Peinliche Dokumentation Wie Xavier Naidoo bei Vox zum ESC-Opfer wird

Monatelang schwieg er zum Drama um seine geplatzte ESC-Nominierung: Xavier Naidoo hat sich in einer Vox-Dokumentation erstmals dazu geäußert. Er wird als Opfer der Medien dargestellt. Ein Rührstück mit fadem Beigeschmack.

Vox muss Xavier Naidoo dankbar sein. Sehr dankbar. Der Sänger hat wesentlichen Anteil am Erfolg der Show "Sing meinen Song". Sie wird von seiner Firma mitproduziert, er prägte das Format in drei Staffeln. Dank Naidoo wurde "Sing meinen Song" ein Quotenrenner.

Vielleicht ist es diese Dankbarkeit, weswegen der Sender am Dienstagabend eine als Dokumentation getarnte Lobhudelei auf Naidoo ausstrahlte. In "Die Xavier-Naidoo-Story" wurde der umstrittene Sänger ins beste Licht gerückt. Naidoo wurde als der gute Mensch von Mannheim dargestellt, der nur deshalb von den Medien "verhetzt" werde, weil er Frieden wolle. Eine steile These.

Kritik an Naidoo unerwünscht

Nach dem Debakel um Naidoos missglückte ESC-Nominierung wurde dieses Kapitel aufgearbeitet. Ganz im Sinne Naidoos. Der äußerte sich nach sechsmonatigem Schweigen erstmals dazu: "Wenn es eine Demokratie nicht aushält, dass ein kleiner Sänger aus Mannheim sein Maul aufmacht, dann ist die Demokratie auch nichts wert", durfte er in der Dokumentation sagen. Mit diesem kleinen Satz stellte Naidoo mal eben die Grundfesten unseres Zusammenlebens infrage. Nachgehakt wurde nach diesen bemerkenswerten Worten nicht. Warum auch, die Schuldigen waren schließlich schon ausgemacht.

Die Bösen, das wollte zumindest die Dokumentation Glauben machen, waren die Medien. "Bereits ein Jahr vor dem ESC hatte sich die Presse auf Naidoo eingeschossen. Mehrfach hatte er sich für den Frieden und gegen die Spaltung der Gesellschaft eingesetzt", sagte eine Off-Sprecherin, um dann ausgerechnet Naidoos Auftritt bei den "Friedensaktivisten Berlin", einer Vereinigung um den rechten Verschwörungstheoretiker Jürgen Elsässer, zu zeigen. 

Naidoo darf an ESC-Legende stricken

"Ich möchte aber auch, dass es bitte bitte bitte keinen Krieg mehr gibt", sagte er damals in Berlin. "Rechtspopulistisch sei das, schrieben die Medien“, wertete die Sprecherin. Eine sehr einseitige Einordnung, so wie in der ganzen Dokumentation ausschließlich Naidoo wohlgesinnte Personen zu Wort kommen durften. Seine Kritiker blieben ungehört.

Naidoo darf auch an einer Legende stricken. "Ich wusste natürlich, es wird einen Riesenshitstorm geben", erklärte der 44-Jährige. Er habe sich aber auf den ESC gefreut und hätte sich "richtig reingekniet." Und seine Fans wissen, wenn er sich irgendwo richtig reinkniet, gewinnt er auch. Damit soll klar werden: Seht ihr, hättet ihr mal mich genommen, dann wären wir jetzt nicht wieder Letzte geworden. 

Ein Satz, der fehlte dann doch: Mit Naidoo hätten wir den ESC gewonnen. So weit wollte nicht mal die Vox-Dokumentation gehen.

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