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Sonja Heiss: "Rimini" Beziehungskrisen, schlechter Sex und eine Hochzeitsreise

Sonja Heiss: "Rimini"
"Rimini" von Sonja Heiss ist bei Audible als Hörbuch erhältlich.
© Headroom / Picture-Alliance
Warum lesen wir so gerne Bücher über nicht funktionierende Familien? Klare Antwort: Weil es so viel Spaß macht! Sonja Heiss seziert in ihrem Debütroman "Rimini" genussvoll das beschädigte Leben von vier Menschen.

Worum geht es?

Im Zentrum von "Rimini" steht eine typische deutsche Familie, bestehend aus zwei pensionierten Eltern und ihren erwachsenen Kindern. Der älteste Sohn Hans ist ein erfolgreicher Anwalt. Doch er steckt in einer Krise - beruflich wie privat. Er trinkt zu viel und verliert immer öfter die Beherrschung. Um seine Ehe zu retten, beginnt er eine Therapie. Die scheitert, weil er sich in seine Therapeutin mit dem schönen Namen Mandel-Minkic verliebt.

Seine Schwester Masha hat ganz andere Probleme: Die beschäftigungslose und finanziell abgebrannte Schauspielerin möchte mit 39 Jahren doch noch ein Kind bekommen. Blöd nur, dass sie ihren langjährigen Partner Georg gerade abserviert hat - sie kann ihn plötzlich nicht mehr riechen. Das macht das Kinderkriegen natürlich schwierig.

Kaum besser geht es ihren Eltern, Alexander und Barbara. Die sind zwar seit einer Ewigkeit verheiratet - doch sie leben noch immer aneinander vorbei. Was vermutlich auch mit ihrer Hochzeitsreise zu tun hat, die vor einem halben Jahrhundert nach Rimini ging.

Wer spricht?

Die Geschichte wird aus der Perspektive der vier Protagonisten erzählt. Jeder bekommt in diesem Hörbuch seine eigene Stimme. Die Großeltern Alexander und Barbara werden von Ulrich Noethen und Maren Kroymann gesprochen, ihre Kinder Hans und Mascha von Lars Eidinger und Heike Makatsch. Alles Schauspieler, die nicht nur den Text transportieren, sondern ihren Figuren ein starkes Eigenleben verpassen. Dadurch wird die Geschichte sehr lebendig.

Warum lohnt sich "Rimini"?

Zahllose Romane sezieren Probleme in Familien. Die Regisseurin Sonja Heiss ("Hotel Very Welcome") erzählt in ihrem Debütroman also nicht wirklich etwas grundlegend Neues. Aber wie sie die Beziehungsproblemen der drei Paare - Hans und Ellen, Masha und Georg sowie Alexander und Barbara - in Worte fasst, macht die besondere Klasse von "Rimini" aus. Mit ihren präzisen, gnadenlosen Schilderungen treibt Heiss die Konflikte immer wieder an die Grenze zwischen loriotesker Komik und tiefer Tragik. Dabei stellt sie ihre Figuren nie bloß, schreib mit Herz und Humor. Ihre größte Stärke: Schon lange hat niemand mehr so gut über schlechten Sex geschrieben. Allein für die Passagen immer wieder aufs neue misslingenden Geschlechtsverkehrs lohnt sich das Buch.

Was stört?

Das Cover von "Rimini" ist an Hässlichkeit kaum zu überbieten. Hörbuch-Nutzer haben immerhin den Vorteil, dass sie die Augen schließen können. Was sich jedoch nicht ignorieren lässt: Bisweilen wirkt die Geschichte etwas überkonstruiert. Die Autorin empfindet große Freude daran, ihre Charaktere zu triezen. Speziell im Fall von Hans übertreibt sie es aber - hier erfindet sie Situationen, die wie auf dem Reißbrett entworfen wirken.

Für wen eignet sich das Hörbuch?

Zahllose Romane der Weltliteratur haben dysfunktionale Familien zum Thema. Wer "Korrekturen" von Jonathan Franzen oder die Werke von Yasmian Reza mag, wird beim Hören von "Rimini" große Lust verspüren.

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