ging 1929 ausgerechnet an einen gebürtigen Schweizer: Emil Jannings, der für seine Leistungen in den US-Stummfilmen "Sein letzter Befehl" und "Der Weg allen Fleisches" ausgezeichnet wurde. Mit seinem ersten Tonfilm "Der blaue Engel" gelang ihm ein Comeback als Filmschauspieler in Deutschland. An der Seite von Marlene Dietrich feiert er als Darsteller des "Professor Unrat" große Erfolge.
Sechs Auszeichnungen für Billy Wilder
Ein anderer, der die Statistik Deutschsprachiger in Hollywood erheblich aufbessert, ist der gebürtige Wiener Billy Wilder. 1939 wurde er zusammen mit dem Autor Charles Bracket für das Drehbuch zu "Ninotschka", das Ernst Lubitsch verfilmte, zum ersten Mal für den Oscar nominiert. Von da an wurde er insgesamt 15 mal nominiert und bekam 6 mal das begehrte Stück.
Knapp gescheitert
In 75 Jahren Oscargeschichte schafften es drei weitere deutschsprachige Schauspieler in Hollywood Aufmerksamkeit zu erregen: Der Österreicher Oskar Werner stand 1950 gemeinsam mit Hildegard Knef in "Entscheidung vor Morgengrauen" vor der Kamera und schafft so den internationalen Durchbruch. Erfolge wie "Jules und Jim" folgten. 1965 wurde er als "Bester Schauspieler" im Film "In den Schuhen des Fischers" für den Oscar nominiert, bekommen hat er ihn nicht. In der Kategorie "Bester Nebendarsteller" wurden 1985 Klaus Maria Brandauer für "Jenseits von Afrika" und 1997 Armin Müller-Stahl für "Shine" nominiert. Doch keiner von ihnen konnte den goldenen Mann gewinnen.
Ehrung für Maximilian Schell
1962 machte ein weiterer deutschsprachiger Schauspieler von sich reden. Als "Bester männlicher Hauptdarsteller" überzeugte der kleine Bruder von Maria Schell, Maximilian Schell, in Stanley Kramers Drama "Urteil von Nürnberg" und gewann einen Oscar. Schell zählt zu den erfolgreichsten Oscar-Nominierten der deutschsprachigen Kinolandschaft. In den 1970er Jahren wurde er auch als Regisseur für "Erste Liebe" und "Der Fußgänger" in der Kategorie "Bester ausländischen Film" nominiert. Als Regisseur wurde er jedoch niemals ausgezeichnet.
Unter den weiteren Preisträgern befinden sich Filmemacher, Komponisten, Filmarchitekten- und Ausstatter sowie Kamerakonstrukteure. Der bekannteste deutsche Oscar-Gewinner ist der Regisseur Volker Schlöndorff, dessen Film "Die Blechtrommel" 1980 als "Bester ausländischer Film" gewürdigt wurde.
Enttäuschte Hoffnungen
Im Laufe der Geschichte nominierte die Akademie immer wieder deutsche Produktionen in der Kategorie "Bester ausländischer Film", wie etwa "Der Hauptmann von Köpenick", "Die Brücke" oder "Jakob der Lügner" des ehemaligen DDR-Regisseurs Frank Beyer. Keiner von ihnen bekam den Oscar. Im Jahre 1998 wurde ein weiterer heißer Favorit ins Rennen geschickt: der Streifen "Lola rennt" von Tom Tykwer. Gewonnen hat er nicht. Und auch ein anderer wurde enttäuscht: 2001 machte sich Wim Wenders Hoffnung mit seiner Dokumentation "Buena Vista Social Club".
Unglücksrabe Wolfgang Petersen
Der deutsche Filmemacher Wolfgang Petersen rechnete 1983 fest mit einem Sieg, als "Das Boot" allein in sechs Kategorien nominiert wurde. Doch nicht in einer einzigen konnte er sich gegenüber seinen internationalen Mitkonkurrenten durchsetzen. Michael Ballhaus hingegen bekam den Oscar gleich zweimal in der Kategorie "Beste Kamera". Ausgezeichnet wurde er 1989 für "Broadcast News" und 1989 für "Die fabelhaften Baker Boys".
