Das dreitägige Doppelfestival "Rock am Ring" in der Eifel und "Rock im Park" in Nürnberg hat in diesem Jahr fast 130.000 Fans angezogen. Allein 80.000 Besucher wurden bei Deutschlands größtem Rockfest am Nürburgring gezählt, wie Veranstalter André Lieberberg am Pfingstsonntag sagte. "Wir sind sehr zufrieden. Das Festival war sehr friedlich und sehr stimmungsvoll." An beiden Veranstaltungsorten traten seit Freitag jeweils rund 90 Bands auf. In der Eifel zählten Guns N'Roses zu den Höhepunkten.
Die US-Rockband um Sänger Axl Rose begeisterte am frühen Samstagmorgen tausende Besucher mit einer von vielen Feuerwerken begleiteten Bühnenshow. Zuvor gab es lange Rätselraten, ob die Musiker überhaupt auftreten - und wenn ja, wann. Guns N'Roses waren laut Lieberberg zuletzt vor mehr als zehn Jahren in Deutschland zu sehen. Die Band hatte Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre große Erfolge gefeiert, sie war aber auch mit Skandalen aufgefallen. Von der alten Besetzung ist heute nur Rose übrig geblieben.
Vor allem die harten Töne dominierten, mit Bands wie Metallica, Korn und Tool gaben sich an dem Pfingstwochenende die derzeit angesagtesten Hardrocker der Welt die Klinke in die Hand. Stars wie Placebo, Jamiroquai oder die Hollywood-Schauspielerin Juliette Lewis ("From Dusk Till Dawn") mit ihrer Band Juliette & The Licks heizten dem Publikum zusätzlich ein. Während das rund 80 Bands umfassende Programm für viele hartgesottene Metalfans noch gar nicht kraftvoll genug war, vermissten andere ein wenig die Abwechslung. "Zu viele Metalbands und zu wenig Alternativen in diesem Jahr", resümiert der 19-Jährige Johannes aus Deggendorf.
Harte Töne dominierten
In Nürnberg ließ die Gruppe Depeche Mode am Freitag mit einer Lichtshow die 80er Jahre wieder aufleben. "Die haben eine bombastische Show geliefert", sagte Jochen (31), eingefleischter Fan des englischen Trios. Aber auch seichtere Klänge wie die der kanadisch-portugiesischen Sängerin Nelly Furtado, des Briten Steven Patrick Morrissey und der Band Reamonn fanden ein großes Publikum. Das Doppelfestival sollte in der Nacht zum Montag enden.
Die Besucher erlebten das Doppelfestival als durchorganisiertes Großereignis. Beim Nachschub an Getränken und Speisen gab es keine Pannen. Rund 1000 Hektoliter Bier - also 250.000 Becher - standen zur Verfügung, transportiert auf 14 Lastwagen. "Das Bier darf uns auf keinen Fall ausgehen - das wäre ein echtes Sicherheitsrisiko", sagt Andree Steiner, der Geschäftsführer des Gastroteams Bremen.
Kein Festival ohne viel Alkohol
Mancher Festivalbesucher machte von dem Angebot oder selbst mitgebrachten Vorräten allerdings übermäßig Gebrauch. "Etliche haben einen über den Durst getrunken", sagte Walter Meyer, Einsatzleiter der Hilfskräfte vor Ort. Entsprechend rückten die ehrenamtlichen Ärzte und Sanitäter mehrheitlich bei alkoholbedingten Kreislaufproblemen aus. Ein Angetrunkener hatte besonderes Pech - erst fiel er am Festivalgelände in einen See, dann fing er beim Aufwärmen am Grill Feuer und erlitt schwere Verbrennungen.
Der viele Alkohol ließ die Stimmung aber nicht umkippen, die Feiernden blieben friedlich. "Es gab fast keine bösen Schlägereien, die Leute waren nicht besonders gewaltbereit", sagte Meyer. Auch die Polizei sprach von einer ruhigen Großveranstaltung. Die größte Herausforderung mussten bei dem Musikspektakel wohl die zehntausenden Camper bestehen. Fast schon frostige Temperaturen und vereinzelter Regen in den Nächten machten ihnen deutlich zu schaffen. "Die Nacht war schwierig und nass - aber wir waren besoffen, da ist alles egal", sagt der 25-jährige Michel aus der Schweiz.
Keine größeren Zwischenfälle
"Ich glaube, die Mischung (des Programms) hat gestimmt", sagte Marek Lieberberg von der gleichnamigen Konzertagentur am Sonntag. Nach den Worten seines Sohnes André sind mehr als 80.000 Menschen auf der Rennstrecke kaum zu bewältigen. Die Polizei nahm bis zum Sonntag rund 70 Strafzeigen im Zusammenhang mit Drogen auf. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) behandelte 2800 überwiegend leicht verletzte Menschen - in Nürnberg waren es fast 870. Die Polizei verzeichnete aber an beiden Orten keine großen Zwischenfälle.