Arcimboldo-Ausstellung Hühnchennase und Schweinelocke

Auch wer seinen Namen nicht kennt, hat zumindest schon mal eines seiner Bilder gesehen: Giuseppe Arcimboldos "Gemüseporträt" von Kaiser Rudolph II. gehört zu den berühmtesten Gemälden der Kunstgeschichte. Das Kunsthistorische Museum Wien zeigt nun eine umfassende Gesamtschau seiner Werke.

Ob Angela Merkel wohl erfreut wäre über ein Porträt, das sie als "Herbst" zeigt? Mit Birnennase, Apfelbacken und Augen aus Erbsenschoten und Rübchen. Mit Kürbisbrust und wirren Haaren aus grünen und blauen Trauben, Ähren und Maiskolben.

Der Habsburger Kaiser Rudolph II. jedenfalls war äußerst entzückt über genau so ein Bild, das der Künstler Giuseppe Arcimboldo 1590 von ihm gemalt hatte. So gut gefiel ihm das verrückte Gemüseporträt, dass er den Italiener sofort in den Adelsstand erhob.

Und auch die anderen Wiener aus der vornehmen Gesellschaft waren verrückt nach den Gemälden des Hofmalers Arcimboldo. Sie liebten seine verqueren Ideen und seine dekorativen Rätselbilder. Noch nie zuvor hatte es Vergleichbares gegeben. Und weil der Künstler aus Mailand nicht nur malen konnte, sondern auch ein Meister im Organisieren großer Feste und Gelage war, machten sie ihn zum Zeremonienmeister und Festregisseur am Kaiserhof in Wien und Prag und ließen ihn Umzüge, Feuerwerke und Wasserkonzerten planen. Arcimboldos Bilder wurden dabei gern als Ratespiele präsentiert: Die Gäste sollten herausfinden, wer da abgebildet war. Ein großer Spaß.

Vexierbilder und bizarre Kompositionen

Nicht nur aus Obst und Gemüse waren die bizarren Kompositionen komponiert. "Der Bibliothekar" etwa besteht komplett aus Büchern, andere Porträts aus Fischen oder Käfern. Das Gesicht des grausamen Kaisers Herodes ist gar aus Dutzenden von Kinderleichen zusammengesetzt.

Besonders raffiniert: "Der Koch". Auf den ersten Blick ist nur eine Platte zu sehen, auf der ein Spanferkel und verschiedene andere Fleischteile liegen. Stellt man das Bild aber auf den Kopf, lugt plötzlich ein Mensch unter einem Helm hervor, ein gebratenes Hühnchen ist zur Nase geworden, der Ringelschwanz des Schweins zur Locke auf der Glatze. Einen ähnlichen Spaß erlaubte der Maler sich beim "Gemüsehändler". Was aussieht wie eine Schüssel voller Möhren, Zwiebeln und Rettiche, entpuppt sich umgedreht als pausbackiger Mann mit wulstigen Rübenlippen.

Hoch verehrt im Leben, gerät Arcimboldo nach seinem Tod schnell in Vergessenheit. Erst die Surrealisten den manieristischen Künstler im 20. Jahrhundert wieder und ließen sich von seinen bizarren Einfällen anregen. Vielleicht wäre Salvador Dali nicht zum genialen Exzentriker geworden, wenn es nicht 400 Jahre zuvor Giuseppe Arcimboldo gegeben hätte.

Wien, Kunsthistorisches Museum, noch bis 1. Juni. Infos unter http://www.khm.at. Katalog im Verlag Hatje Cantz. 320 Seiten. 39,80 Euro

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