Irgendwie war ja der große Knall erwartet worden: Die Hauptstadt-Satire "Zettl" feiert Premiere in Berlin. Am Mittwochabend war es soweit, am Potsdamer Platz in Mitte - wo auch sonst. Der Streifen von Regisseur Helmut Dietl wurde dann vom Publikum auch ordentlich beklatscht, die Gags bekamen einige Lacher. Insgesamt verlief der Abend aber ziemlich steif, von Glamour war wenig zu spüren. Vielleicht auch deshalb, weil sich echte Politiker und andere Vertreter aus dem "Raumschiff" Regierungsviertel nicht sehen ließen.
Stattdessen kamen wie bei der Uraufführung am Vorabend in München neben Regisseur Dietl und Co-Autor Benjamin von Stuckrad-Barre die "Zettl"-Darsteller Michael Bully Herbig, Karoline Herfurth und Dagmar Manzel. Andere angekündigte Prominente blieben dem roten Teppich fern.
Dass Dietl sauer war, lag daran, dass die Kritiker zwar das Timing des Films gelobt hatten, nicht aber seinen zehn Millionen Euro teuren Film selbst. Auf die bislang eher unerfreulichen "Zettl"-Kritiken reagierte der Regisseur arg verschnupft: Einigen Medien, die Verrisse geschrieben hatten, gab Dietl keine Interviews und drehte ihnen den Rücken zu. Damit zeigte er sich ähnlich dünnhäutig wie Co-Autor Stuckrad-Barre, der am Vorabend in München das Publikum bepöbelt hatte.
Es ist die Politik- und Medienszene, mit der "Zettl" hart ins Gericht geht und die der Film als verlogenen und korrupten Zirkus beschreibt: Geld, Macht und Sex sind im Berliner Regierungsviertel das Einzige, was zählt. Es sei ein großer Irrtum zu denken, der Film handele von Groß- oder Klein-Berlin, diktierte Dietl den verbliebenen Medienvertretern und stellte klar: "Er handelt von der Mitte in der Mitte, vom Regierungsviertel. Und von Geld und Macht und der Schwachheit der Menschen." Das sage er pausenlos. "Aber mir hört ja keiner zu." Sechs Jahre soll der 67-Jährige an "Zettl" gefeilt haben. Und nach dem Abspann gab's dann sogar doch noch einige "Bravo"-Rufe. Kinostart für den Film ist an diesem Donnerstag.