Das ist mal eine nette Begrüßung: "Ich bin begeistert von den Plakaten, jetzt noch von der Dame die dazugehört", ruft Horst Lichter aus, als die Verkäuferin das Studio betritt. Zu den Plakaten wird Detlev Kümmel noch Näheres sagen, bei der Dame handelt es sich um Ulrike Melchior, eine 65 Jahre alte Kunst- und Sportlehrerin aus Düsseldorf.
Die mitgebrachten Kunstobjekte hat sie aus einer Schule. Sie sollten damals ausgeräumt werden und wären weggeworfen worden. Melchior hat sie gerettet - und interessiert sich bei "Bares für Rares" vor allem für die zeitgeschichtliche Einordnung der Plakate.
"Bares für Rares": Kümmel ist begeistert
Die hier vorliegenden 17 Plakate stammen aus den 1930 bis in die 50er Jahren, wie Detlev Kümmel erläutert. Gerade von den frühen Werken ist der Experte begeistert: "Gerade die Weimarer Republik hat die Moderne sehr gefördert. Man ließ den Künstlern freien Lauf", schwärmt Kümmel. "Alles was ein bisschen anders war und von der klassischen Kunst wegging, durfte sich ausleben."
Anhand der 17 Plakate erläutert er, wie sich der Stil mit der Zeit verändert hat: Ende der 30er Jahre sei die Ästhetik durch politischen Druck einfacher, konservativer. Ein Plakat sollte jetzt vor allem informativ sein. Erst nach dem Krieg sei es dann wieder lebensfroher, lustiger geworden.
Ihre zeitgeschichtliche Einordnung hat Ulrike Melchior damit bekommen, doch wieviel Geld ist für sie drin? Sie selbst wäre mit 20 Euro pro Plakat zufrieden, zusammen also 340 Euro. Da hat Detlev Kümmel eine andere Vorstellung: Er taxiert den Gesamtpreis des Konvoluts auf 1000 bis 1200 Euro. Das will die Verkäuferin kaum glauben: "Sag doch mal, das stimmt doch nicht, oder?", fragt Melchior mit glänzenden Augen.
Doch es stimmt wirklich, und auch im Händlerraum herrscht große Begeisterung und Interesse an den Plakaten. Trotzdem startet Walter "Waldi" Lehnertz mit seinen obligatorischen 80 Euro - wofür er einen strengen Blick von der Verkäuferin erntet. Sogleich erhöht er sein Startgebot auf 150 Euro. Dabei bleibt es jedoch nicht lange: Fast alle Anwesenden bieten mit, am Ende erhält Susanne Steiger den Zuschlag für 1300 Euro.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Damit erlöst Ulrike Melchior rund 1000 Euro mehr, als eigentlich erwartet. Ein tolles Geschäft. "Ich freu mich total, dass das so gelaufen ist", strahlt die Düsseldorferin hinterher in die Kamera.
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