Musiker Rainald Grebe distanziert sich von seinem Hit "Brandenburg": "Das Lied stimmt nicht mehr"

Rainald Grebe
Rainald Grebe leidet seit 2014 an einer unheilbaren Autoimmunerkrankung, die immer wieder zu Schlaganfällen führt
© Eberhard Thonfeld / Imago Images
Mit seiner Hymne über die Brandenburger Tristesse wurde Rainald Grebe bekannt. Das Lied würde er heute nicht mehr schreiben, sagt er. Seine unheilbare Krankheit hat an dem Umdenken großen Anteil.

Wenn von Brandenburg die Rede ist, haben manche gleich die Stimme von Rainald Grebe im Kopf. Und Zeilen wie "In Brandenburg, in Brandenburg / Ist wieder jemand gegen einen Baum gegurkt / Was soll man auch machen mit 17, 18 in Brandenburg?" Oder: "Da stehen 3 Nazis auf dem Hügel und finden keinen zum verprügeln."

Mit seinem 2005 veröffentlichten Lied "Brandenburg" hat der Musiker ein tristes Bild von Brandenburg gezeichnet und die Sicht auf das Bundesland geprägt – vor allem bei solchen, die selbst noch nie da waren. Mit einigen Jahren Abstand äußert sich Grebe allerdings selbstkritisch. In einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte er: "'Brandenburg' würde ich heute nicht mehr schreiben." Zu dieser Einsicht gelangte er auch wegen seiner unheilbaren Krankheit.

Rainald Grebe: Lied "Brandenburg" beruht auf Oberflächlichkeit

Grebe leidet seit 2014 an der Autoimmunerkrankung Vaskulitis, hat bereits mehrere Schlaganfälle erlitten und viel Zeit im Krankenhaus verbracht. Diese Erfahrungen haben seine Sicht aufs Leben verändert – und auch auf seine Kunst. Er habe jetzt "für andere mehr Verständnis", erklärte Grebe dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Zu der Zeit, als er "Brandenburg" schrieb, war das anscheinend noch nicht so: In dem Lied sei es vor allem darum gegangen, "etwas herunterzumachen".

"Jetzt sehe ich Brandenburg eher aus der Perspektive derer, die in Brandenburg wohnen, arbeiten und Probleme haben. Das ist schwieriger. Sich in Leute hineinzuversetzen, macht milder", so Grebe nachdenklich. "Das Lied stimmt nicht mehr. Denn es basierte auf dem Prinzip Oberflächlichkeit." Auch über andere Bundesländer hat der 52-Jährige Hymnen geschrieben, zum Beispiel über Thüringen, doch keine wurde so bekannt wie "Brandenburg". 

Rainald Grebe hatte 2017 sogar einen Schlaganfall während eines Konzerts erlitten. Wegen seiner Krankheit muss er zahlreiche Medikamente nehmen. "Der Tod ist in meine Lieder hineingetropft", sagte er dem stern in einem Interview vor anderthalb Jahren. "Ich bin noch da. Und ich würde auch gern noch ein bisschen bleiben." Trotz seiner Erkrankung tritt er noch auf: Mit seiner Band "Die Kapelle der Versöhnung" spielt er in diesem Jahr einige Konzerte, am 29. Juli lädt Grebe zur Show "Halleluja Berlin – das Konzertspektakel" in die Waldbühne Berlin.

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