"Während andere in seinem Alter Crack rauchen und Flatrate saufen, treibt er sich im Bundestag rum": Mit diesen Worten kündigte Kurt Krömer seinen Talkgast an, den CDU-Politiker Philipp Amthor. Es war die zweite Folge seiner neuen Sendung "Chez Krömer". Das Konzept der Show ist einfach: Der Komiker empfängt jede Woche einen anderen Gast, der in einer Art Gefängnis-Verhörraum sitzt, und nimmt ihn ordentlich in die Mangel.
In der vergangenen Dienstag ausgestrahlten ersten Sendung funktionierte das Konzept ganz hervorragend. Da empfing der Moderator den Motivations-Coach Jürgen Höller und schaffte es, ihn gründlich zu verunsichern. Dessen inhaltsleere Floskeln prallten an Krömers stoischer Miene und seinen unerbittlichen Fragen ab. Man konnte Höller dabei zusehen, wie er das Ende der 30-minütigen Show herbeisehnte.
Kurt Krömer nahm in der Vorwoche Jürgen Höller in die Mangel
Mit ganz ähnlichen Mitteln versuchte Kurt Krömer nun, den CDU-Mann aus der Reserve zu locken - und scheiterte damit weitgehend. Das hatte mehrere Gründe. Zum einen ist Amthor von anderem Kaliber als sein Vorgänger. Während Höller kritiklose Anerkennung gewohnt ist - Menschen zahlen viel Geld, um seine plumpen Weisheiten zu hören -, kennt sich der junge Politiker mit kritischen Fragen aus und kommt auch mit heftigem Gegenwind bestens klar.
Zum anderen ging Krömer diesmal extrem plump vor. Weil Amthor mit 26 Jahren der jüngste CDU-Abgeordnete im Deutschen Bundestag ist, riss der Komiker ständig Witze über dessen Alter. Dazu kam teilweise respektloser Umgang. So duzte Krömer seinen Gast, bestand aber darauf, von Amthor gesiezt zu werden. Als säßen sich hier Lehrer und sein Schüler gegenüber.
Philipp Amthor blieb cool
Das Schlimmste war aber das Niveau der Witze: "Ganz schön spät, Sandmann ist ja schon durch" - mit solchen Sprüchen konnte der Berliner Humorist seinem Gegenüber nur ein müdes Lächeln entlocken: "Ich hab vorher gewettet, ob der erste Joke schon ein Altersjoke ist", erwiderte Amthor. "Well done, geschafft."
Es wurde nicht besser. Krömer bot seinem Gast ein Glas Milch und Kinderlimonaden an, "für Cola ist es ein bisschen spät", und legte ihm ein Malbuch und Buntstifte hin. Der CDU-Politiker ließ die Unverschämtheiten an sich abprallen und konterte: "Die Halbwertzeit der Altersjokes ist schon verbraucht."
Auch als Krömer seinen Gast mit politischen Inhalten zu provozieren versuchte, blieb Amthor gelassen. Er sei ein Frauenhasser, homophob, und die AfD passe doch super zu ihm. Der 26-Jährige erklärte in aller Ruhe seine - nicht immer nachvollziehbaren - Positionen, distanzierte sich noch einmal von einem unpassenden Spruch über Mesut Özil aus dem vergangenen Jahr, und verließ nach 30 Minuten den Verhörraum als aufrechter Mann. Kurt Krömer hatte ihn nicht klein gekriegt.
Vielleicht hätte der Moderator ihn ernst nehmen und nicht wie ein Kind behandeln sollen.