Expertenbericht "Irak wird zum 'Schlachtfeld' islamischer Terroristen"

Der Irak ist nach Einschätzung von Experten der Vereinten Nationen zum "Schlachtfeld" für Osama bin Ladens Terrororganisation El Kaida und Anhänger anderer muslimischer Kampfgruppen geworden.

Der Irak ist nach Einschätzung von Experten der Vereinten Nationen zum "Schlachtfeld" für Osama bin Ladens Terrororganisation El Kaida und Anhänger anderer muslimischer Kampfgruppen geworden. Das Netzwerk von El Kaida breite sich fast ungebremst weiter aus und habe im Irak einen fruchtbaren Boden gefunden, heißt es in einem Bericht des zuständigen Ausschusses im UN-Sicherheitsrat. Der Bericht wurde am Montag in New York vorgelegt.

Darin stellt das "Sanktionskomitee für El Kaida, die Taliban und Verbündete" fest, dass Terroristen "ungehinderten Zugang" zum Irak hätten. "Durch die vielen ausländischen und nicht-muslimischen Soldaten erweist sich (der Irak) als ideales Schlachtfeld für die Gefolgsleute der von Osama bin Laden inspirierten 'Muslimischen Weltfront für den Dschihad' (Heiliger Krieg) gegen die Juden und Kreuzritter", heißt es in dem Bericht, bezogen auf die Koalition unter US-Führung im Irak. Das Komitee fordert Regierungen in aller Welt auf, im Kampf gegen den Terrorismus enger zusammenzuarbeiten und auch härter gegen Terroristen vorzugehen. Diplomaten des UN-Komitees waren im September durch den Nahen Osten gereist, um Informationen für den Bericht zu sammeln.

Annan will bald neuen Sonderbeauftragten ernennen

Unterdessen kündigte UN-Generalsekretär Kofi Annan die baldige Ernennung eines neuen UN-Sonderbeauftragten für den Irak an. Allerdings werde dieser Posten bis auf weiteres nur durch einen amtierenden UN-Vertreter besetzt sein, erklärte er nach Angaben von Diplomaten beim ersten Treffen der von ihm berufenen Beratergruppe für den Irak-Konflikt in New York.

Größeres Engagement der UN nicht möglich

Nach Einschätzung der UN erlaube die Sicherheitslage im Irak derzeit kein größeres Engagement der Weltorganisation, sagte der amerikanische UN-Botschafter John Negroponte nach dem Treffen vor Reportern. Der Irak-Sonderbeauftragte der UN, Sergio Vieira de Mello, war bei dem Bombenanschlag auf das UN-Hauptquartier in Bagdad am 19. August umgekommen. Annan hatte danach alle ausländischen UN- Mitarbeiter abgezogen.

Widersprüchliches Stimmungsbild im Irak

Die Iraker haben nach einer Umfrage kein Vertrauen in die amerikanisch-britischen Truppen und die von den Amerikanern gelenkte zivile Übergangsverwaltung. Für die am Montag in London veröffentlichte Studie befragten die Universität Oxford und die Forschungsorganisation Oxford Research International 3244 Haushalte.

Die repräsentative Umfrage zeichnet ein Stimmungsbild der Widersprüche. So halten zwar 42 Prozent den Sturz von Präsident Saddam Hussein für "das Beste, was in den letzten zwölf Monaten passiert ist". Doch dieselben amerikanisch-britischen Truppen, die den Diktator entmachtet haben, genießen weniger Vertrauen als jede andere Institution. 79 Prozent der Befragten gaben an, "kein Vertrauen" in die Truppen zu haben. Aber auch den irakischen Parteien misstrauen 78 Prozent. Großes Vertrauen (70 Prozent) genießen nur die religiösen Führer des Landes. Den höchsten Wert unter den ausländischen Institutionen im Lande erzielten mit 35 Prozent die UN.

Ein Toter US-Soldat nach Angriff aus Hinterhalt

Aufständische haben am Montag bei Habbanija, 80 Kilometer westlich von Bagdad, eine US-Patrouille angegriffen. Wie das US- Militärkommando in Bagdad mitteilte, schossen die Rebellen mit Handfeuerwaffen aus dem Hinterhalt. Ein US-Soldat wurde schwer verwundet und erlag später in einem Feldlazarett seinen Verletzungen.

Am Wochenende schwerste Gefecht seit Wochen

US-Militärs berichteten, am Sonntag seien 54 Iraker gestorben, als die US-Truppen Angriffe auf zwei Geldtransport-Konvois in der Stadt Samarra zurückgeschlugen. Bei dem Gefecht, das eines der heftigsten seit dem Sturz von Saddam Hussein war, seien am Sonntag zudem 22 Iraker und fünf US-Soldaten sowie ein mitreisender Zivilist verletzt worden, sagte der Sprecher der US- Truppen im Irak, General Mark Kimmitt. Am selben Tag wurden zwei südkoreanische Elektriker nahe der Stadt Tikrit aus dem Hinterhalt getötet. Zuvor waren am Wochenende sieben spanische Geheimdienstbeamte und zwei japanische Diplomaten auf gleiche Weise im Irak umgekommen.

Die irakischen Behörden widersprechen den Angaben der USA, was die Opfer in Samarra betrifft. Sie gehen von acht getöteten Irakern aus (siehe auch: "Mehr zum Thema").

DPA