Disney Flossen hoch – oder eher runter? Was vom neuen "Arielle"-Film zu erwarten ist

Trailer "Arielle, die kleine Meerjungfrau": Halle Bailey als Meerjungfrau
Halle Bailey als Meerjungfrau.
Schon vor dem Kinostart gab es viel Wirbel um die Realverfilmung von "Arielle". Diese Woche läuft der Streifen nun in den Kinos an. Unser Rezensent hat ihn bereits gesehen.

Um gleich mal den Elefanten, besser gesagt, den Wal im Raum anzusprechen: Ja, die kleine Meerjungfrau ist jetzt schwarz und hat Rastas. Na und? Und es ist wirklich gut so.

Auf kaum einen anderen Film ist schon Monate vor der Premiere so viel Kritik geprasselt wie auf "Arielle". Als bekannt wurde, dass Disney für seine Realverfilmung die Hauptrolle mit Halle Bailey besetzt, einer 23-jährigen schwarzen Schauspielerin und erfolgreichen R & B-Sängerin, liefen Rechte, Reaktionäre und andere Gestrige Sturm gegen diese Entscheidung für mehr Diversität. Der Tenor: Unsere Arielle – die war doch immer so weiß wie eine Schaumkrone und wirkte mit ihrem korallrotem Haar, als wäre sie gerade von der irischen Westküste angespült worden.

Der "Arielle"-Film hält sich fast sklavisch an die Vorlage

Ab 25. Mai schwänzelt die Arielle des 21. Jahrhunderts nun weltweit über die Leinwände. Und während viele weibliche Fans weiterhin eher vom Prinzessin-Sein träumen und vom Trendsport "Mermaiding", dem Schwimmen mit einer Mono-Flosse, will die Heldin nur raus, Hautfarbe egal. Raus aus den Wellen, raus aus der zu vertrauten Heimat in der Tiefsee. Dafür lieber rein in die Welt dieser wunderlichen Zweibeiner und ins Herz eines Schiffbrüchigen, der sich praktischerweise dann doch als Prinz auf Brautschau entpuppt.

"Arielle"-Remake: Trailer zur Realverfilmung
"Arielle"-Remake: Trailer zur Realverfilmung
"Arielle, die Meerjungfrau": Trailer zeigt das Remake des Zeichentrick-Klassikers

Fans des Trickfilms von 1989 wird das alles sehr vertraut vorkommen. Und auch sonst hält sich die aktuelle Version fast sklavisch genau an die Vorlage. Da gibt es den strengen Vater (Javier Bardem) und die durchtriebene Tante (Melissa McCarthy) mit ihrem Oktopus-Unterleib und den zwei Muränen sowie das tierische Freundestrio aus Krabbe, Basstölpel und Buntbarsch. Selbst wie Arielle auf ihrem Felsen fläzt oder beim Auftauchen ihre Mähne durchs Gegenlicht schüttelt, wurde exakt aus der Animation übernommen.

"Hamilton"-Erfinder Lin-Manuel Miranda schrieb einen Song für "Arielle"

Der ganze Kosmos von Arielle bleibt zudem ähnlich schillernd und kitschig wie im Original, vom Produktionsdesign dürften echte Meeresbiologen also schnell Migräne-Attacken bekommen. Als Rahmen für eine romantische Erweckungsgeschichte erfüllt es trotzdem seinen Zweck. Und am Ende sorgt gleich eine ganze Armada von Meerjungfrauen und Meerjungmännern, Meerjunggroßeltern und Meerjungkindern für Nachschub beim Merchandise.

"Arielle" ist aber nicht nur ein Märchen, sondern auch ein Musical. Regie geführt hat Rob Marshall ("Chicago"). Die altbekannten Lieder erklingen weiterhin, aber es gibt auch zwei Neuzugänge. Ein Rap-Song, geschrieben von Lin-Manuel Miranda ("Hamilton") und ein eigener Beitrag extra für den von Newcomer Jonah Hauer-King gespielten Prinzen.

Halle Bailey verzaubert in "Arielle" mit ihrer Natürlichkeit

Die größte Entdeckung bleibt Bailey. Unterwasser wirkt ihr Gesicht zwar seltsam verzerrt, ihre Haare scheinen ein Eigenleben zu führen. Es braucht offenbar einen James Cameron, um solche Szenen glaubwürdig zu inszenieren. Doch sobald sie singt, an Land sich auch als stumme Fremde durchsetzen muss, verzaubert sie mit ihrem Charme und ihrer Natürlichkeit. Ihre Ethnie wirkt zudem nie übergestülpt oder erzwungen "woke", weil der Film im Umfeld einer karibischen Insel stattfindet. Die Mutter des weißen, cis-normativen Prinzen ist ebenfalls schwarz, die anderen Töchter des Meeresgottes wirken wie eine UNO-Vollversammlung von asiatisch bis skandinavisch. "Bridgerton" lässt grüßen.

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