Ehrung für Lebenswerk
Glück hatte hingegen Hans Zimmer, der 1995 den Oscar für die Filmmusik für "Der König der Löwe" gewann. Zu erwähnen sind auch Rolf Zehetbauer und seine Crew, die 1973 ausgezeichnet wurden für die Ausstattung des Films "Cabarat". Sowie Volker Engel und seine Kollegen, die 1997 den Oscar in der Kategorie "Spacial-Effects" für "Independence Day" erhielten. Eine besondere Ehrung wurde Erich Kästner (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Schriftsteller) 1993 zuteil, als er den "Golden E. Sawyer Award" für sein Lebenswerk als Kamerakonstrukteur erhielt.
Im vergangenen Jahr konnte dann wieder eine Deutsche triumphieren: Caroline Links "Nirgendwo in Afrika" wurde als "Bester ausländischer Film" prämiert.
Die komplette Liste der deutschsprachigen Oscar-Preisträger:
1929
Emil Jannings (1886-1950) als bester Hauptdarsteller in den US-Stummfilmen "Sein letzter Befehl" und "Der Weg allen Fleisches".
1938
Karl Freund (1890 im böhmischen Königsdorf geboren - 1969), Kameramann und Regisseur, für die Kamera-Arbeit im Melodram "The Good Earth" (Best Cinematography)
1947
Ernst Lubitsch (1892-1947), deutsch-amerikanischer Regisseur, Schauspieler, Produzent, erhält einen Ehren-"Oscar" (Honory Award) für seinen hervorragenden Beitrag zur Filmkunst
1948
Alfred Junge (1886-1964), Art director (künstlerischer Leiter) für den Film "Black Narcissus", in der Sparte "Art Direction - Color"
1951
Franz Wachsmann (1906 im oberschlesischen Königshütte geboren, 1967 in Los Angeles als Franz Waxman gestorben), Komponist, für die Filmmusik in "Sunset Boulevard"
1952
Franz Wachsmann (Waxman) für die Filmmusik in "A Place in the Sun"
1955
Karl Freund in der Sparte "Technical Achievement Award" für das "Multicam"-System, bei dem drei Filmkameras gleichzeitig drehen, was die Serienproduktion beschleunigte
1960
Professor Dr. Bernhard Grzimek (1909-1987), Tierforscher, für den besten Dokumentarfilm ("Serengeti darf nicht sterben")
1967
August Arnold (1898-1983), Ingenieur und Direktor sowie Mitinhaber der kinotechnischen Firma "Arnold & Richter KG" (München), in der Sparte "Scientific or Technical Award" (Class II - Plakette) für die Erfindung der ersten serienmäßig gefertigten 35-mm-Spiegelreflexkamera ("Arriflex 35")
1972
Rolf Zehetbauer (1929) Filmarchitekt, für die Ausstattung des Musical-Films "Cabaret"
1980
Volker Schlöndorf (1939), Regisseur, für den Film "Die Blechtrommel" als bester fremdsprachiger Film
1987
Michael Ballhaus für den Film "Broadcast News" in der Kategorie beste Kamera
1989
Michael Ballhaus für den Film "Die Fabelhaften Baker Boys" im der Sparte beste Kamera
1990
Wolfgang und Christoph Lauenstein für "Balance" als den besten kurzen Zeichentrickfilm (Animationsfilm)
1993
Erich Kästner erhält für sein Lebenswerk als Kamerakonstrukteur den "Gordon E. Sawyer Award"
1994
Pepe Danquart für den besten Kurzfilm ("Schwarzfahrer")
1995
Hans Zimmer, Komponist, für die Filmmusik zu dem Disney- Film "Der König der Löwen"
1996
Firma Denz in der Sparte "Technical Achivement Award" (Academy Certificate) für die Entwicklung einer flackerfreien Farbvideokamera
1997
Thomas Stellmach und Tyron Montgomery für den besten Zeichentrick-Kurzfilm ("Quest") sowie Volker Engel für die besten visuellen Effekte ("Independence Day")
2001
Florian Gallenberger für seinen Kurzfilm "Quiero Ser"
2003
Caroline Link für "Nirgendwo in Afrika" als "Bester nicht-englischsprachiger Film