Der Axel-Springer-Verlag hat "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt vorübergehend freigestellt. Hintergrund sind Vorwürfe gegen Reichelt und ein in diesem Zusammenhang intern eröffnetes Compliance-Verfahren gegen den Leiter der Boulevardzeitung. Das Verfahren zielt darauf ab zu prüfen, ob Reichelts Verhalten regelkonform war und die Richtlinien der Firma eingehalten worden sind.
Wie unter anderem der "Spiegel" berichtete, erhoben Angestellte der "Bild" die Vorwürfe gegen Reichelt. Das Magazin schrieb unter der Überschrift "Vögeln, fördern, feuern" von Machtmissbrauch und Ausnutzung von Abhängigkeitsverhältnissen. In der Pressemitteilung der Axel Springer SE heißt es: "Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Daher wird das Unternehmen derzeit keine weiteren Angaben zum Verfahren und zum Gegenstand der Vorwürfe machen."
Reichelt bestreitet die Vorwürfe
Das Unternehmen betonte, dass es keine Beweise für die Vorwürfe gebe. Reichelt selbst weise sie zurück: "Um eine ungestörte Aufklärung sicherzustellen und die Arbeit der Redaktion nicht weiter zu belasten, hat er den Vorstand darum gebeten, bis zur Klärung der Vorwürfe befristet von seinen Funktionen freigestellt zu werden." Die Freistellung sei inzwischen erfolgt. "Die Führung der Redaktion übernimmt für diesen Zeitraum Alexandra Würzbach, Chefredakteurin 'Bild am Sonntag' und Mitglied der Chefredaktion der 'Bild'-Gruppe," hieß es in der Pressemitteilung weiter.
Reichelt ist seit 2002 und damit seit fast 20 Jahren beim Konzern Axel Springer in unterschiedlichen Funktionen tätig. Im Februar 2017 wurde er neben seinem Posten als Chefredakteur "Bild Digital" zusätzlich Vorsitzender der "Bild"-Chefredaktion und trägt die übergeordnete redaktionelle Verantwortung der für die Marke "Bild". 2018 übernahm er dann zudem den Posten des Chefredakteurs "Bild"-Print.
Quellen: Axel Springer SE, "Der Spiegel", Nachrichtenagentur DPA.