Tränensäcke, schütteres Haar und keine Vision: Das ist Hajo Eichwald (Bernhard Schütz). Selbsterhalt im Berliner Polit-Zirkus ist das einzige Ziel, das dem in die Jahre gekommenen Politiker geblieben ist. Was sich in Bonn noch kuschelig anfühlte, ist in der Hauptstadt ein Haifischbecken. Zu sehen ist das alles in der neuen ZDF-Satire "Eichwald, MdB". ZDFneo strahlt die erste Folge der vierteiligen Serie am Donnerstag (22.45 Uhr) aus. Am 29. Mai und 1. Juni läuft das Format auch im Hauptsender Das Zweite.
Hässliche Schadenfreude bei Eichwald: Einer seiner Konkurrenten im Bundestag ist gestorben. Was Eichwald für ihn übrig hat, lässt keine Fragen offen: "Ich bin so froh, dass ich die fette Sau nicht mehr sehen muss." Solche Sätze fallen in der Folge oft - die Sprache ist rau. Schauspieler Schütz macht dabei eine gute Figur.
Karton mit Fäkalien als Warnung
Doch schnell verfliegt das Triumph-Gefühl - denn der Platz wird von einem jungen Politiker nachbesetzt. Jetzt bangt Anzugträger Eichwald um sein Direktmandat, denn beide kommen aus derselben Region. Und dann sind da noch die üblen Kritiken in der Presse. Ein Mitarbeiter aus Eichwalds Team liest aus einem Internet-Blog vor: "Eine politische Agenda, die so leer ist, dass man sie als Malblock verkaufen kann."
Der Plan ist klar: Schmutzige Wäsche waschen und irgendein politisches Programm aus dem Hut zaubern. Und: Internet war für Eichwald bislang ein fremder Planet - das soll sich jetzt auch ändern.
Die erste Idee kommt dem Politiker, als er mit seinem Team in einer Pause grüne Götterspeise isst: Ein Karton mit Fäkalien - "als Warnung" an den jungen Konkurrenten. Ein Mitarbeiter schlägt stattdessen "programmatische Auferstehung" vor. "Da haben wir alles mit drin, Politik und Jesus." Die Idee: Die Wähler vor Fast Food warnen. Das Mittel: Fotos von Übergewichtigen auf Burger-Schachteln - als Abschreckung. Dumm nur, dass das Team versehentlich das Foto eines Prominenten verwendet, als Eichwalds Werbe-Aktion im Internet verbreitet wird.
Polit-Satire als Zuschauermagnet
Serien über Macht und Intrigen im Politikbetrieb sind zurzeit im Kommen. Bestes Beispiel: "House of Cards" mit Kevin Spacey. Die US-Serie zeigt, wie ein machtbesessener Politiker in Washington mit Intrigen den Präsidenten stürzt und selbst Nummer eins wird. Viele Fans gewannen auch die Serien "West Wing" aus den USA und "Borgen" aus Dänemark, in denen es auch um politische Machtapparate geht.
In Sachen Polit-Satire macht das ZDF seit längerem mit der "heute-show" gute Erfahrungen. Jetzt nimmt sich der Sender eine Serie vor. Politik als Unterhaltungsstoff in diesem Format zu vermarkten gelang nicht immer. Die ZDF-Serie "Kanzleramt" über TV-Bundeskanzler Andreas Weyer (Klaus J. Behrendt) wurde Mitte 2005 nach zwölf Folgen nicht - wie zunächst angedacht - fortgesetzt. Das Zuschauer-Interesse hatte nach einem vielversprechenden Start kontinuierlich nachgelassen.
"Eichwald, MdB" läuft bei ZDFneo donnerstags, jede Folge etwa eine halbe Stunde. Gibt es Pläne, die Serie zu erweitern? Der Sender kann sich nach eigenen Angaben vorstellen, sie fortzusetzen. Das hänge aber zunächst davon ab, wie die Resonanz beim Publikum ist.