Flossen-Hoch Warum Pinguine uns glücklich machen – aber auch echt böse sein können

Die Viererbande aus "Madagascar"
Vogelkunde: Die Pinguin-Viererbande aus "Madagascar"
© Everett Collection / Imago Images
Wo ein Pinguin ist, da ist auch Erfolg. Zum Kinostart des neuen Films "Der Pinguin meines Lebens" kommt hier eine Auswahl an Watschelhits der vergangenen Jahrzehnte.

Klassenclown

Schon in der Familienkomödie "Mr. Poppers Pinguine" von 2011 stellten die liebenswürdigen Vögel aus der Antarktis den Lebensstil eines Mannes infrage. Ähnlich wie damals Jim Carrey wird nun Steve Coogan überrumpelt. Das Schuldrama "Der Pinguin meines Lebens" wurde inspiriert von der echten Geschichte eines Englischlehrers, der in den 1970er-Jahren an einer Privatschule in Buenos Aires anheuert, als sich die Militärs an die Macht putschen. Bei einem Kurzurlaub rettet er eher unfreiwillig einen ölverschmierten Magellanpinguin – und wird den Vogel nicht mehr los. Zu seinem Glück, denn das bald auf den Namen Juan Salvador getaufte Watscheltier wird schnell zum Klassenclown, Motivator und Maskottchen. Obwohl er schlecht riecht und überall Spuren hinterlässt, taugt er gut als Metapher. Er nimmt sich seine Freiheiten und geht immer aufrecht. Und er gilt als guter Zuhörer, der garantiert den Schnabel hält. Beim Dreh kamen insgesamt zwölf echte Tiere zum Einsatz. Sechs Hauptdarsteller und ihre jeweiligen Partner – Pinguine sind monogam und bleiben meist lebenslang treu.

Steve Coogan und sein Magellanpinguin Juan Salvador
Aufrechter Typ: Szene aus "Der Pinguin meines Lebens" mit Magellanpinguin und Steve Coogan als Englischlehrer
© Tobis Film

Knetvogel

Feathers McGraw macht ebenfalls selten den Schnabel auf, doch der durchtriebene Kriminelle und Soziopath aus mehreren "Wallace & Gromit"-Animationsfilmen ist der lebende Beweis, zumindest aus Knetmasse: Pinguine gibt es auch in Böse. Beim Raub eines Diamanten aus dem Museum und anderen Schandtaten hat er sich eine besonders schlaue Täuschung ausgedacht. Er stülpt sich einen roten Gummihandschuh über den Kopf und verkleidet sich als Huhn. Damit er auf der Flucht – und dieser Adeliepinguin ist oft auf der Flucht – bessere Chancen hat, bekam er von seinen Schöpfern etwas längere Beine verpasst. Seine Anhänger fordern schon seit geraumer Zeit, dass McGraw einen eigenen Film bekommt, bislang ohne Erfolg.

Knet-Pinguin: Bösewicht Feathers McGraw
Bösewicht Feathers McGraw aus "Wallace & Gromit"
© AP / AP

Schurke in Schwarz-Weiß

Er heißt bürgerlich Oswald Cobblepot und macht Batman schon seit Anfang der 40er-Jahre Ärger. Der "Pinguin" gilt als Überschurke und Fanliebling und sieht in vielen Adaptionen der Superhelden-Saga in Comics, Serien und Filmen tatsächlich ein wenig aus wie ein Seevogel. Lange, spitze Nase, schwarzer Zylinder, schwarz-weiße Kleidung oder gleich Smoking. Und er wird von Schauspielern verkörpert, die zu Rundungen neigen oder eher klein gewachsen sind. Danny de Vito beispielsweise in "Batmans Rückkehr" von 1992. In der prämierte TV-Serie "The Penguin" benutzte Colin Farrell hingegen so viel Make-up, Gesichts- und Körper-Prothesen, dass er selbst von seinen Mitspielern nicht mehr erkannt wurde. Wegen eines verkrüppelten Fußes hinkt seine Figur – sein wackeliger Gang soll so an einen echten Pinguin denken lassen.

