Feminismus Amazon-Serie "Die Gabe": Wenn Mädchen Männer mit Stromschlägen quälen

Amazon-Serie "Die Gabe"
Teenagerin Jen (Auliʻi Cravalho) kann in "Die Gabe" mit bloßen Händen Papier in Flammen aufgehen lassen – wie viele andere Frauen auch
© Amazon Prime Video
Die Serie "Die Gabe" auf Amazon Prime Video entwirft eine Welt, in der Frauen die Fähigkeit haben, mit ihren Händen Elektroschocks zu verteilen. Eine Umkehrung der Verhältnisse – aber werden die Frauen mit ihrer Macht besser umgehen als die Männer?

Unter Feminist:innen ist es ein gerne angestelltes Gedankenexperiment: Wie würde die Welt aussehen, wenn Frauen die Macht hätten? Politik, Gesellschaft und Wirtschaft funktionieren immer noch (zu) oft nach Regeln, die Männer gemacht haben und von denen sie profitieren. Doch wäre die Welt eine bessere, wenn die Frauen plötzlich das in jeder Hinsicht starke Geschlecht wären? Die neue Amazon-Serie "Die Gabe" spielt dieses Szenario durch.

Der gleichnamige Roman von Naomi Alderman (Originatitel: "The Power") begeisterte sogar Barack Obama: Der ehemalige US-Präsident setzte ihn 2017 auf seine persönliche Liste der Buchempfehlungen des Jahres. Teenager-Mädchen auf der ganzen Welt erhalten auf mysteriöse Art und Weise die Fähigkeit, mit ihren Händen Stromstöße zu verteilen. Immer mehr Frauen bekommen diese Gabe – und zwar nur Frauen. 

"Die Gabe" auf Amazon Prime Video: Frauen verfügen über Superkräfte

Zuerst setzen die Mädchen die Elektroschocks vor allem für eher harmlose Spielereien ein: mal kurz das Stromnetz lahmlegen oder einen Feueralarm auslösen, damit die Klassenarbeit ausfällt. Doch schon bald entstehen ernstere Folgen, wenn auch nicht immer beabsichtigt. Eine verschüchterte Teenagerin wehrt sich gegen ihren gewalttätigen Pflegevater. Ein Mädchen kann ihre Kräfte nicht kontrollieren und verursacht einen Flugzeugabsturz. Und während die Welt noch darüber diskutiert, ob die im Netz kursierenden Videos eine Fälschung sind, wird den Frauen immer mehr bewusst, welche Macht ihnen nun zur Verfügung steht.

In "Die Gabe" wird gezeigt, wie junge Frauen in verschiedenen Teilen der Welt mit dieser Fähigkeit umgehen. Sie setzen sie für ihre eigenen Zwecke ein, gegen Ungerechtigkeit auf der Welt, müssen lernen, sie zu kontrollieren – und was passiert eigentlich, wenn sich die Frauen mit Elektroschocks gegeneinander erheben?

Wiederholen die Frauen die Fehler der Männer?

Die Serie entwirft also eine Welt, in der Frauen Männern nicht nur intellektuell mindestens ebenbürtig, sondern ihnen auch physisch überlegen sind. Eigenschaften also, die über Jahrtausende die Männern für sich in Anspruch genommen haben. Damit ist endlich der Zeitpunkt gekommen, das Patriarchat in die Schranken zu weisen und sich für das erlittene Unrecht zu rächen – doch natürlich geben die Männer ihre Vormachtstellung nicht ohne Widerstand auf. Ein erbitterter Kampf der Geschlechter scheint unausweichlich.

Womit wir wieder bei der Frage vom Anfang wären: Wenn Frauen über solche Macht verfügen würden, würden sie alles besser machen? Eine Konstellation, die es sich durchaus einmal zu durchdenken lohnt. Showrunnerin Raelle Tucker jedenfalls verrät schon einmal, dass ihre Serie sich keinen Illusionen hingeben will: "Die Gabe" erzähle von einer Welt, "in der Frauen jene Macht innehaben, die Männer eine lange Zeit hatten, doch wir Frauen am Ende viele der gleichen Fehler auf unsere Weise wiederholen".

Prime Video hat die ersten drei Folgen der Serie auf einen Schlag veröffentlicht, jeden Freitag erscheint eine neue der insgesamt neun Episoden. 

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