Pro Jahr trinken die Deutschen nur noch zirka 100 Liter Bier. Vor 20 Jahren waren es noch 35 Liter mehr. Die deutsche Hopfen- und Malz-Schrumpfwirtschaft wird von vielen mit resignativem Schulterzucken begleitet. Ist halt so, denkt man. Die Dominanz des Biers als Alkohol der Deutschen scheint eben vorbei. Fachleute glauben allerdings, dass die deutschen Bierbrauer und Strategen ein gutes Stück weit selbst an dieser Entwicklung schuld sind. Arroganz und mangelnde Innovationsbereitschaft werfen sie den inländischen Hopfen- und Malzverarbeitern vor. Während überall auf der Welt neue erfolgreiche Biersorten entstehen, pochen die Deutschen auf das Reinheitsgebot, ihren guten Ruf und die große Tradition. Dabei versorgt deutsches Bier gerade einmal 0,8 Prozent des Weltmarktes.
Das ZDFzoom-Reporter-Team rund um Jo Schück reist in seiner 30-Minuten Reportage durch die Welt, um die Gründe für die Krise des deutschen Bieres aufzudecken. Schück befragt Braumeister und Braumanager, Biertrinker und Bierprüfer. Er reiste nach San Diego, wo Anfang Mai 2012 der jüngste "World Beer Cup" stattfand. Konnten die Deutschen wieder Boden gut machen? Die Reporter flogen auch nach St. Louis, wo Anheuser-Busch Inbev, der weltweit größte Bierkonzern, seinen Sitz hat. Sie besuchten in Chico, Kalifornien, den Weltmeister 2010 im "German Style Pilsener"-Bierbrauen. Dazu befragte man deutschen Brau- und Trinkexperten in München, Augsburg, Dresden und Dortmund.
"Die deutschen behindern sich mit ihrem Reinheitsgebot selbst", bekommt man immer wieder von ausländischen Experten zu hören. Tatsächlich darf man auf den großen internationalen Biermessen Kastanienbier, Champagnerbier oder auch Whiskybier probieren. In Deutschland dagegen darf man noch nicht mal Bier mit Zitronen brauen, um die im Sommer auch bei uns beliebten "Lemon"-Sorten zu erhalten. Stattdessen muss man den Zitrusgeschmack später hinzufügen und das Ganze als "Biermischgetränk" etikettieren. "Deutsche Biere haben zwar immer noch einen guten Ruf", sagt ZDF-Reporter Jo Schück. "Sie spielen international aber kaum noch eine Rolle." Ob das Schmoren im eigenen Saft zu einem weiteren Niedergang des deutschen Brauereigewerbes führen wird oder ob ein Umdenken einsetzt? Nach Ansicht dieser für viele Deutsche wohl ziemlich überraschenden halben Lehrstunde über deutsches Bier sind wir vielleicht schlauer.