Jetzt ist er bald selbst Geschichte: Prof. Dr. Guido Knopp, der Meister der History Fiction, der den geschichtsvergessenen Deutschen die Vergangenheit so appetitlich aufbereitet. Seine Dokumentationen erzählen Geschichten. Emotion statt Quellen-Quark, ordentlich Effekte mit Knall und Pulverdampf, Schluss mit spröder Faktenhuberei. Kein noch so unbekannter Junker mit Grundbesitz in Königsberg, dem sich nicht ein kleines Hitler-Bärtchen unter die Nase kleben ließe. Doch das ist bald vorbei: Deutschlands beliebtester Geschichtslehrer geht in Rente.
Ende Januar nächsten Jahres wird Knopp 65 Jahre alt. Dann räumt er seinen Posten als Leiter des Programmbereichs Zeitgeschichte und scheidet aus dem aktiven Dienst beim ZDF. Seit 1978 ist er für das Zweite tätig und hat als Chefhistoriker unzählige Filme und Serien produziert. Wegen seiner Popcorn-Histörchen halten ihn ernsthafte Geschichtswissenschaftler für "das Böse schlechthin", wie die "taz" einmal schrieb. Andere werfen ihm vor, kräftig am deutschen Opfermythos mitgestrickt zu haben durch seine Hitler-Obsession.
Der Führer und sein Kieferorthopäde
"Hitlers Helfer, Hitlers Frauen, Hitlers letzte Sekretärin / Hitlers Hund trifft am Gartenzaun Hitlers Kieferorthopäden", spottete einst Liedermacher Rainald Grebe über Knopps filmische Führer-Besessenheit.
Nun geht ein Mann wie Knopp natürlich nicht einfach so. Ohne Knalleffekt. Zum Abschluss präsentiert der Historienfilmer eine achtteilige Doku-Reihe über die Jahre von 1914 bis 1945, im Knoppschen Vokabular nicht weniger als der "30-Jährige Krieg das 20. Jahrhunderts". Man kann derzeit nur erahnen, welche enorme Pickelhauben- und Schnauzbartdichte das deutsche Fernsehen ab Mitte September heimsuchen wird.
Die ewige Wiederkehr des Immergleichen
"Aufwändig restaurierte und von Spezialisten nachkolorierte historische Filmsequenzen", verspricht das ZDF. Auch der Titel hat es in sich: "Weltenbrand", darunter geht es natürlich nicht. Stellen wir uns also den Planeten vor als berstend gefülltes Pulverfass, und im Vorübergehen wirft Knopp ein Streichholz hinter sich, in freudiger Erwartung eines Feuerwerks zu seinem Finale Furioso.
Wer die Nachfolge in der Geschichtsabteilung am Mainzer Lärchenberg übernimmt, steht momentan noch in den Sternen. "Das History-Format wird gehalten, koste es was wolle", schallt es zuversichtlich aus dem Knoppschen Bunker.
Und tatsächlich ist es sehr wahrscheinlich, dass man beim Zweiten auch weiterhin die bunten Historien-Häppchen serviert bekommt. Von irgendeinem, der die Happy Hitler History genauso gut beherrscht. Warum auch sollte sich Geschichte ausgerechnet in diesem Fall nicht wiederholen?