Kabarettist Nico Semsrott "AfD-Anhänger sind arm dran, sind aber auch schlechte Menschen"

Dass die AfD unwählbar ist, haben schon mehrere Künstler festgestellt. Jennifer Rostock werden aktuell für ihren Anti-AfD-Song gefeiert. Der Hamburger Kabarettist Nico Semsrott geht der Frage nach: Was wollen Rechtspopulisten eigentlich?

Was Jennifer Rostock machen, macht Nico Semsrott schon lange: sagen, wie schlimm alles ist. Vor allem Rechtspopulisten. Der Hamburger Kabarettist hat sich schon vor Monaten in seinem Bühnenprogramm über die AfD und ihre Wähler ausgelassen. Doch gerade jetzt, vor der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern und nach dem Erfolg des Jennifer-Rostock-Songs, wird der Clip mit seiner AfD-Nummer im Netz verbreitet.

Nico Semsrott mimt auf der Bühne den Weltschmerz ertragenden Depressiven. Schuld an seiner Unzufriedenheit mit der Welt sind deren Bewohner. Vor allem der Mensch im Allgemeinen und der AfD-Wähler im Besonderen. Was sind das für Leute, diese Rechtspopulisten? AfD-Anhänger sind einerseits arm dran, sind andererseits aber auch schlechte Menschen, sagt Semsrott. Denn der gemeine AfD-Wähler hat es nicht leicht - macht aber leider das schlechteste daraus.

"Statt ein Problem zu lösen, verweist die AfD auf ein erfundenes"

Die Kritik der Rechten an sozialer Ungerechtigkeit ist schließlich im Grunde gar nicht ungerechtfertigt, stellt der Kabarettist fest. Allerdings ist die Ursache-Wirkungs-Analyse der AfD-Anhänger gestört. Deutlich wird das etwa an deren Kritik an der deutschen Flüchtlingspolitik. "Mir geht's nicht so gut - woran könnte das liegen? Vermutlich an den Leuten, die gerade erst kommen", so funktioniere also die Logik der Rechtspopulisten. "Das eine ist gerechtfertigte Wut über Ungerechtigkeit und das andere ist Rassismus", fasst Semsrott zusammen. "Statt das eine Problem zu lösen - eine ungerechte Gesellschaft -, verweist die AfD einfach auf ein erfundenes Problem: Ich sehe was, was du nicht siehst und das ist die Islamisierung des Abendlandes". 

In der Flüchtlingsfrage zeigt sich für Semsrott auch die große moralische Spannbreite des zivilisierten Menschen: "Wir erschießen keine Menschen an den Außengrenzen, weil das unmenschlich ist, nein: Wir lassen sie ertrinken." Ganz anders die AfD: Die will nun mit dieser europäischen Tradition brechen und zusätzlich zu der unterlassenen Hilfeleistung im Mittelmeer noch aktiv Flüchtlinge erschießen. 

In Anlehnung an eine bekannte Nummer des britischen Komikers Stewart Lee versetzt Semsrott sich in den AfD-Politiker Björn - Verzeihung: Bernd - Höcke hinein, um dessen Ansichten besser nachvollziehen zu können: "Vor Millionen von Jahren, ging es uns da nicht alles besser, als diese verdammten Fische noch im Wasser geblieben sind und niemand an Land gekommen ist? Unser Land!" Und vor dem Urknall? Damals war ja doch irgendwie alles besser. Einwanderung gab es damals jedenfalls noch nicht. 

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