Potz-Blitz. Kaum aus-zu-halten. Diese Spannung. In je-der Se-kun-de. Wer darf denn nun mit wem? Vielleicht die, äh, mit, nun ja, dem? Oder doch der da mit der hier? Und wer, zum Geier, sind eigentlich diese Menschen, die sich knapp drei Stunden dauergrinsend durch diese bunt beleuchtete Halle schieben?
Die kurze Antwort: das ist die Schar Semi-Prominenter, die in diesem Jahr bei "Let's Dance" mitmacht. Die lange Antwort: Es sind Ann-Kathrin Brömmel, Angelina Kirsch, Anni Friesinger-Postma, Bastiaan Ragas, Cheyenne Pahde, Chiara Ohoven, Faisal Kawusi, Gil Ofarim, Heinrich Popow, Jörg Draeger, Maximilian Arland, Susi Kentikian und Vanessa Mai. Und Pietro Lombardi. Aber der sitzt daneben, er hat Aua am Fuß und kann nicht mitmachen. Dr. Lombardi selbst teilt die Diagnose mit: "Fraktur im Sprungbein."
Doch der Reihe nach. Freitagabend, 20.15 Uhr. RTL schickt zum zehnten Mal jene Promis auf die Tanzfläche, die noch nicht im Dschungel waren. Für die, wie RTL sie nennt, "Jubiläumsstaffel", hat sich der Sender etwas total aufregend Besonderes einfallen lassen. Die Promis erfahren erst in dieser Kennenlernshow, wer ihre Tanzpartner werden. Blind Dates für die Füßetreter. Vorher müssen die Stars, angeblich mit nur einem Tag Training, noch in Gruppen tanzen. Der Rumpelfaktor ist hoch.
Als ob ein Dorfdiscobesitzer Geld gefunden hätte
Zuerst versuchen Plus-Size-Model Angelina Kirsch, Schlagersängerin Vanessa Mai und Boxerin Susi Kentikian – ausstaffiert im Pailettenhemd, 3er-Pack zu 3,99 – sich beim Cha-Cha-Cha zu "Lady Marmelade" sexy zu geben. Sieht am Ende leider aus, als hätten sich die drei für einen Erotik-Tanzkurs in der Volkshochschule angemeldet. Immerhin passt die Kulisse: Die Halle ist dekoriert, als hätte ein Dorfdiscobesitzer einen Koffer voller Geld gefunden und beschlossen, eine Party zu schmeißen. Motto: Sexy in Sulingen. Viel pink, bisschen Plüsch, kein Stil.
Anschließend schieben sich Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Anni Friesinger-Postma, Model und Mario-Götze-Freundin ("Ich habe nichts gegen den Begriff Spielerfrau") Ann-Kathrin Brömmel, Society-Tochter Chiara Ohoven und Soap-Actrice Cheyenne Pahde zum Walzer durch die Gegend. Sie wälzen herum wie eine Gruppe Ü70-Damen zum Fasching im Altenheim, die goldbesetzten Abendkleider aus dem Kostümfundus - herausgeholt aus der Kiste Tausendundeine Nacht - so langsam, dass man sich wünscht, jemand würde ihnen einen Rollator reichen, damit sie zum Eierlikörchen an den Kaffeetisch schieben können.
"Emmosssion" ohne Emotionen
Bewertet wird – man muss ja nicht alles ändern – von der Jury Jorge Gonzalez, Motsi Mabuse und Joachim Llambi. Jorge erfreut sich, sofern man es verstehen kann, an ganz viel "Emmosssion" und Mabuse weiß weise, dass "oben schön, aber auch unten schön, wichtig ist beim Tanzen". Und Joachim Llambi? Der kündigt für die gesamte Staffel an: "Wir werden viel Spaß haben." Es klingt wie eine Drohung. Vermutlich ist es das auch.
Daniel Hartwich, der Frisur nach zu urteilen vor der Show mit dem Finger in die Steckdose geraten, und Sylvie Meis moderieren die ganze Sendung einfach weg. Meis sieht aus, als hätte sie sich vorher einen Eimer Selbstbräuner über den Kopf gekippt, und ist zur emotionslosen Bronzesäule erstarrt. Emotionslos wirkt auch die Ohoven. Wenn doch bloß jemand käme, der ihr die Wäscheklammern am Hinterkopf löst, damit endlich, endlich, endlich wieder Mimik in ihr Gesicht kommt. Vielleicht hat sie auch nur eine neue Haarfarbe. War ja damals bei den Lippen auch so.
Auch Männer dürfen bei "Let's Dance" aufs Parkett
Zurück aufs Parkett: Auch die Männer dürfen. Ex-Caught-in-the-Act-Sänger Bastiaan Ragas, Schlagersänger Maximilian Arland und Sänger Gil Ofarim machen ein bisschen Quickstep. Arland stakst wie ein Zwölfjähriger, Ofarim trägt Bart, um nicht mehr auszusehen, wie in der Bravo-Foto-Love-Story und Bastiaan Ragas ist halt irgendwie da und nett.
Und dass Moderator Jörg Draeger (genau, das ist der mit dem Zonk) beim Schlusstanz des Abends hoffnungslos dem Tempo hinterhinkt, als wäre er in einer eigenen Zeitzone, nimmt man nach drei Stunden nur noch hin, erträgt anschließend geflissentlich die Witze von Comedian Faisal Kawusi und staunt, warum Paralympics-Sieger Heinrich Popow ein abgeschnittenes Hosenbein hat (damit der Stoff sich nicht im mechanischen Kniegelenk verfängt).
Am Ende haben übrigens alle ihre Partner. Einfach so, zugewiesen. Warum es dazu diese Sendung brauchte, bleibt das Geheimnis von RTL. Am 17. März geht’s dann richtig los.