Schlachtfeld

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Halloween: Hier suchen Geisterjäger nach paranormalen Aktivitäten – und finden Unerklärbares

Halloween Hier suchen Geisterjäger nach paranormalen Aktivitäten – und finden Unerklärbares

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"Ist irgendjemand hier? Stört dich jetzt irgendwas hier? Warum du mit uns nicht sprechen möchtest? Dann lasse bitte ein Gerät ausschlagen." Spätsommerabend auf einem ehemaligen Schlachtfeld: Hier sind vor knapp 800 Jahren bis zu 12.000 Menschen ums Leben gekommen – erstochen, erschlagen, die Seelen aus dem Leib gerissen. Bei so einem brutalen, ungewollten Tod sei die Wahrscheinlichkeit höher, dass der Mensch etwas hinterlässt. Meinen Geisterjäger. Wir begleiten die Paranormal Research Group-Hamburg (PRG-HH).
"Das Wort Geister würde ich gar nicht so in den Mund nehmen. Paranormal heißt nicht Geister, es heißt etwas nicht Erklärbares. Wir wollen uns nicht anmaßen, zu sagen, hier gibt es Geister oder es gibt keine Geister. Das weiß man nicht, oder wir wissen es nicht. Deswegen sagen wir einfach nur, hier ist etwas Unerklärbares oder etwas Paranormales, wenn wir ausgeschlossen haben, dass das wirklich nichts mit natürlichen Ursachen zu tun hat." Die Gruppe untersucht paranormale Aktivitäten in alten Burgen, Schlössern und Dachboden. Klienten bitten um Hilfe, wenn es irgendwo spukt.
Aber spukt da wirklich etwas?
Wir wollen helfen und wir wollen erforschen. Da wo wir jetzt hinfahren, ist auch eine Geschichte. In Amerika wird das sehr häufig gemacht, indem Schlachtfelder untersucht werden... Wir gehen auf Schlachtfelder, jetzt zum Beispiel 1227 Bornhöved. Frank Werner hat PRG-HH 2004 gegründet. Der Teamleiter – wie alle sieben Mitglieder der Gruppe – macht es nicht hauptberuflich. Eigentlich ist er Veranstaltungstechniker. Die Hansestadt lassen wir im Rückspiegel verschwinden. Die grünen Flächen von Schleswig-Holstein werden dichter. Bornhöved ist eine kleine Gemeinde rund 15 Kilometer östlich von Neumünster. Die Gruppe ist schon zweimal an diesem Ort gewesen. Bei beiden Besuchen haben die Ermittler Kontakt mit irgendetwas aufgenommen.
"Magst du kein Feuer? Oder magst du Feuer?" "Ist dir etwas Schlimmes widerfahren mit Feuer? Hast du etwas Schlechtes erlebt? Hat irgendwas gebrannt, was dir wichtig war?"
Die Geisterjäger verfassen im Vorhinein Fragen. In einem Ordner wird festgehalten, was sie beim letzten Besuch herausgefunden haben: Das Wesen mag weder Feuer noch Männer, hatte drei Kinder und eine Frau. Die Koffer lassen vermuten, die PRG-HH wäre eine Kommandoeinheit.
"Das ist der EMF-Messer, der K-II. Den sieht man in jeder amerikanischen Sendung eigentlich. Wenn der ausschlägt, dann hat man irdische Strahlung, sage ich mal. Denn es geht um elektronische Magnetfelder, und die Geräte nehmen wir zum Ausschluss. Aber mittlerweile haben wir auch festgestellt, als Kommunikation. Aber im Schwerpunkt laufen wir erst mal damit einen Bereich ab, ob wir überhaupt strahlungsfrei sind."
Die altmodischen Kameras täuschen. Frank baute die meisten um, sodass sie auch für schwache Beleuchtung geeignet sind.
Doch nicht alles an der Geisterjagd ist Hightech. Man kann auch ganz einfach nach Geistern suchen – mit diesem gebastelten Kommunikationsgerät aus alten CD-Hüllen zum Beispiel.
"Wenn eine Windböe kommt, müssen wir das natürlich mit der Kamera erkennen. Und dann ist die Hoffnung, dass jemand das Bild vielleicht anfasst, wenn er Lust hat."
Die Dämmerung rückt näher, aber es ist noch nicht dunkel genug. Ein Klischee wird bestätigt: Gespukt wird in der Dunkelheit. Doch die meisten wissen nicht, was ein paranormaler Forscher macht – oder ihr Job wird ins Lächerliche gezogen. Die Schuld läge an TV-Serien, vor allem aus den USA.
