"Schlag den Henssler" Das große Gähnen: So laaaaangatmig war der Show-Auftakt von Henssler

Von Andrea Zschocher
"Schlag den Henssler"-Premiere: "...klappt irgendwie nicht!"
© ProSieben
Ein TV-Koch als Stefan-Raab-Kopie,
ein schweigsamer Gegner
und ein mauer Moderator.
Die Premiere von „Schlag den Henssler“ war eine dröge Veranstaltung.
Und dauerte stolze fünf Stunden.
Nach 15 Spielen musste sich Kandidat André schließlich geschlagen geben.
Henssler triumphierte im letzten Spiel.
Überzeugen konnte die Neuauflage auch die Zuschauer nicht.
Immerhin: Die Quote stimmte, 16,1 Prozent Marktanteil dürften zumindest ProSieben zufrieden gestellt haben.
"Schlag den Henssler" hieß für die Zuschauer vor allem, nicht von der eigenen Langeweile im Wettkampf ums Schlafen geschlagen zu werden. So dröge war die Show-Premiere von Raab-Nachfolger Steffen Henssler.

Was für ein Chauvi-Abend bei "Schlag den Henssler". Platte, dumpf-kernige Sprüche, das können sie, Steffen Henssler und Elton. Wem bei Eltons Gehechel von „Fergie, wow, was für eine Frau, da könnte man glatt zum Stalkie werden“ noch nicht schlecht wurde, der konnte sich noch an kicher, kicher-Aussagen wie "Es kommt nicht auf die Größe an" oder den Hinweis, dass die Latte eben oben bleiben muss, erfreuen. Ahahahaha, was für ein Pubertätshumor.

Elton entblödetet sich nicht mal Frauen im Publikum nach ihrer Telefonnummer zu fragen. Kann man machen, wirkte nur so überhaupt nicht souverän. Wer wünschte sich da nicht den "Schlag den Raab"-Moderator Steven Gätjen zurück, dem solche Machoeskapaden nie ins Programm kamen.

Steffen Henssler, die "geile Drecksau"

Die "geile Drecksau", wie Elton Steffen Henssler an einer Stelle bezeichnete, ließ derben Humor walten. Und was freuten sich Beide, als das 15. Spiel "Stange halten" hieß. Na, wie schön, wenn Man(n) so einfach zu erheitern ist.

Der Dritte im Bunde, Kandidat André, war dagegen, klischeebeladen männlich, sehr schweigsam unterwegs. Fragen zu seinem sportlichen Hobby, American Football, beantwortete er gern, alles andere wurde mit stoischer Ruhe, Kopfschütteln oder Nicken quittiert. Da wünschte man sich doch den Kandidaten Daniel zurück, den die Zuschauer leider nicht als Gegner auswählten. Der Personaltrainer hätte immerhin ein paar indiskrete Geschichten über seine Kunden loswerden können oder seine Iron-Man-Erfolge vom Publikum feiern lassen.

Indiskret wurde André nur, als er kurz vor 1 Uhr morgens doch mal seinem Bedürfnis nachgeben musste und den Spieltisch verließ um die Toilette aufzusuchen. "Es zieht sich, es könnte langsam mal fertig werden", beschwerte sich Andrés Freund, zurecht, in dieser Pinkelpause. Und so sehr man dem Kandidaten auch den Sieg gönnte, beim 15. Spiel, dass im Falle seines Gewinnes noch in die Verlängerung gegangen wäre, machte sich auch im Publikum Erleichterung breit, dass André unterlag.

Gähnende Langeweile bei "Schlag den Henssler"

Bei "Schlag den Henssler" ging es für die Zuschauer vor allem darum, nicht von Langeweile erschlagen zu werden. Erinnern Sie sich noch, bei „Schlag den Raab“, damals, da waren auch die absurdesten Spiele irgendwie unterhaltsam. Weil Raab einfach wusste, wie er seine Arroganz, die er natürlich auch an den Tag legte, im richtigen Moment zügeln konnte. Im Gegensatz dazu gratulierte Henssler dem Kandidaten nie zu gewonnenen Spielen.

