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Palantir schließt gigantischen Deal Wie der Paypal-Gründer der US-Armee die Kontrolle über das Schlachtfeld sichert

Us Army Tank in Iraq War
Auf dem Schlachtfeld geht schnell die Übersicht verloren
© Maurizio Gambarini/ / Picture Alliance
Einst gründete der Deutsche Peter Thiel den Bezahlanbieter Paypal. Sein Unternehmen Palantir gilt als geheimniskrämerischstes Unternehmen des Silicon Valley - und soll nun für das US-Militär Kriege entscheiden.

Elon Musk ist der Prototyp des sympathisch-durchgeknallten Genies. Einst mit Paypal reich geworden, lebt er heute mit Tesla seinen Traum vom elektrischen Auto und will demnächst auf dem Mars landen. Sein Paypal-Partner Peter Thiel hat einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Er gilt als extrem ruhig, machte mit der Unterstützung Donald Trumps Schlagzeilen - und hat mit seinem Unternehmen Palantir statt dem Weltraum bald das Schlachtfeld im Blick.

Dafür sorgt ein gigantischer Auftrag der US-Armee. Für satte 876 Millionen US-Dollar soll Palantir gemeinsam mit dem Rüstungskonzern Raytheon das Informationssystem der US-Streitkräfte erneuern. Für die auf 20 Milliarden Dollar Gesamtwert geschätzte Firma in Privatbesitz ist das ein großer Batzen Geld. Ziel des Auftrages dürfte sein, die Kontrolle auf dem Schlachtfeld zu behalten - in dem man die Züge der Gegner vorhersieht.

Datengetriebener Krieg

Genau das ist die Spezialität von Thiels 2004 gegründeter Analyse-Firma. Darauf deutet schon der Name hin: Palantiri, das sind bei "Der Herr der Ringe" die sehenden Steine, mit denen man magisch in weit entfernte Regionen schauen kann. Was genau Palantir für welchen Auftraggeber tut, ist streng geheim. Auf Magie muss man sich aber wohl nicht verlassen: Als Big-Data-Unternehmen setzt Palantir auf gigantische Datenmengen und smarte Algorithmen, die Muster in ihnen entdecken und deuten können. So bringen sie unentdeckte Zusammenhänge ans Licht und ermöglichen relativ zuverlässige Prognosen auf künftige Geschehen.

Auf dem Schlachtfeld sind solche Kenntnisse oft kampfentscheidend. Die US-Armee betreibt deshalb schon heute ein solches Informationssystem, das Distributed Common Ground System, kurz DCGS. Es soll Informationen aus "sämtlichen Stufen vom All bis in den Schlamm" miteinander verbinden, erklärt die offizielle Internetseite. Bloß: Das System entstand bereits in den Neunziger Jahren und kann die Informationsflut moderner Technik, inklusive neuen Datenlieferanten wie Drohnen und ähnlichem, längst nicht mehr verarbeiten. Palantir und Raytheon sollen das mit ihrem über zehn Jahre reichenden Auftrag ändern und so den Informationsvorteil auf dem Schlachtfeld zurückerobern.

Per Klage ins Militär-Geschäft

Die Entstehung des Auftrags erscheint zunächst etwas skurril: Palantir hatte die US-Armee verklagt, weil man sich bei der Ausschreibung des Auftrags übergangen fühlte. Ein Gericht bestätigte diese Einschätzung 2016. Palantir durfte sich offiziell bewerben, nun bestätigte das Pentagon den Zuschlag. Bei der US-Marine war man vorher einen ähnlichen Weg gegangen. Dass Peter Thiel als einem der wenigen offenen Unterstützer Donald Trumps mit dem Machtwechsel ein zunehmender Einfluss in Washington nachgesagt wird, dürfte zumindest nicht geschadet haben.

Den Wert seiner Analysewerkzeuge konnte Palantir bereits mehrfach beweisen. Die Firma arbeitet schon seit Jahren mit anderen US-Behörden zusammen, brachte etwa die vorher getrennten Datensysteme von CIA und FBI zusammen. Auch in der Terrorbekämpfung setzen die USA schon länger auf Palantirs Dienste. In Afghanistan konnte man so die Platzierung von Sprengfallen korrekt vorhersagen und erkannte, dass Garagentoröffner für die Detonation genutzt wurden. Bei der Entdeckung von Osama bin Laden in seinem Versteck in Pakistan soll das Unternehmen seine Finger im Spiel gehabt haben. Natürlich  wird das nicht offiziell bestätigt.

Palantir bei der Bundeswehr?

Auch in Deutschland ist man interessiert. Der in Frankfurt promovierte Palantir-CEO Alexander Karp traf sich im Februar mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. Im Rahmen des Treffens erklärte Karp, er habe die Firma nach deutschem Vorbild beim Datenschutz aufgebaut, schreibt "Gründerszene". Doch nicht nur Behörden zählen zu Palantirs Kunden. Auch große Konzerne schätzen die Dienste des extrem verschwiegenen Daten-Giganten. Die deutsche Firma Merck arbeitet seit Anfang 2017 mit Palantir zusammen. Karp soll demnächst in den Vorstand von Axel Springer einziehen.

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