Musik für den Morgen danach: Für sein Debütalbum hat sich Pete Yorn einen viel versprechenden Titel ausgesucht. Doch wie mag eine solche Musik klingen? Stilistisch ist die Platte des 27-jährigen Amerikaners irgendwo zwischen 80er-Jahre Indie-Rock (ungeschliffene Produktion) und heutigem Britpop (eingängige Melodien) angesiedelt. Diese Kombination bringt einige wirklich gelungene Songs hervor, wie das anrührende Liebeslied »Just another« oder die Single-Auskoppelung »Strange Condition«.
Neben solchen Sahnehäubchen gibt es auf der Platte aber auch jede Menge Hausmannskost, was das Frühstück am Morgen danach im Ganzen ein wenig fad schmecken lässt. Ein Festmahl ist »musicforthemorningafter« nicht geworden. Ohne Frage hat der Mann Talent; letztlich fehlt für ein erstklassiges Album aber doch die eigene musikalische Handschrift. Yorn ist einfach ein Singer-Songwriter mehr in einem weit ausdifferenzierten Musik-Segment, das durch Elliott Smith vor einigen Jahren wieder das Interesse eines breiteren Publikums fand. Vielleicht ist es aber gerade Yorns Unaufdringlichkeit, die seine Musik für den Start in einen neuen Tag eignet. Die richtungsweisenden Entwürfe haben ja schließlich auch noch Zeit für später.
Carsten Heidböhmer