Ein "Tatort"-Kommissar als Arzt in Nöten. Ein Bestseller-Autor als manisch-depressiver Wüterich. Jörg Hartmann und Joachim Meyerhoff sind nur zwei der großen Namen, die ab dem kommenden Montag in Hamburg großartiges Theater bieten. Zu sehen sind beide auf dem Hamburger Theaterfestival. Intendant Nikolaus Besch holt dafür jedes Jahr das aus seiner Sicht Beste des deutschsprachigen Theaters in die Hansestadt. Und er liegt damit selten falsch. Die Mischung changiert zwischen sichererem Mainstream und mutigem Abenteuer.
Arthur Schnitzlers "Professor Bernhardi" etwa zeigt Jörg Hartmann in der Rolle eines jüdischen Arztes, der einem Pfarrer verweigert, einer Todkranken die Sterbesakramente zu spenden. Die Frau deliriert nämlich und denkt, sie sei völlig geheilt. Bernhardi hält es für seine humanistische Pflicht, sie in diesem Glauben zu lassen. Aber diese Entscheidung weitet sich zu einem Skandal aus und droht ihn beruflich und privat zu vernichten. Eine spannende, toll besetzte Inszenierung.
Joachim Meyerhoff erschreckend intensiv
Das kann man getrost auch über das Stück "Die Welt im Rücken" sagen. Thomas Melle hat es geschrieben. Er beschreibt darin den Verlauf seiner manisch-depressiven Erkrankung. Joachim Meyerhoff, Bestseller-Autor und Burgschauspieler, steht allein auf der Bühne, wütet, brüllt, hält sich für den neuen Messias, glaubt der Mittelpunkt der Welt zu sein. Aber der manischen Phase folgt der Absturz. Er verliert alles, am Ende auch sich selbst. Eine erschreckend-intensive Darstellung.
Auch Sebastian Koch ist ein Großer seiner Zunft. In der symphonisch-szenischen Lesung "Prometheus, Egmont" rezitiert er Texte von Goethe, Schiller, Lord Byron und Shelly begleitet vom Orchester Wiener Akademie und der Sängerin Marie Arnet. Beethoven Musik, die Wucht der Texte und assoziative Videoprojektionen ergeben eine spannende, magische Mischung.
Letzeres gilt auch für Matthias Hartmanns Kleist-Inszenierung "Michael Kohlhaas". Der Regie-Berserker Hartmann zeigt Kohlhaas' Rachefeldzug als actionreiches, sehr modernes, schnelles Theater. Das Festival läuft vom 11. September bis 6. November und zeigt unter anderem noch "Phädra" mit Corinna Harfouch, "Heisenberg" mit Burghart Klaußner und Caroline Peters sowie "John Gabriel Borkman" mit Martin Wuttke und Birgit Minichmayr. Und der große Harald Schmidt wird sich am 16.9. in einer Matinee im St-Pauli-Theater in einem Gespräch zu einer spannenden Frage äußern: Wieviel Wahnsinn braucht die Kunst?“
Das Hamburger Theaterfestival läuft vom 11. September bis 6. November 2017. Mehr Infos unter hamburgertheaterfestival.de