Herr Fuchsberger, Sie waren immer dann am besten, wenn Sie den Mund gehalten haben ...
... sagen wir so: Meiner Talkshow "Heut' abend" hat es gut getan, wenn ich mich beschränkt habe und die Gäste zu Wort kommen ließ.
Nach einer Sendung soll Ihre Frau einmal zu Ihnen gesagt haben: "Halt's Maul!"
Oh ja, an diesem Abend hatte ich immer wieder versucht, meinen Gästen mit Formulierungen zu helfen. Die Gundel hat mich hinterher zusammengepfiffen. Sie hat gesagt: "Lass die doch selber überlegen, das ist viel interessanter." Meine Frau ist meine Regierung, und auch in diesem Fall habe ich gut daran getan, mich an ihre Anordnung zu halten.
Auch die hauptberuflichen Kritiker hatten einiges an Ihnen auszusetzen.
Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie wurscht mir das war. Ich bin mir selbst verantwortlich, nicht irgendwelchen Leuten da draußen.
Sie wurden als "Softie" bezeichnet, weil Sie so selten nachgehakt haben.
Mir war es immer wichtig, im Studio eine lockere, angenehme Atmosphäre zu schaffen, in der man sich gut unterhalten kann. Dann erzählen die Leute einem nämlich viel mehr.
Na ja, Ihr Gespräch mit dem stern-Gründer Henri Nannen ...
... das war ein Ringkampf. Der Nannen hatte eine ganz klare Vorstellung, wie er vor einem so großen Publikum erscheinen möchte. Er hatte keine Lust, über seine Rolle im Dritten Reich zu sprechen.
Nannen ist unter anderem als Sprecher in Leni Riefenstahls Olympia-Film zu hören.
Natürlich habe ich ihn auch auf diese Zeit angesprochen. Er wollte sich um nichts in der Welt dazu äußern. Als ich immer wieder nachfasste, gab er nach, weil ihm klar war: Man merkt, dass er kneift, und das konnte er sich nicht leisten. Mir hat das deutlich gezeigt, wo die Grenzen liegen zwischen Entertainment und investigativem Journalismus. Es hat mir deutlich gemacht, solche Leute gehören nicht in meine Kategorie.
"Heut' abend" lief von 1980 bis 1991 im Ersten. Im Grunde haben Sie den Weg bereitet für Kerner und Beckmann.
Ja - und nein. Ich mag keine Talkshows, wo zehn Leute munter durcheinanderplappern, und es kommt zu gar nichts. Mir ist aufgefallen, dass die Talkmaster plötzlich alle Einzelgespräche führen, so wie ich das bei "Heut' abend" gemacht habe. Neulich Herr Kerner mit Herrn Lagerfeld - das war hervorragend. Oder Herr Beckmann mit König Silvia. Langsam kommen sie drauf, dass die Gespräche mit einem einzelnen Gast ergiebiger sind.
Ausgewählte Folgen von "Heut' abend" erscheinen jetzt auf DVD. Gespräche mit Lilo Pulver, Max Schmeling, Max Grundig. Blackys Vermächtnis?
Ach, Unsinn. Eine Produktionsfirma namens Turbine kam aufgrund der Diskussion über die heutige Form von Talkshows auf die Idee, die alten Folgen noch einmal hervorzukramen. Anfangs war ich skeptisch wegen der Qualität ...
... Sie waren sich nicht sicher, ob das gut war, was Sie damals gemacht hatten?
Nein, ich machte mir Sorgen wegen der Qualität der Aufzeichnungen. Nach so langer Zeit, nach 20, 30 Jahren legt sich ein Schleier über die Bänder. Aber die meisten waren in ordentlichem Zustand. Die Auswahl der Sendungen habe ich den Herausgebern überlassen. Kann ja sein, dass ich eine Show für hinreißend halte, die in Wahrheit mittelmäßig war. Ich persönlich fand sie nämlich alle gut.
Stimmt es eigentlich, dass Sie Harry Belafonte nur wegen Ihres Spitznamens in die Sendung bekommen haben?
Er hat zumindest geholfen, das Eis zu brechen. Harry Belafonte war in München, er gab ein Konzert im Circus Krone. Ich besuchte seine Probe, um ihn einzuladen. Ich saß in der obersten Reihe, ganz allein, er sah mich, und mit seiner wunderbaren Stimme krächzte er nach oben: "What are you doing up there?" Ich bin runter, habe mich vorgestellt: "Mein Name ist Blacky Fuchsberger, ich würde Sie gern interviewen!" Er schaute mich an und sagte: "Wie heißen Sie? Blacky? Wir Schwarzen müssen zusammenhalten!"