"Es gibt ein, zwei Sender, wo dann die ganze Zeit so etwas läuft. Dämonologen und Experten des Spuks erzählen ja, es spukt und das ist ein Geist. Und den musst du so vertreiben. Die Leute glauben das. Die sitzen zu Hause und haben Angst, weil irgendetwas ein-, zweimal die Woche in ihrer Küche knackt. Und die schieben wirklich Panik. Und wenn die uns dann kontaktieren und wir auch hinfahren und messen und da gibt es definitiv nichts. Weder, dass jemand irgendwas wahrnimmt, ob das jetzt Kälte oder ein mulmiges Gefühl oder sonstiges ist. Und kein einziges Messgerät schlägt aus. Das wollen die gar nicht hören. Sie sehen das, was im Fernsehen ist, und genau das wollen sie bestätigt haben. Und das ist das Schlimme: Dass sie diese Menschen dadurch psychisch krank machen."
Ein Teil des Jobs ist es, auch solche Menschen zu beraten. Viele Klienten suchen erst Hilfe, nachdem sie ein Geisterprogramm im Fernseher gesehen haben.
"Menschen haben Angst und du musst sie runterholen. Man kann bloß mal versuchen, eine Hilfe zu geben...Das ist sehr kompliziert, weil sie wirklich in einer Spirale drin sind. Man kann versuchen, Kontakt zu halten und nach einem halben Jahr anrufen. 'Hallo, wir haben uns nicht gehört. Alles gut jetzt?' Oder man hakt nach."
Erfolg sei schwer zu messen in diesem Bereich, sagen die Ermittler. Aber ihre "Erfolgsquote" ist überraschend: In 98 Prozent der Fälle könne die Gruppe eine natürliche Erklärung finden. Die meisten Anfragen können per Mail beantwortet werden. Heute geht es aber um etwas Anderes: keine Klienten, nur pures Interesse.
"Es gibt einige, die wirklich sagen, was ist das für einen Quatsch. Das ist totaler Schwachsinn."
"Dann dreht sich das immer ganz schnell. Die nächste Frage von den Leuten ist meistens: Können wir mal mitkommen? Gerade wenn es um Burgen und Schlösser geht."
Das außergewöhnliche Hobby ist auch nicht gerade günstig.
"3000 Euro. Bei uns geht es so: Fahren wir mit der Queen Mary nach New York oder kaufen wir eine neue Wärmekamera für die Gruppe? Also das soll auch zeigen, es ist für uns kein Spiel. Wir glauben schon an die Sache."
"Diese Wärmebildkamera – da müssen wir so vorsichtig sein. Durch die Reflektionen an den Wänden produzierst du deine eigenen Geister. Und das ist das Problem, was du im Internet häufig siehst. 'Ein Geist, ein Geist!' Das ist ein Schattenwurf, eine Reflektion, auch an vertieften Wänden zum Beispiel. Da reflektiert das. Leute lehnen gegen die Wand, gehen weg, und auf einmal hast du eine Figur da. Die sind nicht selbstkritisch genug für die Kameras."
"Machen wir mal so. Die Herrschaften?"
"Ja?"
"Die Wärmebildkamera läuft, wir haben ein bisschen Akkuleistung – noch zwei Drittel. Auch dort haben wir zwei Drittel. Wir können jetzt...
"Starten."
"Starten."
"Diktiergerät Manu und Andi, 21:36, Kronsberg, Bornhöved, 14. Juli 2018. Testfeld ist Gauss Master, versuchen Kommunikation."
Manuela und Daniela setzten sich hin, bewaffnet mit Geräten. Eine Kamera ist auf die beiden gerichtet. Viele Begriffe bei diesem Hobby sind amerikanisch: Es ist ein "Sit-Down". Hinsetzen und einfach Fragen stellen – ins Nichts.
"Wenn du dich dem Gerät näherst, schlagen sie aus. Es wäre toll, wenn wir mit dir noch mal sprechen können. Unten auf dem Fußboden liegt auch noch ein Gerät. Da kannst du auch draufsprechen. Einfach klar und deutlich draufsprechen, wenn du uns was sagen möchtest oder uns was fragen möchtest. Das können wir zwar nicht vor Ort hören, aber das hören wir später, wenn wir wieder zuhause sind. Dann können wir dir deine Fragen nächstes Mal beantworten, wenn du jetzt welche stellst."
"Ist irgendjemand hier?"
"Stört dich jetzt irgendwas hier? Warum du mit uns nicht sprechen möchtest? Dann lasse bitte ein Gerät ausschlagen."
