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Zum Tod von Florian Schneider Teutonische Maschinenmusik: die Entwicklung von Kraftwerk in fünf Videos

Kraftwerk
2015 spielten Kraftwerk in der Neue Nationalgalerie in Berlin ihren Hit "Roboter"
© AFP
Mit Florian Schneider ist einer der Mitbegründer von Kraftwerk verstorben. An diesen fünf Auftritten lässt sich die Entwicklung der einflussreichsten deutschen Band aller Zeiten nachvollziehen.

Das erste dokumentierte Konzert

Es ist das früheste Zeugnis ihrer musikalischen Karriere: 1970 geben drei junge Männer ein Konzert im "Karussell der Jugend" in Soest. Sie nannten sich Kraftwerk, und wohl niemand im Publikum ahnte, dass aus diesem Trio später eine der bekanntesten und einflussreichsten deutschen Bands hervorgehend sollte. Neben den beiden Gründungsmitgliedern Florian Schneider und Ralf Hütter war Schlagzeuger Klaus Dinger mit am Start.

Was die drei in der westfälischen Stadt veranstalteten, war unerhört - wie man auch an den verstörten Reaktionen des Publikums ablesen konnte. Minutenlang dröhnten undefinierbare Klänge, ehe sich langsam Rhythmen herauskristallisierten. Aber nie so lange, dass die Zuschauer tanzen konnten. Selbst für das Genre Krautrock, dem man diese Band anfags zuordnen konnte, war das verspult. Immerhin: Der WDR-"Rockpalast" war vor Ort und hielt dieses denkwürdige Konzert für die Nachwelt fest.

Erste Schritte zum eigenen Stil

1973 waren Kraftwerk zwar noch immer "für eigenwillige Klangexperimente berühmt", als sie bei "Aspekte" spielten. Doch "ihre Musik ist deutlich leiser, melodiöser, konsumierbarer geworden", wie der ZDF-Moderator versprach. Aus ihrem gerade erschienenen vierten Album "Ralf und Florian" spielten sie "Tanzmusik". Der Titel ist natürlich eine schamlose Lüge, dennoch deutete das Stück schon den Weg in klarere Songstrukturen an.

Der Durchbruch

Wohin sich die Gruppe künstlerisch entwickelte, das wurde spätestens 1974 mit dem Erfolgsalbum "Autobahn" deutlich: Sie arbeiteten sich am nationalen Mythos ab - und nahmen sich hier ein urdeutsches Thema vor. Das machte die Gruppe vor allem außerhalb der Landesgrenzen populär. Die Platte schaffte es in Großbritannien und den USA in die Top 5. Das hatte zuvor noch keine deutsche Band geschafft. Ihr Einfluss ist kaum zu überschätzen: Sie wurden zu Wegbereitern der beiden großen musikalischen Neuerungen, die es in der Popmusik seither gegeben hat: HipHop und Techno.

Auf dem Höhepunkt

Als Kraftwerk 1978 nach längerer Abwesenheit wieder im deutschen Fernsehen auftraten, hatten sie ihren Stil endgültig gefunden. Die Verwirrung über das, was sie da machten, war jedoch geblieben: War das Science-Fiction-Music? Oder Elektronischer Rock? Eigentlich brauchte man da schon keine Schubladen mehr, denn sie spielten das, was mittlerweile alle Welt als den Kraftwerk-Sound kannte.

Auch visuell hatte das Quartett nun seine endgültige Form gefunden: Die vier Musiker um Ralf Hütter und Florian Schneider gaben die emotionslosen, unterkühlten Teutonen. Adrett gekleidet, mit streng nach hinten gegeltem Haar - ein Look, der an die 30er Jahre erinnert. Dazu rollten sie teutonisch das "R", wie es Rammstein später kultivieren sollten. Es war ein Spiel mit einer faschistischen Ästhetik, die das Bild vom Deutschsein bis zur Karikatur überspitzte und weltweit verbreitete.

Das letzte Konzert

In den letzten 15 Jahren war Kraftwerk in eine Phase der Musealisierung eingetreten, Innovationen gab es keine mehr, dafür kultivierte die Band ihr Image und ließ sich für die Pioniertaten gebührend feiern. 2012 führten sie ihre acht ab 1974 veröffentlichten Alben an acht Abenden im Museum of Modern Art in New York auf. Ein Konzept, das sie an anderen Orten wiederholten. 2014 wurde ihnen der Grammy Award für ihr Lebenswerk verliehen - neben den Beatles und einer Handvoll andere Künstler.

Und sie tourten weiter, das letzte Jahrzehnt jedoch ohne Florian Schneider. Er gab Anfang 2009 seinen Austritt aus der Gruppe bekannt. Sein letztes Konzert mit Kraftwerk fand im November 2006 in Saragossa statt. Dort präsentierten sich die Musiker - wie in den Jahrzehnten zuvor - als Maschinenmenschen:

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