Der TV-Koch findet sich toll, dass dürfen, sollen, müssen auch die Zuschauer erkennen. Nur: Hochmut muss man sich ja auch leisten können. Wer bisher im TV gegen Promis gekocht hat und da sicherlich auch Zuschauer unterhalten hat, der ist deswegen nicht automatisch geschaffen für dieses Format. Eine aufgezeichnete Kochsendung ist eben doch eine ganz andere Kost als eine samstagabendliche Liveshow.

Dabei gab Henssler sich alle Mühe eine Kopie von Stefan Raab abzugeben. Ständig nörgelte er, blaffte den Moderator Elton an. Nervte mit dem Versuch, ganz in der Manier von Raab, die Regeln zu seinen Gunsten auszulegen. Und diese ewige (Nach)fragerei, ach, lassen Sie mich damit gar nicht erst beginnen.
Fuck, Scheiße, Fuck – und Schnarch!

Die guten alten Zeiten mit Stefan Raab

Das soll jetzt hier wirklich kein Abgesang auf die gute alte Zeit werden, in der Stefan Raab noch für Fernsehunterhaltung sorgte. Aber immerhin schaffte der es auch die langweiligsten Spiele unterhaltsam werden zu lassen. Wo Raab laut wurde, stets bei den Aufgaben, die ihn so richtig nervten, da wurde Henssler leise. Genervt war er deswegen nicht weniger, aber mehr als "Fuck", "Scheiße", "Fuck" kam da eben nicht bei rum. So gewinnt man aber nun mal keine Zuschauer, die denken im Zweifelsfall nur genau das auch, wenn die nächste "Schlag den Henssler" Show angekündigt wird.

Leider muss all diese Kritik aber auch für den Moderator Elton gelten. Himmel, was führte dieser Mann schnarchig durch die Sendung. Ob der Raab-Zögling nun die vom Werbepartner diktierten Sätze zu Handy und Auto vorlas oder Spiele moderierte, es war kein Unterschied zu erkennen. Klar kann der Mann alles wegmoderieren, was ihm vom Haussender so angeboten wird, ist dann nur, wie im Fall von "Schlag den Henssler", nicht eben förderlich für die eh schon lahme Show.

Ein Großteil der Spiele schien darauf angelegt, möglichst viel Sendezeit in Anspruch zu nehmen. Klar, am Ende ist die Dauerwerbesendung eben genau das – eine Gelddruckmaschine für ProSieben. Da geht es um verkaufte Werbeplätze. Aber die Zeit zwischen zwei Werbeblöcken, die könnte doch schon unterhaltsam sein. Ist ja eigentlich nicht zu viel verlangt. Steffen Henssler dabei zuschauen wie er an Sprossen hing oder Kandidat André zuzusehen, wie er bei „Aunt Sally“ eine kleine Figur nicht mit einem Stöckchen umgeworfen bekam, das war schon das ganz große Gähnen. Auch Spiele wie „Umschütten“ oder "Gedankenlesen" mussten aus Zuschauersicht sicher nicht mit sieben bis zwölf Durchgängen gespielt werden. Das war nicht spannend sondern einfach nur nervig.

And the winner is ...

Klar, am Ende wollten wohl die meisten Zuschauer dann doch wissen wer gewonnen hat. Dafür tut man sich den ganzen Zampano ja an. Sollten Sie doch schlafen gegangen sein, hier die Info: Steffen Henssler hat gewonnen.

Die Siegerprämie waren "nur" noch 250.000 Euro. Aber, immerhin, nach Hensslers Sieg, gibt es in der zweiten Ausgabe dann immerhin so viel Geld, wie damals bei Stefan Raab. Da traten die Kandidaten nämlich für mindestens 500.000 Euro bei "Schlag den Raab" an.
Im Arbeitszeugnis würden Personaler vielleicht vermerken: Steffen Henssler war bemüht. Das reicht nur leider nicht, um am Ende den Job zu bekommen. Oder eine Show, die Zuschauer auf Dauer fesselt.

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