Das Wesen möge keine Männer, deswegen leiten die Frauen diese Ermittlung. Ob unsere Anwesenheit stört?
"Ist vielleicht jemand anderes sonst hier? Jemand, der vielleicht früher in der Schlacht hier gekämpft hat?"
"Ist überhaupt irgendjemand hier?"
"Jetzt laufe ich hier auch rum, während das Sit-Down und die Testfelder laufen, und mache wahllos – wirklich wahllos – Bilder in der Runde. Es ist auch sehr effektiv. Also oft hat man irgendwas darauf, worüber man diskutieren kann. Und das läuft im Vollspektrumsbereich – also eigentlich im Infrared- und Ultraviolettbereich, die die Kamera vor allem aufnimmt. Verstärken tue ich mit einem Infrarotlicht, damit ich nicht so ganz düstere Aufnahmen habe. Das läuft parallel und ich laufe herum und mache Bilder."
"Sollen wir warten, bis es ein bisschen dunkler ist? Traust du dich vielleicht dann erst?"
Es ist erst kurz nach 22 Uhr. Das erste "Sit-Down" bringt nichts. Rund um den Tisch wird genascht und geplant.
Nach einer Weile versucht die ganze Gruppe gemeinsam Kontakt mit irgendwas aufzunehmen.
"Es ist wieder schön hier zu sein. Falls ihr meinen Namen vergessen habt, bin ich der Frank."
"Ich bin der Steven."
"Ich bin Manuela und ich war auch schon hier."
"Ich bin Andreas und ich war auch schon hier."
"Ich bin Denise und ich bin zum ersten Mal hier."
"Und ich bin Daniela und war auch schon mal hier."
"Wir haben ein paar Fragen an euch. Ist jemand hier, der Waldemar II. kannte oder der bei der Schlacht dabei war? Dann kannst du die Geräte benutzen oder das Diktiergerät."
Nun ein letzter Versuch in der Dunkelheit. Kein Erfolg.
Nach 20 Minuten ist Aufbruchsstimmung – doch dann passiert es. Ein Messgerät fällt von dem Gedenkstein. Das Team eilt dahin.
"Nimm noch mal deine ganze Kraft zusammen und versuch noch mal ein Gerät vom Stein runterzuschubsen. Da liegen ja noch mehr. Vielleicht schaffst du es ja noch mal."
Doch nach einigen Minuten zieht Daniela einen Schlussstrich.
"Oder ist das Gerät einfach nur runtergerutscht und du kannst da nichts für?"
Etwas Übersinnliches ist diesmal nichts zu finden. Doch hier hört die Suche nicht auf. Zurück in Hamburg wertet jedes Mitglied seine Audio- und Kameraaufnahmen aus. Wo die menschlichen Sinne versagen, hilft die Technik.
"Das sind ewige Stunden, die wir hier immer sitzen und hören."
Sanfte Flüstertöne, Schritte, Klopfen – paranormale Ermittler suchen die Nadel in dem Heuhaufen.
"Wir haben zwar kleine Fragmente, aber die sind so tief in diesem Rauschen drin, dass wir das nicht akzeptieren, dass das etwas Paranormales sein könnte. Wir hatten das, wo das eine Messgerät von diesem Stein runtergefallen war ... Aber es war auch sehr rutschig auf dem Stein. Da haben wir gesagt: Nein. Wir wollen hier nichts zaubern. Wir wollen Fakten haben. Und an dem Abend gab es keine Fakten, dass es dort gespukt hat."
Und eine neue Erkenntnis lässt die Köpfe noch tiefer hängen: Das "Gauss Master" Messgerät, mit dem das Team mit dem Geist vorher kommuniziert haben soll, ist leider nichts außer menschlichem Fehlverhalten.
"Wir haben aber festgestellt, dass diese Geräusche von irdischem Ursprung sind. Man kann durch Muskelzucken noch hinbekommen, diese Schalter zu bewegen, dass es unsichtbar und minimal ist. Und das Gerät macht dann diese komischen Geräusche, die wir noch nie hatten."
Also war alles umsonst? Kann man wirklich gründlich nach dem Übersinnlichen suchen? Frank und das PRG-HH Team geben die Jagd nach wissenschaftlichen Beweisen nicht auf.
"Ob ich jetzt noch an Geister glaube, beziehungsweise an eine Seelenwelt, ein Leben nach dem Tod, muss ich ja sagen. Auch wenn wir dieses Mal nichts dort hatten, hatten wir oft andere Situation, in den wir unsere eigenen Beweise – nicht wissenschaftliche Beweise – hatten, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Eine Welt neben unserer Welt und auch ein wenig Spuk."