"Tatort", "Lindenstraße" und Co. Der verkrampfte Umgang der ARD mit dem Internet

"Spacehorst", "Findhund" oder "stutt.net": Wenn es im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ums Internet geht, lassen sich die Macher abenteuerliche Namen einfallen. Nur beim Auto bleiben sie traditionell.

Kommissar Thorsten Lannert (Richy Müller) ist geladen: Die Anhörung wegen des finalen Todesschusses lief nicht ganz nach Wunsch. Jetzt steigt der Ermittler in seinen Porsche, den er seit seinem ersten Einsatz 2008 besitzt, und braust davon. Natürlich sieht der "Tatort"-Zuschauer, welches Auto der Ermittler fährt. Warum auch nicht? Menschen fahren Autos, Autos haben bestimmte Marken. Und weil Lannert ein cooler Typ ist, fährt er eben einen schokobraunen Porsche 911 Targa.

Bei anderen Dingen ist man im öffentlich-rechtlichen TV nicht so entspannt. Wird irgendwo ein Bier getrunken, eine Coca-Cola-Dose geöffnet, ein Schokoriegel konsumiert, muss das Etikett zugeklebt werden. Es könnte ja der Verdacht der Schleichwerbung entstehen.

Besonders verkrampft wird das deutsche Fernsehen, wenn es um Computer und Internet geht. Das ist öffentlich-rechtliches Neuland. Und vor allem böse, weil in der Hand fremder Großkonzerne wie Google, Facebook oder Windows. Wann immer sich also in einem deutschen Fernsehfilm ein Mensch an einen Computer setzt, wird es albern. Die Rechner werden verklebt, damit bloß keine Marke erkennbar ist, schon gar nicht die mit dem angebissenen Apfel.

"Spacehorst" und "Findhund"

Und auch die Webseiten, die dann besucht werden, tragen lustige Fantasienamen. Mögen rund 30 Millionen Deutsche einen Facebook-Acoount besitzen und mehr als 90 Prozent aller Nutzer zur Internetsuche Google verwenden - den hiesigen Bildschirm bevölkern ausschließlich Wesen, die sich wie die "Lindenstraße"-Bewohner mit ihren Freunden bei "Spacehorst" austauschen und mit "Findhund" - pardon - googeln.

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Entsprechend dieser Logik verkehrte das Opfer im gestrigen Stuttgart-"Tatort" nicht bei Facebook, schon gar nicht bei Ello, sondern war bei "stutt.net" angemeldet - ein Name, der den Duft öffentlich-rechtlicher Redaktionsstuben verströmt.

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Weil wir aber eine Autofahrernation sind und Baden-Württemberg das Ländle der Autobauer, darf Kommissar Lannert auch weiterhin ungeniert in seinen Porsche steigen. Frei nach dem Motto: Wir können alles. Außer Internet.

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