- 4 von 5 Punkten
- Ein atmosphärisch bestechender Krimi, der über manche Hänger hinwegträgt.
Worum geht's?
Ein Überfall auf zwei Kleinganoven endet für einen der beiden tödlich. Der Täter entkommt mit einer Tasche voller Geld. Die "Tatort"-Ermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) sind ebenso ratlos wie die Unterweltgröße "Dokta" (Erwin Steinhauer), dessen Handlanger überfallen wurden. Nur durch harte Ermittlungsarbeit kommen sie dem Tathergang näher - und stoßen auf ein Verbrechen aus Liebe.
Warum lohnt sich dieser "Tatort"?
Kleinganoven mit schulterlangen Haaren und wilden Schnurrbärten. Spelunken mit vergilbten Vorhängen. Dazu erklingt ein funkiger Soundtrack à la "Shaft" (Musik: Stefan Bernheimer): Wirklich alles an dieser Folge ruft Erinnerungen an die 70er Jahre hervor. Auch die Kamera (Matthias Pötsch) beteiligt sich, taucht die Bilder in eine goldgelbe Patina und gönnt der "Tatort"-Folge hin und wieder ein paar Szenen mit Split Screen, eine Technik, die zu jener Zeit äußerst populär war.
Das alles ist jedoch kein Selbstzweck, keine Spielerei. Die Macher (Buch: Stefan Hafner und Thomas Weingartner, Regie: Barbara Eder) werfen mittels dieser Ästhetik einen melancholischen Blick auf die urwiener Rotlicht- und Unterweltszene, an denen die Globalisierung ihre Spuren hinterlassen dürfte.

Was stört?
Es gibt Filme, die bestechen durch eine besondere Atmosphäre. Und solche, die brillieren mit einer komplexen, verschachtelten Handlung. Mit Letzterem kann "Her mit der Marie!" nicht aufwarten.
Die Kommissare?
Lange Zeit arbeiten Moritz Eisner und Bibi Fellner in diesem Fall gegen- und nicht miteinander, denn Bibi fühlt sich einem der Verdächtigen gegenüber zu Loyalität verpflichtet. Das verschleppt die Ermittlungen unnötig - führt sie jedoch am Schluss auf die richtige Fährte.

Ein- oder Ausschalten?
Wenn Sie ein Herz für die Filme der 70er Jahre haben, ist dieser "Tatort" ein Muss. Allen anderen liefert "Her mit der Marie!" solide Unterhaltung.