Video auf TikTok Teenager beleidigt Epidemiologen – seine Mutter greift hart durch

Chris Whitty
Chris Whitty berät die britische Regierung in der Corona-Pandemie
© Justin Tallis/PA Wire / DPA
Ein Teenager hat auf der Straßen den medizinischen Chefberater der britischen Regierung, Chris Whitty, beleidigt, das Video war sogar Thema in der Downing Street. Während der Epidemiologe locker blieb, schämte sich die Mutter des 15-Jährigen in Grund und Boden.

Virologen und Epidemiologen haben es in der Corona-Krise nicht leicht. Während der Pandemie stehen sie im Licht der Öffentlichkeit, das sie nicht immer selbst gesucht haben. Und als Überbringer von schlechten Nachrichten machen sie oft genug die Erfahrung, dass sich die Bevölkerung in einem solchen Fall auf den Boten stürzt.

Chris Whitty gehört zu denen, die diese schwere, aber ungemein wichtige Arbeit machen. Als "Chief Medical Director" berät er die britische Regierung um Premierminister Boris Johnson im Umgang mit der Pandemie. Seine Rolle ist – ebenso wie sein Bekanntheitsgrad in Großbritannien – mit RKI-Chef Lothar Wieler oder Christian Drosten zu vergleichen. So sieht sich Whitty immer wieder auch Anfeindungen ausgesetzt, jüngst auf offener Straße – durch einen Teenager.

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Attacken gegen medizinischen Berater: "Du lügst"

Der 15-Jährige hatte Whitty belästigt, als dieser in der Schlange vor einem Imbissstand wartete. Er beleidigte ihn als Lügner und rief: "Du lügst über die Covid-19-Fälle. Hör auf, das Fernsehen anzulügen." Der Teenager filmte die Szene und veröffentlichte das Video auf seinem TikTok-Kanal. Dort wurden schnell einige Medien darauf aufmerksam – und schließlich auch die Mutter des Jugendlichen.

Die 47-Jährige schämte sich angesichts des Verhaltens ihres ältesten Sohnes in Grund und Boden. "Ich war geschockt, als ich sah, wie unhöflich er war", sagte sie der Zeitung "Daily Mail". "So habe ich ihn nicht erzogen." Zwar leide ihr Sohn unter dem Lockdown, doch als Entschuldigung für sein Verhalten möchte sie das nicht gelten lassen. Die Konsequenz: Die Mutter zog die Playstation des 15-Jährigen ein. Das sei das, was er am meisten liebe, erklärte sie. Gleichzeitig kritisierte sie, dass die Regierung zu wenig auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Lockdown achte. Das Video hat ihr Sohn mittlerweile gelöscht. Stattdessen soll er einen Clip aufnehmen, indem er sich bei Whitty entschuldigt.

Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie, Charité Berlin
Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité Berlin
© Fabrizio Bensch/Reuters Pool / DPA
Drosten erwartet keine Corona-Lockerungen vor Ostern

Chris Whitty reagiert souverän auf Beleidigungen

Sogar ein Sprecher des Premierministers hatte sich zu dem Vorfall geäußert und ihn als "inakzeptabel" bezeichnet. Whitty hätte "so viel geleistet". Chris Whitty hatte sich von der Belästigung auf der Straße nicht aus der Ruhe bringen lassen. Und auch als das Video viral ging, reagierte der medizinische Chefberater der Regierung gelassen: Diese Art von Begegnung "passiert manchmal", sagte er auf einer Pressekonferenz.

"Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht", so Whitty. "Ich bin sicher, er wird irgendwann ein vorbildlicher Bürger wie Captain Tom, der die Art von Mensch war, die den Geist des Vereinigten Königreichs viel mehr verkörpert." Der 100-jährige Weltkriegsveteran Sir Tom Moore, der in dieser Woche gestorben ist, hatte umgerechnet etwa 37 Millionen Euro Spenden für das britische Gesundheitssystem gesammelt – definitiv ein Vorbild für alle Teenager.

epp

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