Die ARD gibt die Veränderung offen zu: Am Schluss eines Beitrags über Donald Trump, das die "Tagesschau" auf Twitter veröffentlichte, wurde der Tonpegel höher gedreht. Grund: Buhrufe gegen den US-Präsidenten sollten verstärkt werden.
Trump sprach am vergangenen Donnerstag auf einer Pressekonferenz auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos von einer "hinterhältigen, gemeinen, bösartigen, falschen Presse" und erhielt dafür von den anwesenden Personen im Saal Buhrufe. Doch die waren der Nachrichtensendung offenbar nicht laut genug.
Hier der entsprechende Beitrag:
"Tagesschau" erklärt ihr Vorgehen
"Wir haben den Ton am Ende tatsächlich etwas lauter gemacht, damit man die Buhrufe hört. Nur so können wir widerspiegeln, was unsere Korrespondenten berichtet haben. Das Mikrofon im Raum hat vor allem Trump aufgezeichnet und nur wenig von der Atmosphäre im Saal", begründete die "Tagesschau" in einer Twitter-Mitteilung ihr Vorgehen.
Doch Kritiker werfen dem ARD-Flaggschiff eine unzulässige Manipulation vor. "Merkt Ihr noch was? Ihr bestätigt genau das, was Trump Euch allen vorwirft“, kommentierte ein Nutzer das Vorgehen der "Tagesschau". Ein anderer ulkte: "Dafür macht Ihr dann beim nächsten Merkel-Auftritt die Buhrufe etwas leiser. So kennen und lieben wir Euch."
Der Chefredakteur der "Bild"-Zeitung, Julian Reichelt, blies ebenfalls zum Angriff und twitterte an den "Tagesschau"-Chef: "Die Tagesschau hilft ein bisschen nach, damit Buh-Rufe gegen Trump lauter und deutlicher zu hören sind. Klare Grenzüberschreitung bei einer Nachrichtensendung, lieber Kai Gniffke. Und schwer vorstellbar, dass Sie dasselbe bei Applaus getan hätten."
"Tagesschau"-Chefredakteur antwortet Kritikern
Das wollte Gniffke nicht auf sich sitzen lassen. Er meldete sich am Samstagnachmittag mit einer Stellungnahme auf der "Tagesschau"-Webseite zu Wort. Der ARD-Chefredakteur begründete die nachträgliche Verstärkung in seinem Blogbeitrag erneut mit der Akustik im Saal, verwies außerdem darauf, dass die Veränderung transparent gemacht wurde.
"Wenn ein Korrespondent die Information vermittelt, dass der US-Präsident ausgebuht worden ist, dann muss er das belegen. Dazu diente dieser Ton. Es ist der Original-Ton aus dem Saal, nichts wurde dazu erfunden, nichts wurde unterdrückt oder manipuliert", schreibt Gniffke und zieht Parallelen zu Printmedien: "Vergleichbar gehen übrigens auch Zeitungen vor, wenn sie Bildausschnitte vergrößern und eventuell noch mit einem roten Kreis markieren. Niemand käme hier auf die Idee, dies Manipulation zu nennen, sondern eher journalistische Präzision."