Fanta-4-Tournee Das Raumschiff ist gelandet

  • von Julian Weber
Sie waren die ersten deutschen Rapper in der deutschen Hitparade, haben mehr als sechs Millionen Alben verkauft und lockten alleine seit 2005 über eine Million Zuschauer in die Konzerthallen: Die Fanstastischen Vier. Auf Tournee mit ihrem neuen Album "Fornika" geht die Party unvermindert weiter.

Vier riesige Raketenzündstufen spucken dicke Nebelschwaden aus. Lautstark machen sich die 7000 Fans in der "SAP-Arena" in Mannheim bemerkbar. Schon vor dem ersten Ton beginnt ihr rhythmisches Klatschen. "Vier, Vier, Vier" skandieren sie dazu im Takt und wissen genau, es geht gleich los. "Fornika für alle", heißt die aktuelle Tour der Fantastischen Vier, passend zum neuen Album "Fornika". Der Albumtitel klingt so geheimnisvoll wie die unendlichen Weiten des Weltalls: "Wir eröffnen unseren eigenen Kosmos", sagt Michi Beck zum Titel des Albums.

Unten auf der Erde, im Südwesten der Republik, werden die Fanta-Fans langsam ungeduldig. Andrea zum Beispiel, 24, eine Arzthelferin, die besonders auf die Beats der Band steht. Sie tanze einfach gerne zur Musik der Fantas, sagt sie, findet aber auch Michi Beck toll, "weil er süß aussieht". Wie ihr Idol trägt sie weite Baggypants, obenrum aber nur ein enges Top mit Ausschnitt. Überhaupt sind auffallend viele junge hübsche Frauen im Publikum zu sehen, das war schon immer so bei der Band aus Stuttgart. Aber auch der 34-jährige Thomas, Kinnbartträger und Lagerist, der sich als Fan der ersten Stunde bezeichnet und sagt, Smudo habe "eine clevere Art zu rappen". Christoph, elf Jahre alt, guckt dagegen noch etwas verschüchtert und schmiegt sich an seinen Vater. Als die ersten Takte der Musik ertönen, wippt aber auch er sofort begeistert mit.

"Kein Unterschied zu früher"

Vor 18 Jahren, als die Fantas anfingen, war er noch gar nicht geboren. Heute, sieben Studio-Alben, zahlreiche Hits und 650 Konzerte später, gehen sie wieder auf Tour. Für die Band ist das eine Zeitreise mit einem Raumschiff. "Eine Tournee ist ein Sprung zurück in die Jungenhaftigkeit", sagt ein entspannter Michi Beck, selbst vor kurzer Zeit Vater geworden. "Live zu spielen macht uns enorm viel Spaß, weil wir uns auf der Bühne richtig austoben können. Für mich besteht da überhaupt kein Unterschied zu früher."

Unterwegs mit fahrbarem Waschsalon

Damals 1989, sind die Fantas noch per VW-Bus durch die Lande getourt. Mit zwei Plattenspielern und ein paar Boxen sind sie vor 500 Leuten in kleinen Clubs aufgetreten. Eins ist bis heute gleichgeblieben, "Party hin, Party her, eigentlich ist überall wo wir sind Party", sagt Michi Beck. Wo sie hergekommen sind, haben die Fantastischen Vier nie vergessen. Auch heute nicht, wo eine fünfköpfige Band an der Seite der Fantas spielt, eine riesige Entourage mit der Organisation ihrer Konzerte beschäftigt ist und vor der Halle eine lange Reihe von Sattelschleppern fürs Equipment parkt. Ein eigener Fitnesstrainer hält die Fantas auch während ihrer Tour konditionell auf Trab, drei Köchinnen sorgen fürs leibliche Wohl und ein fahrbarer Waschsalon reinigt rund um die Uhr die durchgeschwitzten Bühnenklamotten.

Im Vorfeld der Tour haben die Fantas unter ihren Fans einen Videowettbewerb ausgerufen. Einer von ihnen hat es nun geschafft, dass sein eigener Comic-Film über "Ichsichich" auch online zu sehen ist. "Es tut gut/ es ist okay/ zu cool/ wenn ich euch seh/wenn ich euch seh/wir vier und mehr nicht/ich und ich..." während Smudo rappt, spielt Michi Beck eine Flying-V-Gitarre. Thomas D springt und tanzt von einer Seite der Bühne auf die andere, der ganze Saal ist auf den Beinen, klatscht und singt mit. Jeder der drei soll im Lauf des Konzerts noch seinen besonderen Auftritt bekommen. Nur And.Ypsilon werkelt still im Hintergrund an den Computern.

Echte Cleverle, typisch schwäbisch

"Es gibt einen wesentlicher Punkt, warum wir es schaffen am Puls der Zeit zu bleiben", sagt Smudo. "Wir sind als Typen sehr verschieden. Wir wohnen inzwischen in vier verschiedenen Städten. Jeder von uns hat da eine eigene Perspektive entwickelt, hat seine eigenen Interessen und bringt diese auch in die Band mit ein. Ich schleppe immer irgendwelche Funk-Ideen an. Michi der auch als Turntable Rocker deejayt, bringt Inspiration aus dem Club mit und Thomas ist bei uns für Alternative-Music zuständig. Da kommt unser großer Input her."

Ein Abend mit Fanta Vier ist auch ein Querschnitt durch die Jugendkultur der letzten 20 Jahre. Ob HipHop, Rave oder Alternative-Rock, spielerisch gehen die Fantas mit den Popelementen um, rappen dazu ihre augenzwinkernden Texte und vergessen nie den Spaß an der Sache. Die Fantas sind echte Cleverle und haben immer einen guten Riecher in Sachen Pop bewiesen. Typisch schwäbisch an ihnen ist "der Erfolg" (Michi Beck). "Die Sparsamkeit und der Fleiß" (Smudo). "Disziplin und Geschmack und große Finesse im Liebesspiel", (nochmal Michi Beck).

Das Raumschiff hebt ab

"Was geht Mannheim?", fragt er "ganz konkret. Die Band-Ansagen leiten ansatzlos über zum nächsten Song, von "Was geht" zu "Populär". "Troy" bleiben die Fantas sich und ihrem Publikum auch in der Zugabe. "Am Anfang war unsere Motivation natürlich, dass wir berühmt werden, Platten verkaufen und geil sind", erinnnert sich Smudo. "Seit wir das geschafft haben, ist unsere künstlerische Herausforderung jedes Mal, dass wir noch besser werden oder einfach anders. Und das aus uns rauszufuchsen, ist eigentlich immer eine Motivation. Wir müssen uns immer wieder neu beweisen, egal, auf welcher Ebene. Wir wollen uns ja nicht wiederholen, wir wollen es in ein neues Zeitalter schaffen."

Seit kurzem kann man die Fantas auch in einem Werbespot für die ARD-Sportschau bewundern, wo sie auch an der Seite von Günther Netzer eine gute Figur machen. "Ernten, was wir säen" heißt eine weitere Single des neuen Albums "Fornika". Sie wird in Mannheim an diesem Abend am Frenetischsten gefeiert. Dann hebt das Raumschiff "Fornika" auch schon wieder ab.

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