Geburtstag am 19. Januar 1943 Vom fluchenden Teenager zum ersten weiblichen Superstar des Rock – Janis Joplin wäre heute 80 geworden

Janis Joplin beim Woodstock-Festival 
Janis Joplin im August 1969 beim Woodstock-Festival, etwas mehr als ein Jahr vor ihrem Tod
© Zuma / Imago Images
Janis Joplin wäre an diesem Donnerstag 80 Jahre alt geworden. Die Sängerin aus dem texanischen Süden rebellierte so ziemlich gegen alles, wofür ihre Heimat stand. Und sie rechnete wohl selbst mit ihrem frühen Tod.

Es ist der 19. Januar 1943: An diesem Dienstag, heute vor 80 Jahren, wird in der erzkonservativen südtexanischen Kleinstadt Port Arthur Janis Joplin geboren. Janis ist das erste Kind von Dorothy und Seth Ward Joplin, die Mutter ist Büroangestellte, der Vater Mitarbeiter einer Ölfirma. Ihr Heimatort ist der tiefe Süden der Vereinigten Staaten. Noch herrscht hier Rassentrennung. Darf man als weißes Mädchen afroamerikanische Musik lieben? Oder gar gegen die Rassentrennung sein, die hier noch viele Jahre aufrechterhalten werden sollte?

Janis wird sich nicht darum scheren – wie sie in ihrem Leben stets viele Konventionen brechen wird. Sie flucht, trinkt schon als Teenager Alkohol, später trägt sie Männerkleidung und schillernde, bunte Outfits oder irgendetwas Zotteliges, färbt sich die Haare orange. Während ihres kurzen Lebens macht sie so ziemlich gegen alle guten Sitten Front, für die ihre Heimat steht.

Pickel und wenig Freunde: Janis Joplin wird in der Schule gemobbt

Zu Hause in Texas, als Kind und Teenager in der Schule, ist sie eine Außenseiterin, ein Pummel mit Akne, der von Mitschülern gemobbt wird, wie sie sich später erinnern wird. Ihre Heimat findet sie spießig. Dort erwarte man von ihr, "dass du nach dem Schulabschluss heiratest, einen Haufen Kinder kriegst und deinen Mund hältst", wie sie als junge Erwachsene sagen wird. Als Kind liest sie viel, sie hat ein Talent fürs Zeichnen und singt im Kirchenchor. Doch später, als junge Erwachsene will sie raus aus dieser Umgebung, die sie als spießige Beengtheit empfindet. Sie geht schließlich nach Kalifornien, dort ist es freier.

Mit ihrer lauten urgewaltigen Stimme, die sie nach eigenen Worten eher zufällig mit etwa 17 Jahren entdeckte, macht sie auf der Grenze zwischen Blues und Rock eine blitzartige Weltkarriere, nachdem sie eine Zeitlang mit ihrer Band wenig erfolgreich durch Clubs und Bars getingelt ist.

Der Durchbruch zum ersten weiblichen Superstar des Rock kommt, als sie 24 ist: Ihr Auftritt auf dem Monterey-Pop-Festival im Juni 1967 lässt die Zuhörer andächtig verstummen, so sehr zieht ihre gewaltige, einzigartige Stimme die Menschen in ihren Bann. Von da an ist Janis Joplin weltberühmt – und sie hat einen Plattenvertrag.

Nur gut dreieinhalb Jahre wird diese Zeit als Weltstar dauern, in der sie Songs wie "Cry Baby", "Get it While You Can" oder "Mercedes Benz" singen wird. Sie wird nur 27 Jahre alt werden.

Likör und Heroin und der Druck, erfolgreich zu sein

Janis Joplin trinkt viel Alkohol, gern "Southern Comfort", ein Likör mit Whiskey-, Orangen- und Vanillegeschmack, wie es viele Fotos aus der Zeit belegen. Außerdem nimmt sie Drogen.

Ein Auslöser ihrer exzessiven Sucht sei auch der Erfolgsdruck gewesen, der sich nach ihrem Durchbruch einstellte, heißt es in Einschätzungen über sie und über ihre Zeit, die Hippie-Ära, die zunächst frei und wild war, deren Musik sich aber nach und nach kommerzialisierte.

Janis Joplin spritzt Heroin, was ihr schließlich das Leben kostet. Die Sängerin stirbt am 4. Oktober 1970 an einer Überdosis. Aufnahmen zu ihrer dritten Platte sind geplant, als die Welt – zwei Wochen nach dem Tod von Jimi Hendrix – erfährt, dass die Sängerin leblos auf dem Fußboden eines Hotelzimmers gefunden wurde.

Sie wollte auf der Überholspur leben, wie Joplin einmal sagte. Und garantiert nicht so werden wie ihre Eltern. Trotz dieser öffentlichen zur Schau gestellten Geringschätzung riss das Verhältnis zu ihrer Familie nie ab, Joplin vermachte ihr Vermögen ihren Geschwistern – nach ihr waren noch ein Bruder und eine Schwester geboren worden – und ihren Eltern. Außerdem reservierte sie in ihrem Testament noch ein paar Hunderter für eine Party zu ihrer Trauerfeier, zu der ihre Freunde geladen wurden. Ihre Freunde sollten ordentlich auf sie trinken.

Dass ihr Leben früh enden würde, ahnte sie wohl. Ihr Testament unterzeichnete sie nur Tage vor ihrem Tod. Und die Warnung eines Arztes, gesünder zu leben, schlug sie aus, wie sie Ende der 60er Jahre in einem Zeitungsbeitrag berichtete: "Ich habe lieber zehn fantastische Jahre, als dass ich 70 werde und nur in einem verdammten Sessel sitze und Fernsehen schaue", wird daraus in einer Biographie über sie zitiert.

An diesem Donnerstag wäre Janis Joplin 80 Jahre alt geworden.

Quellen: WDR, SRF, Deutsche Welle, BR

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