"Polizeiruf 110" aus Magdeburg Mutter und Mörderin: Eine Frau verliert die Nerven

"Polizeiruf 110: Du gehörst mir" aus Magdeburg
Inga Werner (Franziska Hartmann) nimmt kurz nach dessen Entführung den Säugling in Augenschein
© MDR/Felix Abraham / ARD
Mit einem "Polizeiruf 110" aus Magdeburg startet die neue Krimisaison in der ARD. Im Fall "Du gehörst mir" muss Hauptkommissarin Doreen Brasch nicht nur ein entführtes Baby finden, sondern auch ihren Kollegen Uwe Lemp retten.
  • 3 von 5 Punkten
  • Emotional packendes Porträt einer traumatisierten Frau

Worum geht's?

Lana Stokowsky (Hannah Schiller) ist mit ihrer sieben Wochen alten Tochter in der Magdeburger Innenstadt unterwegs. Die Studentin schiebt ihr Baby im Kinderwagen und wird Zeugin, wie eine Skaterin einen Passanten umfährt. Stokowsky geht dazwischen, will den Streit schlichten und achtet dabei nicht auf ihr Kind. Es ist ein kurzer Moment der Unachtsamkeit – mit fatalen Folgen. Als sie sich wieder umdreht, ist der Kinderwagen weg: Der Säugling wurde von Inga Werner (Franziska Hartmann) entführt. Werner ist die Nachbarin von Kriminalrat Uwe Lemp (Felix Vörtler). Als der unangekündigt vor ihrer Tür steht, verliert sie die Nerven. Sie schlägt Lemp nieder und nimmt ihn in ihrer Wohnung als Geisel. Hauptkommissarin Doreen Brasch (Claudia Michelsen) muss also nicht nur das entführte Baby finden, sondern auch ihren Kollegen retten. Dabei konzentrieren sich ihre Ermittlungen zunächst auf Stokowskys Ex-Freund Christian Novak (Max Hemmersdorfer). Er soll die junge Mutter belästigt und gestalkt haben.

Warum lohnt sich der Fall "Du gehörst mir"?

Der Film konzentriert sich vor allem auf Hauptdarstellerin Franziska Hartmann, die die Entführerin Inga Werner spielt. Für den Zuschauer steht sie von Anfang an als Täterin fest. Es wird gezeigt, wie sie ohne groß Aufsehen zu erregen den Kinderwagen durch die Menge schiebt und das Baby zu sich nach Hause bringt. Die Spannung ergibt sich aus der Frage, warum Werner so handelt. Sie erscheint als eine Frau voller Widersprüche und agiert völlig unberechenbar. Während sie dem entführten Säugling viel Liebe und Aufmerksamkeit schenkt, begegnet sie Kriminalrat Lemp mit äußerster Brutalität. Regisseur Jens Wischnewski und Drehbuchautorin Khyana el Bitar ist das bewegende Porträt einer traumatisierten Frau gelungen, der jedes Mittel recht scheint, um das entführte Baby zu behalten. Die Situation eskaliert so sehr, dass es am Ende sogar noch eine Leiche gibt.

Was stört?

Im März dieses Jahres lief der letzte "Polizeiruf 110" aus Magdeburg, der sich ebenfalls um ein verschwundenes Kind drehte. Zwar ging es damals um einen zehnjährigen Jungen – dieses Mal ist die Vermisste ein sieben Woche altes Mädchen – trotzdem verlaufen die Ermittlungen ähnlich: Kommissarin Brasch setzt alles daran, das Kind so schnell wie möglich zu finden und legt sich voreilig auf einen Verdächtigen fest. Auch das Schicksal von Kriminalrat Lemp ist nicht wirklich innovativ. Dass ein Ermittler zum Opfer und somit tragender Teil der Handlung wird, ist ein Sujet, dass schon oft bemüht wurde. In der Vergangenheit gab es einen Fall, in dem Kommissarin Brasch von einem Täter festgehalten und misshandelt wurde – dieses Mal erwischt es ihren Kollegen.

Die Kommissare?

Kriminalrat Uwe Lemp will eigentlich ein dreimonatiges Sabbatical in Schottland machen, doch dort kommt er nie an. Stattdessen liegt er schwer zugerichtet in der Wohnung seiner Nachbarin und wird gefangen gehalten. Seine Kollegin Doreen Brasch ahnt von all dem nichts und ermittelt lange in die falsche Richtung. Der entscheidende Hinweis kommt erst dank Lemps Kater, um den sich Brasch in seiner Abwesenheit kümmern soll.

Ein- oder ausschalten

Starke Hauptdarstellerin, bewegendes Thema und der erste neue Sonntagskrimi nach der Sommerpause: Nur drei Gründe, um den Fall aus Magdeburg einzuschalten.

Kommissarin Doreen Brasch ermittelte zuletzt in diesen Fällen:

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