MUSIK-LEGENDE Williams Musik erklimmt den Olymp

Seine Filmmusik begeisterte Millionen und brachte ihm fünf Oscars ein. Jetzt wird John Williams 70 und macht sich mit der Hymne für Olympia selbst das schönste Geschenk.

Für den kleinen Ethan ist Opa John ein Held, seit er die Musik für »Harry Potter« komponiert hat. Schade fand der Junge nur, dass der Großvater in seinem Lieblingsfilm nicht auch selbst zu sehen ist. Um so aufmerksamer wird der 10-Jährige am 8. Februar die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele verfolgen, denn da erscheint John Williams in einer herausragenden Rolle. Der Komponist wird die Aufführung seiner Olympia-Hymne »Call of the Champions« mit dem weltberühmten Mormon Tabernacle Choir dirigieren.

Fünfacher Oscar-Preisträger

Williams, der die Musik für rund ein Dutzend Hollywood-Blockbuster geschrieben hat und dafür bisher mit fünf Oscars ausgezeichnet wurde, feiert am selben Tag seinen 70. Geburtstag. »Wie ich das IOC soweit gebracht habe, will ich nicht verraten«, erklärt der für seinen Humor bekannte Williams der dpa in New York und gibt gleich ein Beispiel: »Schwieriger war es fast, meine Frau zu überzeugen, dass ich auch an diesem Tag arbeiten muss.« An den Ruhestand verschwendet der Energie geladene Mann kaum einen Gedanken. »Allerdings arbeite ich nur noch sechs Tage pro Woche und die Nachtarbeit habe ich mir weitgehend abgewöhnt.«

»Call of the Champions« - die Olympia-Hymne

Seine Arbeitsplätze sind über die halbe Welt verstreut. Auf dem Gelände von Steven Spielbergs DreamWorks-Studios hat Williams ein Büro, in Aufnahmestudios und Konzertsälen von London bis Tokio geht er ein und aus. »In meinem Beruf ist es gleichermaßen wichtig, gute Musik zu machen und körperlich fit zu sein.« Kein Wunder, dass Williams das olympische Motto »schneller, höher, weiter« zum alles überragenden Motiv seiner Komposition »Call of the Champions« gemacht hat, die bereits vor Eröffnung der Spiele von Sony Classical - am 28. Januar - als CD herausgebracht wird. »Citius, Altius, Fortius« - Lateinisch für schneller, höher, stärker - deklamiert der 350-köpfige Mormonen-Chor so kraftvoll, dass man fast zusammenzuckt.

»Wie dieser wunderbare Chor das singt, das elektrisiert hoffentlich jeden«, sagt Williams, und seine Augen leuchten dabei voller Vorfreude auf die Aufführung in Salt Lake City. Zum großen olympischen Schwung hat er nun schon das vierte Mal ausgeholt. Auch die Hymnen der Spiele von Atlanta, Seoul und Los Angeles stammen aus seiner Feder. »Die Olympia-Musik war immer ein besonderer Reiz, auch weil sie ganz anders angelegt werden muss, als Filmmusik«, erläutert Williams.

Von »Star Wars« bis »Schindlers Liste«

Große Melodien, kraftvolle Klänge, überraschende Wendungen kennzeichnen zwar auch seine Kompositionen für Filme wie »Star Wars«, »Jurassic Park« oder »Der Soldat James Ryan« und »Schindlers Liste«. »Doch im Film ist die Musik vor allem ein künstlerisches Element, das die Wirkung der Bilder unterstreicht und damit verstärkt, das sich dafür aber einordnen und oft auch unterordnen muss. Musik zu schreiben, die ein Live-Publikum in einem Stadion fesselt, ist eine ganz andere Herausforderung«, beschreibt Williams seine Kunst.

Williams genoss die Anteilnahme der Londonener am 11. September

Diesmal habe er sie als noch größer und auch als ernsthafter empfunden. Das hängt mit dem verhängnisvollen Datum 11. September zusammen. Von den Terrorangriffen auf das World Trade Center hatte Williams in London erfahren, als er eine Studioaufnahme für »Harry Potter und der Stein der Weisen« dirigierte. »Die Londoner gingen auf die Straßen, hielten Kerzen in die Höhe, sie waren erschüttert und traurig, genau wie die Amerikaner und Menschen überall in der Welt.« Dieses Erlebnis der Zusammengehörigkeit, des Bekenntnisses zu gemeinsamen Werten werde er nie vergessen. Im »Call of the Champions« wird das symbolisch reflektiert durch den großen Chor als die vereinte Stimme der Gemeinschaft aller Menschen. »Für mich klingt das, als ob die Götter vom Olymp herabgestiegen sind und in unseren Gesang einstimmen.«

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