Vorschau Oscar-Verleihung bringt spannende Entscheidungen

Am 23. März soll die diesjährige Oscarverleihung stattfinden. Selten stand die Jury vor der Wahl zwischen so vielen guten Filmen, Schauspielern und Regisseuren.

Wenn nicht solch unheilvoll drohende Kriegswolken über die Welt zögen, könnte der 23. März ein glanzvoller Tag für Hollywood werden. Denn an diesem Tag werden zum 75. Mal die Oscars vergeben. Selten stand den über die Vergabe entscheidenden Mitgliedern der US-Filmakademie so viel Qualität zur Auswahl. Die Qual der Wahl dürfte folglich auch selten so groß gewesen sein, ebenso die Spannung auf die Namen der glücklichen Gewinner. Einer steht aber bereits fest: das künstlerisch und thematisch ambitionierte Kino.

"Chicago" mit 13 Nominierungen

Fünf Filme stehen im Wettstreit um den wichtigsten Oscar für den besten Film 2002 zur Auswahl. Das faszinierende Frauen-Drama "The Hours", das monumental-gewalttätige Epos "The Gangs of New York", die Holocaust-Tragödie "Der Pianist", der mitreißenden Leinwand-Musical "Chicago" und auch der kommerziell so erfolgreiche zweite Teil der "Herr der Ringe". Allesamt wären würdige Sieger einer an außergewöhnlichen Filmen reichen Jahresproduktion. „Chicago" geht mit 13 Nominierungen und einem guten Kassenergebnis als leichter Favorit in die Finalrunde, thematisch aber ist der Golden-Globe-Gewinner dreien der Mitbewerber sicher unterlegen.

Auch der kommerzielle Erfolg zählt

Doch spricht gegen "The Hours", "Gangs of New York" wie auch "Der Pianist" das relativ schwache Abschneiden bei der kommerziellen Auswertung. In Hollywood, der Weltmetropole der Filmindustrie, war das noch nie eine Empfehlung. Zum Duell zweier großer Leinwand- Senioren könnte es bei der Vergabe des Oscars für den besten Hauptdarsteller kommen: Der 65-jährige Jack Nicholson war grandios als vereinsamter kleinbürgerlicher Pensionär in "About Schmidt". Konkurrenz bekommt er allerdings von dem 70-jährige Michael Caine, der als illusionsloser britischer Korrespondent im Saigon der 50er Jahre in "The Quiet American" glänzte. Leider ist die Neuverfilmung des Romans von Graham Greene in Deutschland noch nicht zu sehen gewesen. Caine war nie besser als in dieser Rolle, für die er jede Auszeichnung der Welt verdient hätte.

Julianne Moore zweimal nominiert

Bei den weiblichen Hauptdarstellerinnen treten die Mexikanerin Salma Hayek für "Frida" und die Australierin Nicole Kidman für "The Hours" gegen drei Amerikanerinnen an. Eine davon ist die 42-jährige Julianne Moore. Sie hat gleich in zwei Filmen bewiesen, dass sie derzeit die eindruckvollste Filmschauspielerin Hollywoods ist. In dem Melodram "Dem Himmel so fern" wie auch als depressive Hausfrau in "The Hours", wofür sie auch noch für den Nebenrollen-Oscar nominiert wurde, ist sie ein Ereignis für sich.

Zwei Chancen für Deutschland

Den zumindest außerhalb der USA begehrten Oscar für den besten fremdsprachigen Film könnte die deutsche Regisseurin Charlotte Link für "Nirgendwo in Afrika" gewinnen. Nominiert worden ist Links Werk jedenfalls, muss sich allerdings gegen starke Konkurrenz durchsetzen. Das chinesische Historienepos "Hero" beeindruckte bei der Berlinale mit berauschender Optik, Aki Kaurismäkkis lakonisches Drama "Der Mann ohne Vergangenheit" rührte auch hier zu Lande viele im Kino an. Wesentlich bessere Aussichten auf einen Oscar hat in der Kategorie "Kurzer Trickfilm" der von vier Studenten der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg erstellte Streifen „Das Rad". In nur 8 Minuten und 40 Sekunden wird mit Witz und Ironie der gedankenlose Umgang der Menschen mit der Natur ins Visier genommen. "Das Rad" hat auf Festivals bereits jede Menge Preise gewonnen. Ob aber in der gegenwärtigen Stimmung in den USA deutsche Kandidaten sonderlich gute Karten haben, muss leider bezweifelt werden. Denn die Veranstalter der Zeremonie am 23. März plagen schon genug Sorgen, ob bis dahin Bomben auf Bagdad fallen. Für Glanz und Glamour wäre das gewiss keine schöne Begleitmusik.

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