Im Kulturkaufhaus Dussmann in Berlin ist es am Dienstagabend zu einer besonderen Begegnung gekommen: Starpianist Igor Levit traf die Klimaaktivistin Luisa Neubauer, Mit-Organisatorin von FridaysForFuture Deutschland, zum Gespräch. Die Veranstaltung wurde auch live im Netz übertragen.
Anlass für dieses Aufeinandertreffen war die Veröffentlichung von Levits neuem Album. "Encounter" ist am 11. September erschienen - und gleich auf Platz 13 in den deutschen Charts eingestiegen. Eine kleine Sensation angesichts eines Doppelalbums mit klassischer Musik - das dazu ein ungewöhnlich anspruchsvolles Programm bietet und die großen Hits dieser Musikrichtung ausspart.
Wie der Titel "Encounter" (Begegnungen) schon andeutet, geht es um das Aufeinandertreffen von Künstlern. Bei vier der fünf Kompositionen handelt es sich um Neufassungen: Die erste CD enthält zwei selten gespielte Bearbeitungen von Bach- und Brahms-Choralvorspielen, die der italienische Komponist Ferruccio Busoni vorgenommen hat.
Die zweite CD wird eingeleitet mit Max Regers Klavierarrangement der "Vier ernsten Gesänge" von Brahms, darauf folgt Julian Beckers Bearbeitung von Max Regers "Nachtlied". Das Album verklingt mit Morton Feldmans leisem Klavierstück "Palais de Mari" aus dem Jahr 1986.
Igor Levit spricht ein breites Publikum an
Dass sich dieses anspruchsvolle Album so gut verkauft, liegt an dem ungewöhnlich breiten Publikum, das Levit anspricht: Der 1987 in der Sowjetunion geborene Künstler hat viele junge Hörer unter seinen Fans. Dazu haben auch die 52 live aus seinem Wohnzimmer auf Twitter gestreamten Konzerte beigetragen, mit denen der Pianist während des Corona-Lockdowns von Mitte März bis Anfang Mai zahllosen Menschen Mut zusprach und sie über die schwere Zeit hinwegtröstete.

Im Gespräch mit Luisa Neubauer ging es jedoch nicht nur um Musik. Igor Levit ist einer der wenigen klassischen Intellektuellen dieses Landes: ein umfassend gebildeter Mensch, der sich aber auch in politisch-gesellschaftlichen Fragen regelmäßig einmischt. So wurde Levit für sein Engagement gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus im Februar von dem Internationalen Auschwitz Komitee geehrt. Und am 1. Oktober wird ihm Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verleihen. "Bei ihm sind künstlerisches Wirken, gesellschaftspolitisches Engagement und Solidarität mit anderen untrennbar verbunden", heißt es unter anderem in der Begründung.
Auch das Thema Klimaschutz liegt ihm am Herzen: Der 33-Jährige spielte beim Bundesparteitag der Grünen und unterstützt auch die FridaysForFuture-Bewegung. Mit Luisa Neubauer hatte er dafür die perfekte Gesprächspartnerin.