Es läuft im wahrsten Sinne des Wortes rund für Deutschlands umtriebigen TV-Entertainer Stefan Raab. Vor einer Woche hat der Jurypräsident von "Unser Star für Oslo" die Schülerin Lena Meyer-Landrut zur Grand-Prix-Kandidatin für Deutschland gekürt. Gestern Abend tauschte er im thüringischen Oberhof den ledernen Jurysessel gegen eine asiatische Reispfanne, um in der achten Ausgabe der von ihm erfundenen Wok-Weltmeisterschaft seinen Titel als Weltmeister im Vierer-Wok zu verteidigen. Im Einer siegte zum dritten Mal in Folge die Rodel-Legende Georg Hackl, der sich damit gegen den Favoriten mit Heimvorteil durchsetzte, dem frisch gekürten Rodel-Olympiasieger und gebürtigen Thüringer Felix Loch.
Vier schwere Kerle, 488 Kilo Gesamtgewicht und über 80 Kilometer pro Stunde Geschwindigkeit auf der 1354 Meter langen Rennstrecke: So lautete in der Obersdorfer Eisrinne das Erfolgsrezept für Raabs Siegerquartett, bestehend aus "El Presidente" Raab nebst Surflegende Björn Dunkerbeck, Axel Stein, und Andre Lange. So viel geballtes Testosteron macht sich gut beim jungen Zielpublikum, ebenso die Kombination Profisportler plus B- und C-Prominenz à la Christian Clerici.
Rutschende Legomännchen auf der Rennstrecke
Kultig auch ihre Ausrüstungen, die für einen unfallfreien Ablauf sorgten: Suppenkellen an den Stiefeln als Abstandhalter und Beschleuniger (Raab, Hackl), schwarze Helme, dunkle, teils metallfarbene Overalls, vollgestopft mit beschwerenden Säckchen fürs Tempo – das hatte etwas von rutschenden Legomännchen. Das bringt Laune und Respekt vor der Leistung dieser Draufgänger, die wie Moderator Elton oder Ex-No-Angel Lucy Diakovska rückwärts schliddernd ins Ziel schossen. Das Resultat: definitiv ein telegeneres Spektakel als eine normale Rodel-WM.
Bei allem Gaga-Bonus: Wer hält viereinhalb Stunden Werbemarathon auf jeder noch so kleinen Fläche aus? Wo man auch hinguckte oder hinhörte – alles war zugepflastert mit Reklame. Zwar hat ProSieben diese WM seit letztem Jahr als Dauerwerbesendung deklariert. Doch es ist auch so schon schwer genug, die Wok-Ritter auseinander zuhalten, wie sie mit zusammengedrücktem Gesicht aus ihrem Helm ins Mikro nuscheln, um gleich wieder zu verschwinden. Wenn der Sportkommentator zudem bei jeder Kurve - und bei jeder der 40 Abfahrten - den dort abgedruckten Sponsor nennt, verliert man erst recht den Überblick.
Lenas Gastbeitrag fiel mager aus
Die bemüht zotige Moderation von Sonya Kraus in der "Woxengasse" (Kraus) verleitete zum Umschalten. Weitaus lockerer war Matthias Opdenhövels Job. Der Ex-Moderator von "Unser Star für Oslo" zeigte sich entspannt: "Der Trend geht zum Bondage", ulkte er über das Formel-1-Outfit seines Chefs. Einen gewissen Hang zum Masochismus muss man schon mitbringen, um wie Raab anfangs die Rodelbahn auf Mini-Skiern hinunter zu brettern. Immer auf der Kante bremsend, bis die Oberschenkel glühten: "Selbst wenn ich als Thüringer Bratwurst enden sollte – ich mach's für Thüringen!", hatte der Kölner Entertainer Raab angekündigt. Und endete als Goldjunge.
Enttäuschend hingegen der viel angekündigte Gastbeitrag der deutsche Kandidatin des Eurovision Song Contest Lena Meyer-Landrut. Erst nach vier Stunden Sendung und Musikeinlagen der Künstler Fettes Brot und Amy McDonald durfte die 18-jährige Abiturientin aus Hannover ihren Song "Satellite" singen, erneut begleitet vom TV-Total-Orchester "Heavytones". Doch dem ersten Live-Auftritt seit ihrem Sieg fehlte das gewohnt-verrückte Quäntchen Lena. Bedauerlich auch, dass weder Raab noch Opdenhövel zu ihr hinüberhuschten und ein paar Takte mit ihr plauderten.
Andererseits musste die 18-Jährige auf dringend benötigte freie Tage verzichten, weil sie nonstop Pressetermine wahrnimmt. So tritt "Fräulein Meyer-Luftsprung" schon kommende Woche in "Wetten dass..?" bei Thomas Gottschalk auf. Der Show, wo Raab 2003 ursprünglich durch eine Wette auf die Idee gekommen war, eine Wok-WM auszurichten.