Was macht man reflexartig, wenn man etwas Neues ausprobiert hat, damit aber auf die Nase gefallen ist? Genau! Man macht einfach alles wieder wie vorher und bereut den eigenen Mut. Das ist im Alltag nicht anders als im Fernsehgeschäft: "Wir sind uns einig, dass wir an der einen oder anderen Stelle etwas zu mutig waren", sagte Markus Lanz der "Hörzu" über sein erstes Jahr als Moderator bei "Wetten, dass..?" Und so wird für die heute Abend das Rad wieder zurückgedreht - in die gute alte Zeit, in der "Wetten, dass..?" noch das Lagerfeuer der Nation war und man sich um die Quote keine Sorgen machen musste.
Die Gäste sollen wieder einzeln auftreten und nacheinander begrüßt werden, das ZDF will Hollywood-Glamour und deutsche Top-Stars ins Studio holen. Und: Die Wetten sollen im Mittelpunkt stehen (wem diese Formulierung irgendwie bekannt vorkommt: Ja, so wurde das auch im vergangenen Jahr angekündigt). Außerdem soll der Moderator künftig auf sich allein gestellt sein, ohne Assistentin durch die Show führen - genau wie Thomas Gottschalk zu seinen besten Zeiten. Zurück zum Alten - allerdings mit Markus Lanz.
Ohne "Lanz-Challenge" und Trash-Faktor
Abgeschafft dagegen wird die "Lanz-Challenge" - Markus Lanz war in den vergangenen Sendungen immer gegen einen Zuschauer angetreten. Meist ging es dabei um Herausforderungen, die auch einen Ballermann-Besucher auf Mallorca begeistern würden: zum Beispiel Liegestütze mit Bierkasten auf dem Rücken, Feuerzeug unter einer Flasche wegschnippen oder Limbotanzen.
Und auf "C-Promis" wie Olivia Jones oder die Proll-Millionäre Carmen und Robert Geiss will das ZDF künftig auch verzichten: "Wir haben uns in der Gästeauswahl vielleicht zu sehr am Privatfernsehen orientiert", so ZDF-Unterhaltungschef Oliver Fuchs im Interview mit der "Welt". Offenbar hatte man im ZDF gehofft, mit Gästen, die im Privatfernsehen groß geworden sind, jüngere Zuschauer anzusprechen. Das misslang.
Senioren auf dem Show-Sofa
Doch statt sich nun zu fragen, wie man das jüngere Publikum wirklich erreicht, scheint das ZDF zu kapitulieren. Denn nicht nur das abgeänderte Showkonzept erinnert stark an Gottschalks erfolgreiche Zeiten. Auch ein Blick auf die Gästeliste für die Show aus Bremen zeigt, wer damit vor allem angesprochen werden soll: Harrison Ford, Sylvester Stallone, Ruth Maria Kubitschek, dazu Cher als Showact. Diese Namen locken nicht die jungen Zuschauer, sondern vor allem die, die seit Jahrzehnten treu "Wetten, dass...?" schauen. Und im vergangenen Jahr vermutlich irritiert abgeschaltet haben, als sich Gerard Butler ("Wer?") Eiswürfel in den Schritt goss ("Nee, also sowas!"). Die Dominanz des Alters reißen auch die Jüngsten auf der Liste, Matthias Schweighöfer auf dem Sofa und John Newman und Helene Fischer als Showact, nicht mehr raus.
"Klassisch" nennt Markus Lanz übrigens die Ausgabe, die uns heute Abend erwartet.
P.S.: Wir kommentieren die Show live auf Twitter unter dem Account @stern_sofa.