Wer sich bislang abends im Fernsehen über das Weltgeschehen informieren wollte, wurde auf RTL nicht fündig. Zwischen den Nachrichten um 18.45 Uhr und dem um Mitternacht startenden "Nachtjournal" klaffte eine gähnende Lücke. Das ist ab kommender Woche anders: Am Montag, 16. August, startet mit "RTL Direkt" ein neues Nachrichtenformat - das um 22.15 Uhr ausgestrahlt wird und damit in direkter Konkurrenz zu den "Tagesthemen" der ARD läuft.
Am Donnerstag verriet der Sender auf einer Pressekonferenz weitere Details. Vier Mal pro Woche soll "RTL Direkt" ausgestrahlt werden - von Montag bis Donnerstag. Dafür hat der Privatsender ein nagelneues Studio errichtet. Zwar sitzt RTL in Köln, doch gesendet wird aus Berlin. Das hat einen Grund: Man will näher am politischen Betrieb der Hauptstadt sein - und in jeder Sendung einen Gast begrüßen, mit dem man ausgiebig über das täglich wechselnde Schwerpunktthema diskutiert.
Zehn der 20 Minuten von "RTL Direkt" soll das Gespräch mit dem Talkgast ausmachen. Dabei machte Jan Hofer klar, dass die Gäste hochkarätig sein werden: Gleich zum Start empfängt der 71-Jährige Annalena Baerbock, die Kanzlerkandidatin und Parteivorsitzende der Grünen. Aber auch Experten oder normale Bürger können ins Studio geladen werden.
Jan Hofer will die Themen bürgernah aufbereiten
Beginnen soll die Sendung jeweils mit einer Übersicht über die wichtigsten Ereignisse, anschließend wird das Thema des Tages vertieft. Man verbinde hier verschiedene Elemente von Livereportagen und Talk, auch die Zuschauer sollen mit einbezogen werden, sagte Redaktionsleiter Lothar Keller. Zum Schluss soll es einen versöhnlichen Ausklang geben, einen "Durchatmer", der die Zuschauer mit einem guten Gefühl entlassen soll. Das könne auch eine Satire sein.
Jan Hofer gab gleich ein Beispiel dafür, was den neuen Ton von "RTL Direkt" gegenüber anderen Nachrichtensendungen ausmachen soll: Er wolle die Themen auf eine Ebene heben, die die Zuschauer persönlich betrifft. So werde er Annalena Baerbock konkret dazu befragen, welche Kosten den Bürgern durch die Pläne der Grünen entstehen. So oft es geht solle die Sendung live gesendet werden.
"RTL Direkt": Neben Hofer wird auch Pinar Atalay moderieren
RTL-News Geschäftsführer Stephan Schmitter zeigte sich jedenfalls zufrieden: Mit der Nachrichtensendung werde der fehlende Baustein hinzugefügt, den die Zuschauer bislang im Programm vermisst haben - so soll es eine Marktforschung ergeben haben. Wer um 20.15 Uhr RTL eingeschaltet habe, müsse um 22.15 Uhr nicht mehr zur Fernbedienung greifen, um sich zu informieren.
Mit erkennbarem Stolz wies Schmitter auch daraufhin, dass der Privatsender nun zwischen 18.30 Uhr und 0.30 Uhr denselben Nachrichtenanteil habe wie ARD und ZDF.
Und damit sich die Zuschauer auch genau so gut informiert fühlen, hat man gleich zwei bekannte Journalisten von dem öffentlich-rechtlichen Konkurrenten ARD verpflichtet: Neben Hofer wird ab Herbst Pinar Atalay moderieren. Ob das ausreicht, um die Zuschauer nach "Bauer sucht Frau" oder dem "Bachelor" bei der Stange zu halten? Geschäftsführer Schmitter kündigte jedenfalls an, dem Format Zeit geben und einen langen Atem zeigen zu wollen.