"Germany's Next Topmodel" Zittern vor dem Kurzhaarschnitt – und ein unerwünschtes Wiedersehen

Von Sylvie-Sophie Schindler
"Germany's Next Topmodel": Zittern vor dem Kurzhaarschnitt - die TV-Kritik
Großes Umstyling bei "Germany's Next Topmodel": Nimmt sich Heidi Klum (l.) die roten Haare von Lena (M.) vor?
© Martin Ehleben / ProSieben
Das große Umstyling – doch die großen Dramen blieben aus. Stattdessen großer Ärger, weil eine Kandidatin überraschend zurückkehrte. Und als eine der unbeliebtesten in der "GNTM"-Geschichte aufs Sofa ausquartiert wurde.

An die Haare von Donald Trump müsste Heidi dringend ran. Andererseits muss man es erst einmal schaffen mit so einer Frisur – dieses Gelb-Orange, dieser steife Helm – groß rauszukommen. Wir kennen die Geschichte. Trump braucht kein Umstyling, um den Big Boss zu geben. Und wenn man überhaupt etwas von ihm lernen kann, dann das: er findet sich uneingeschränkt geil. Das ist kein Aufruf zu Narzissmus, aber so wie manche Model-Mädchen es machen, geht es halt auch nicht. Das macht Heidi unmissverständlich klar und schmeißt die, die sich besonders zurückhaltend geben, raus. Denn: "Schüchternheit ist hier unangebracht." In der fünften Folge musste deshalb Leonela das Feld räumen. Gegönnt hätten die meisten aber einer anderen den Rausschmiss: Jasmin.

Das "große Umstyling" bei "Germany's Next Topmodel" rückt unerwartet in den Hintergrund 

Ja, sie ist wieder da. Wähnten sich die Model-Anwärterin in der vorangegangenen Folge noch vor Jasmin sicher, denn sie trat die Reise nach L.A. nicht mit den anderen an, stand sie plötzlich kreischend in der Model-Villa und feierte ihre Rückkehr. Nur: niemand wollte so recht mitjubeln. Wie kann das sein, empörten sich die Mädels, einfach mal eine Woche aussetzen und dann wieder dabei sein? Mit heruntergeklapptem Unterkiefer verkündeten einige, sich bei Heidi beschweren zu wollen. Getan hat es dann: keine. Denn allen ist letztlich klar, was Heidi eisern in die Kamera erklärt: "Ich bin der Boss." Und der hat erstmals genehmigt, dass ein Mädchen eine Folge lang pausieren kann. Über die Gründe hielt Jasmin sich bedeckt, murmelte nur, sie habe was zuhause klären müssen. Das aber genügte Kontrahentin Theresia nicht, die streng wie eine Lehrerin meinte: "Sie ist uns ein paar Antworten schuldig." Jasmin, vorher schon Außenseiterin, steht nun erst recht draußen. Keines der Mädchen wollte sie im Zimmer aufnehmen. Also campierte sie im Wohnzimmer. "Wer Scheiße baut, muss auf die Couch", so Cäcilia eiskalt.

Der strenge Ton der Chefin wird gerne kopiert. Das ist das eine. Das andere ist, wenn wiederum die Chefin ihre schonungslosen Kommentare abgibt, gibt es Tränenausbrüche. Das wiederum versteht die Heidi nicht, dieses Herumgeflenne, denn die Mädchen sollen doch bitteschön kapieren, dass alles nur "zu ihrem Besten" sei, um sie "zu pushen". Das war auch die Aufgabe von der diesmaligen Mitjurorin Stefanie Giesinger, die ebenfalls in ihrer Attitüde als Heidi-Klon durchgehen könnte. Das Beste ist natürlich stets das "große Umstyling", das wie eine Damoklesschere über den GNTM-Kandidatinnen schwebt, verbunden mit der allerallergrößten Angst: ein Kurzhaarschnitt. Justine, die sich ihre schulterlangen dunklen Haare wachsen lassen wollte, traf es am härtesten. Durch sie lernen wir: Wer keine kurzen, blonden Haare mag, bekommt kurze blonde Haare. Justine hielt sich trotzdem tapfer, vor allem, als plötzlich alle sie umringten und bewunderten. Sie sei, so der Konsens, mit ihrem neuen Aussehen in die Liga der Top-Anwärterinnen gerutscht. Nur mit dem Walk hapert es noch. Dazu folgender Dialog zwischen Justine und einer Mitanwärterin: "Du siehst so schön aus, so highfashion." – "Ich laufe aber nicht so."

"Extensions-Schlacht" statt Drama und eine Liebeserklärung an das "neue Ich"

Schade für die Fans – in dieser Staffel gab es beim Umstyling keine großen Dramen. Was sicher auch daran lag, dass die Haare bei gefühlt jeder zweiten nicht kürzer wurden sondern rapunzellänger. Heidi fasste es so zusammen: "Das war dieses Mal eine echte Extensions-Schlacht." Dafür hatte sie übrigens zig Stylisten angekarrt, die sonst an Beyoncé und den Kardashians rumfummeln. Nächster Auftrag an die Mädchen: "Die neue Frisur lieben und leben", denn das sei die Erfolgsformel. Um zu überprüfen, ob wirklich jede völlig – und – "in love" ist mit ihren Haaren, stellte die Klum beim Entscheidungs-Walk, dieses Mal in einer Kirche, einen Spiegel auf, in das die werdenden Models ihrem "neuen Ich" eine Liebeserklärung machen sollten. Cäcilia raunte am Rande: "Ich sehe aus wie ein Dorftrottel".

Auf die ehrgeizige Theresia war wie immer Verlass. Während sie sich getreu des Auftrags selbst anhimmelte, brach Jasmin, die den Auftritt mit allen via Leinwand verfolgte, in lautes Lachen aus. Es folgte sofort ein Zurechtweisen durch die anderen, das gehöre sich nicht. Jasmins Konter, selbst schuld, wenn eine "nicht stark genug ist, mein Lachen zu ertragen". Keine Frage, das war die nächste Kampfansage. Krawall-Garantie gibt es denn auch in der nächsten Folge. Denn Jasmin ist weiter, obwohl sie beim Shooting eine "so eine schlechte Trefferquote" hatte wie kein anderes Mädchen, aber eben auch "so ein wunderschönes Foto" wie "nicht viele". Wer sich die Zeit bis zum nächsten Mal verkürzen will, der kann sich übrigens ruhig an einer Weisheit von Theresia abarbeiten, die da heißt: "Nichts ist peinlicher als von seinem eigenen Ich abzuprallen." Ja, Modeln macht vielleicht auch ein bisschen klug.

Sechs der GNTM-Kandidatinnen
© Martin Bauendahl / ProSieben
Wer besteigt den Model-Thron? Das sind die GNTM-Favoritinnen 2019

PRODUKTE & TIPPS