Noch einmal "Tatort" gucken, dann ist es so weit: Die Neue im Sonntagstalk übernimmt. Anne will nicht mehr. Nun ist Caren dran. Es sind große Schuhe, die sie sich da anzieht. Und es wird ihr nichts nützen, sie gelegentlich mal auszuziehen und auf einen Tisch zu steigen. Wie damals, als sie in den "Tagesthemen" den verstorbenen Künstler Robin Williams auf diese Weise ehrte und das halbe Land mit einem Schuss Unseriosität in Verzückung versetzte.
Jetzt muss Caren Miosga zeigen, was sie draufhat. Im größten deutschen TV-Talk, dem die Beute-Zuschauer vom Sonntagskrimi gehören. Da werden sie am neuen großen Tisch wieder versammelt sitzen, die üblichen Laber-Profis: Politiker, Experten, Journalisten und natürlich Gerhart Baum, 91.
Caren Miosga ist es gewohnt, unterschätzt zu werden
Wird die Neue ausufernde Wahlkampfprosa und feiges Ausweichen ordentlich parieren, gar verhindern? Wird sie streng genug sein? Na klar! Miosga ist es gewohnt, unterschätzt zu werden. Als sie die "Tagesthemen" übernahm, fragte man sich: Kann sie Politik? Jetzt wissen wir: Kann sie. Wir wagen eine Prognose: Vielleicht wird es am Anfang ein paarmal ruckeln, aber schon nach drei, vier Sendungen werden wir das Gefühl haben, die Gesprächsrunde habe nie jemand anderes moderiert.
Mit einer eitlen Unsitte sollten die TV-Sender allerdings aufhören: ihre Talks nach den Gastgeberinnen und Gastgebern zu benennen. Könnte Miosgas Sendung nicht einfach "Talk nachm Tatort" heißen?