Colin Farrell als "The Penguin"
Colin Farrell als "The Penguin" 
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Kinder-Pinguin

Wer hat’s erfunden? Zumindest zum Teil eine Schweizerin. Die Knetfigur Pingu, ein Kinderheld seit den 80er-Jahren, basiert auf einer Idee von Erika Brueggemann, die damals beim Schweizer Fernsehen arbeitete, und dem im Schwarzwald geborenen Trickfilmer Otmar Gutmann. Die Alltagsabenteuer des kleinen Kaiserpinguins am Südpol, der in der Brabbelsprache "Pinguisch" redet, sind bis heute ähnlich erfolgreich wie "Bob der Baumeister". Die mehr als 150 Folgen der TV-Serie dauern jeweils nur fünf Minuten, sind also bestens geeignet als Betthupferl. Mittlerweile gibt es auch Bilderbücher, Hörspiele und eine japanische Version als Anime. Falls Sie mitreden wollen bei den Kleinsten: Pingus kleine Schwester heißt Pingo, seine Freundin Pingi, sein Freund Pongi und ein Alleinunterhalter Punki.

Pinguin Pingu und seine kleine Schwester Pingo
Kinderhelden aus Knete: Pingu und seine kleine Schwester Pingo
© VCG / Getty Images

Eiswanderer

In der Originalfassung wurde noch marschiert, bei uns kam das tierische Drama als "Die Reise der Pinguine" in die Kinos und lockte ab Oktober 2005 mehr als 1,4 Millionen Zuschauer an – Rekord für eine Dokumentation. Der französische Zoologe, Fotograf und Filmemacher Luc Jacquet hatte sich schon vorher mehrfach mit den Tieren beschäftigt. Der Oscar für den beschwerlichen Trip einer Gruppe von Kaiserpinguinen durchs Packeis zu ihrer Brutkolonie war sein endgültiger Durchbruch. Besonders anrührend: Wie sich die Eltern trotz Extremwetter und Raubvögeln hingebungsvoll um Eier und Nachwuchs kümmern.

Pinguin Pärchen
Pärchen aus der Doku "Die Reise der Pinguine" 
© DPA/Unbekannt

Großstadt-Kämpfer

Nein, es gibt keine Pinguine auf der vor Ostafrika liegenden Insel Madagaskar. Skipper, Kowalski, Private und Rico aus der Trickfilm-Reihe "Madagascar" sind in der Antarktis geboren und in einem New Yorker Zoo gelandet, ihrem geheimen Hauptquartier. Getreu dem Motto "Ein Freund ist nur ein Feind, der dich noch nicht angegriffen hat" erledigen die vier Brüder mit militärischer Disziplin ihre Missionen, darunter Aufgaben wie Tierfänger abwehren, mit einem Zirkus Geld verdienen oder ein Flugzeug reparieren. Zu Hause spielen sie gern Karten, trainieren Kampfsport und trinken Fischsud. Viel besser als Kaffee.

Die Viererbande aus "Madagascar"
Vogelkunde: Die Pinguin-Viererbande aus "Madagascar"
© Everett Collection / Imago Images

Coaching-Vorbild

In der Coaching-Szene passen die Vögel ideal als Metapher für den Mut zur Veränderung. Eine Geschichte, die Eckart von Hirschhausen schon seit mehr als 20 Jahren verbreitet, gilt bis heute als sein größter viraler Hit. So steht es zumindest im Vorwort seines Bestsellers "Der Pinguin, der fliegen lernte". Auslöser war ein Pinguin, den er in einem norwegischen Zoo beim Zwischenstopp einer Kreuzfahrt entdeckte. Das "komische" Geschöpf amüsierte ihn: "Was für ein armes Würstchen. Kein Hals, dicker Bauch, und dann hat der Schöpfer auch noch die Knie vergessen" – eine "volle Fehlkonstruktion". Als er ihn aber formvollendet schwimmen und tauchen sah, änderte er schlagartig seine Meinung. Die Lektionen: Man solle vorsichtig sein mit Vorverurteilungen. Und erst in der richtigen Umgebung könne jemand zeigen, was wirklich in ihm stecke.

Erschienen in stern 17/2025

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