ZDF-Intendant rügt Brender Chefredakteur "ohrfeigt" mit seinen Vorwürfen die Mitarbeiter

ZDF-Intendant Markus Schächter hat die Vorwürfe des scheidenden Chefredakteurs Nikolaus Brender als falsch, maßlos und inakzeptabel zurückgewiesen.

ZDF-Intendant Markus Schächter hat die Vorwürfe des scheidenden Chefredakteurs Nikolaus Brender als falsch, maßlos und inakzeptabel zurückgewiesen. "Die ZDF-Redaktionen sind unabhängig von politischen und wirtschaftlichen Einflüsterungen", sagte Schächter am Montag in Mainz. Wer etwas anderes behaupte, müsse dies belegen.

Brender hatte in einem "Spiegel"-Interview mit der parteipolitischen Dominanz im öffentlich-rechtlichen Fernsehen abgerechnet. Er sprach sogar von einem internen "Spitzelsystem, das davon lebt, dass Redakteure den Parteien Senderinterna zutragen". Wörtlich bezeichnete sie Brender als "Inoffizielle Mitarbeiter" der Parteien, "wirklich vergleichbar mit den IM der DDR". Es sei ein fein gesponnenes Netz von Abhängigkeiten entstanden, aus dem sich Karrierechancen, aber auch Verpflichtungen ableiten ließen.

Der ZDF-Verwaltungsrat hatte es im vergangenen November abgelehnt, Brenders Vertrag nochmals zu verlängern. Vor allem der hessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hatte sich gegen eine Vertragsverlängerung ausgesprochen. Schächter hatte dennoch an Brender festgehalten und hatte Kritik an der Arbeit des Chefredakteurs als unbegründet zurückgewiesen.

Jetzt erklärte der Intendant, aus seiner Enttäuschung heraus dürfe Brender nicht die eigenen Redaktionskolleginnen und -kollegen in dieser Weise "ohrfeigen" und ihre Arbeit mit Verdächtigungen belasten. Auch der Vorsitzende des ZDF-Verwaltungsrats und rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) wandte sich gegen Brender. Die Äußerungen des scheidenden Chefredakteurs seien überzogen und zeichnete ein unzutreffendes Bild des ZDF, sagte Beck in Mainz.

"Man kann nicht gegen Diffamierungen zu Felde ziehen, indem man seine eigenen Mitstreiter diffamiert", sagte Schächter. Er bedaure sehr, dass sich der Chefredakteur wenige Wochen vor seinem Abschied in dieser Weise ins Abseits stelle. Brender ist noch bis Ende März im Amt.

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