Moderator Klaas Heufer-Umlauf hat die aktuelle Ausgabe seiner Sendung "Late Night Berlin" (ProSieben) genutzt, um auf die von Abschiebung bedrohte Familie Pham aufmerksam zu machen. Pham Phi Son und seine Anwältin Jenny Fleischer waren zu Gast in der Sendung. Obwohl der Vietnamese bereits seit mehr als 35 Jahren in Chemnitz lebt und arbeitet, Frau und Kind hat, soll die Familie abgeschoben werden. Der Grund: Herr Pham hielt sich 2016 drei Monate länger als gesetzlich erlaubt in seiner Heimat Vietnam auf. Wegen einer medizinischen Behandlung, wie er erklärte. Nur durch die große mediale Aufmerksamkeit und das Engagement des Sächischen Flüchtlingsrates konnte die Abschiebung bislang verhindert werden.
Auf wessen Seite Klaas Heufer-Umlauf steht, macht er direkt zu Beginn des Gesprächs klar: "Ich will nachhaltig für Aufmerksamkeit sorgen, denn das bedeutet zunächst einmal Schutz", sagt er. Es ist deutlich spürbar, wie sehr ihn die Geschichte bewegt: "Man muss sich das mal vorstellen: Man lebt mehr als 30 Jahre hier, hat Freunde, Arbeit, Familie und dann soll das plötzlich alles weg sein", sagt er. Wie es ihm jetzt gehe, will Heufer-Umlauf dann von Herrn Pham erfahren. Der 65-jährige Mann wirkt etwas verloren auf dem großen Sofa: "Mir geht es ganz schlecht, ich habe Angst, kann nicht schlafen", antwortet er in gebrochenem Deutsch.
Anwältin: "Her Pham ist kein Einzelfall"
Heufer-Umlauf hakt bei Anwältin Jenny Fleischer nach: "Und die Abschiebung droht jetzt wirklich nur wegen dieser drei Monate, die er länger als erlaubt in Vietnam gewesen ist?" Die Anwältin bejaht und übt zugleich Kritik an dieser Gesetzesregelung: "Das ist ein bisschen aus der Zeit gefallen", findet sie. Und: Herr Pham sei kein Einzelfall. "Es gibt sehr viele Menschen, bei denen das passiert." Dabei hätten Ausländerbehörde immer Handlungsspielraum und müssten die Verhältnismäßigkeit genau prüfen. "Sie können, wenn sie wollen!", ist Fleischer überzeugt. Heufer-Umlauf echauffiert sich: "Was will man denn noch prüfen? Das ist doch kein Einzelfall! Es passiert doch andauernd."
Was die Anwältin zudem kritisiert: Während Deutschland gerade wieder händeringend nach Fachkräften aus dem Ausland suche, drohten gleichzeitig gut integrierten Menschen wie ihrem Mandanten die Abschiebung. Jenny Fleischer: "Man holt wieder Menschen aus dem Ausland, aber dann sollte man die, die hier sind doch nicht abschieben, das ist einfach absurd"
Spendenaufruf für die Erdbebenopfer in der Türkei
Aber wie läuft eine Abschiebung eigentlich ab? Diese Frage beantwortete Anwältin Fleischer so: "Mitten in der Nacht können bis zu acht Polizeibeamte im Haus stehen und dich in den Flieger karren. Die Abschiebungen finden meistens unangekündigt statt, es kann jederzeit soweit sein.“ Klaas Heufer-Umlauf wandte sich deshalb an die Zuschauer mit der Bitte, aktiv zu werden: "Man kann Man kann Petitionen unterzeichnen, Bundestagsabgeordnete anschreiben."
Nachdem er fast 20 Minuten dem ernsten Thema gewidmet hatte, verabschiedete er seinen Gast Herrn Pham gewohnt launig: "Ich hoffe, dass wir uns hier unbeschwerter wiedersehen – es sei denn, sie finden die Sendung kacke, dann können sie auch woanders hingehen", sagte er und grinste.
Zum Schluss wurde es dann noch einmal politisch: Sängerin Elif, die türkische Wurzeln hat, widmete ihren Song "Weißt du, wie es ist?" den Opfern des Erdbebens in der Türkei und Syrien. Den Text ihres Liedes hatte sie zuvor umgeschrieben ("Weißt du,wie es ist, wenn du als Vater die Hand deiner Tochter nicht loslassen kannst?") und öffnete während ihres Auftritts ihr Cape, auf dem gedruckt stand: 46.000 tot, Millionen obdachlos. "Ich bitte euch, zu spenden!", so Elifs eindringliche Bitte.