Daniel Powter "Wie der Zauberer von Oz"

15 Jahre brauchte er, bisher einen Plattenvertrag bekam. Die Beharrlichkeit hat sich gelohnt: Der Songwriter Daniel Powter hat nun sein Debütalbum veröffentlicht - und stürmt in die Charts.

Daniel Powter ist ein Musiker, der sich in seinen Liedern wohl fühlen will. Der nicht in die heute mit "Pro Tools" so prall gefüllte Trickkiste greift, um eine vielleicht nur bescheidene Idee zum Hit hochzujazzen. Für so einen kann es freilich etwas länger dauern, bis die Karriere in Schwung kommt. Mit "Bad Day" hat der 34-jährige Kanadier jetzt einen von Radiosendern in Frankreich, der Schweiz und allmählich auch in Deutschland gerne gespielten Song im Rennen; sein nach ihm benanntes Debütalbum (WEA) ist gerade erschienen.

Von Motown geprägt

"Es hat vom Start bis hierher 15 Jahre gedauert", erzählt der Sänger, Songwriter und Keyboarder. "Es hat so lange gedauert, bis ich einen Plattenvertrag bekam. Es war, als ob man mich zu einer Tür geführt hat, die immer verriegelt war. Das hatte sicher damit zu tun, dass ich mich nicht den gerade angesagten Stilrichtungen angepasst habe." Vor zwei Jahren bekam er dann die Möglichkeit, mit allen Freiheiten seine Musik aufzunehmen. Seine Lieder sind von Motown, Fleetwood Mac, Duran Duran und Elton John geprägt - oder genauer gesagt der Plattensammlung seiner Eltern. "Ich habe als Kind amerikanische Backbeat-Musik geliebt. Ich habe immer diese coolen Platten gehört, die meine Eltern hatten. Sie eröffneten mir eine andere Welt, in die ich durch eine Rettungsluke gelangte."

Powter ist Legastheniker; die Lese- und Schreibschwäche behindert ihn bis heute. Er konnte sie zwar mit Musik nicht überwinden. "Aber sie versetzte mich in die Lage, der Wirklichkeit zu entfliehen. Ich habe definitiv die Gehirnhälfte entwickelt, die für Musik zuständig ist. Ich konnte keine Musik lesen und kann das immer noch nicht. Noten, das sind für mich schwarze Punkte auf Papier. Ich habe also mein Gehör entwickelt. Ich bin nach Hause gekommen und habe im Wohnzimmer Fleetwood Mac, Beatles, Marvin Gaye, alle Prince-Platten gehört. Das habe ich gemacht, als ich jung war. Ich habe mich von der Musik beschützt gefühlt."

Schneller Erfolg ist nicht das Ziel

Das führt auch zu einem weniger geschäftsorientierten Verhältnis zur eigenen Tätigkeit als Musiker. Powter geht es nicht um schnellen Erfolg und darum, im Rampenlicht zu stehen. Er ist ein Idealist, dem es nur auf seine Musik ankommt: "Wahrscheinlich hat es deshalb solange gedauert, bis ich einen Vertrag bekam. Ich fühle mich eher wie der Zauberer von Oz, dieser kleine Kerl hinter dem Vorhang oder was auch immer. Für mich ist die Musik das Wichtigste - das ist es was, ich fördern möchte. Um mich geht es nicht so sehr."

Seiner Musik fehlt die Melancholie, mit der ihr mühelos das Singer-Songwriter-Etikett aufgedrückt werden könnte. Powter sieht sich als Rock'n'Roll-Musiker, bei dem live auch alle Instrumente wie auf der Platte zu hören sein sollen. "Ja, ich habe diesen altmodischen Musikgeschmack", gibt er zu. Seine Texte spiegeln Erfahrung: "Ich hätte dieses Album niemals mit 23 oder 24 Jahren schreiben können." Er wolle die Leute nicht an den Haken nehmen und auf eine "epische Reise des Narzissmus" entführen.

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Uwe Käding/AP

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