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"D Pet Hotel" In den USA gibt es Hundehotels, die besser ausgestattet sind als Hotels für Menschen

Diese Hundehotels in den USA sind äußerst luxuriös ausgestattet
Das "D Pet Hotel" ist eine Luxusunterkunft für Hunde, bei der die Serviceleistungen fast keine Grenzen kennen
© Hannes Wiedemann
Doppelbett, Laufband, Flachbildfernseher: Im "D Pet Hotel" in Manhattan kennt der Service am Hund keine Grenzen. Die Preise allerdings auch nicht.
Von Steve Przybilla

Mittagspause in Manhattan. Die  Hauptstadt der Welt platzt aus allen Nähten. Auf den Straßen quälen sich Taxis und Essenslieferanten durch den Stau, auf dem Bürgersteig hetzen Anzugträger, Bauarbeiter und Touristen um die Wette. Dazwischen Hotdogstände und Obdachlose, die um einen Dollar bitten. Laut ist es hier, in diesem nie enden wollenden Akustikbrei aus Rollkoffern, Sirenen, Hupen und Klimaanlagen.

Schon für Menschen ist es nicht leicht, sich in diesem Gewusel zurechtzufinden. Und erst für Hunde? Unvorstellbar. Doch schon ein paar Meter von der Hauptstraße entfernt, in der West 27th Street, tobt eine ganze Horde von Vierbeinern, wohl gemerkt hinter verschlossenen Türen. Die Rede ist vom "D Pet Hotel", einer Luxusunterkunft für Hunde, bei der die Serviceleistungen fast keine Grenzen kennen. Die Preise allerdings auch nicht.

Bis zu 209 Dollar für ein Hundehotelzimmer

Eine schwarze Limousine fährt vor. Der Fahrer springt aus dem Wagen, öffnet die Tür hinten rechts und eine Dame in Designergarderobe stolziert auf High Heels mit ihrem Mischling auf dem Arm in die Lobby. "Sorry", sagt sie etwas verlegen, denn sie musste noch schnell zur Bank. Die Preise, die im Hundehotel anfallen, bringen Kreditkarten schnell an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit: Bis zu 209 Dollar kostet eine Übernachtung, je nach Kategorie. Doch viele New Yorker zahlen diese Preise bereitwillig. Wer den ganzen Tag im Wolkenkratzer arbeitet, braucht einen Ort, an dem der geliebte Bello versorgt wird. Mit einem Napf und einer Decke geben sich gut verdienende Wall-Street-Bankerinnen und Boutiquenbesitzer nicht zufrieden. So stehen im "D Pet Hotel" alle Zeichen auf Luxus.

Ein Kronleuchter ziert die Lobby, an der Wand hängen Hundefotos und Leinen aus Leder. Die Futterdosen, die im Regal stehen, dienen hauptsächlich der Dekoration, denn die meisten Besitzer bringen ohnehin ihre eigenen Mahlzeiten mit. Regional, biologisch, getreidefrei, alles, worauf New Yorker Vierbeiner beziehungsweise ihre zweibeinigen Besitzer eben so stehen.

Der 25-jährige Concierge Darrian van Fossen begrüßt die Gäste hinter dem Tresen und führt sie in den Spielbereich, ein rund vierzig Quadratmeter großes eingezäuntes Areal in einer Halle hinter der Lobby. Dort nimmt er ihnen die Leine ab und lässt sie toben. Gerade liefert sich ein Pudel mit einem Terriermischling einen spielerischen Kampf, eine Bulldogge tapst bellend zur Hunderutsche. Ein kleiner Schäferhund hingegen mag es lieber ruhig, er schläft entspannt im Hundebett.

Die meisten Hunde sind Stammgäste, sagt Darrian van Fossen. "Ich kenne eigentlich alle mit Namen." Durchschnittlich vierzig Hunde betreuen er und sein Team in der Tagespflege. Übernachtungen sind vor allem am Wochenende gefragt, wenn die Leute in den Urlaub fahren. Eine spezielle Ausbildung haben van Fossen und seine Kollegen nicht. "Wir können alle gut mit Hunden umgehen", sagt der Concierge und beteuert: "Wir lieben Hunde. Ich wollte schon immer mit ihnen arbeiten."

Im Spielbereich riecht es nach nassem Fell. Obwohl jeder Hund viermal am Tag Gassi geführt wird, markieren einige ihr zeitweiliges Revier. Eine Mitarbeiterin beseitigt mit einem Wischmopp die Pfützen. "Die Hunde kommen alle gut miteinander klar", versichert van Fossen, was in diesem Moment auch wirklich so aussieht. Wohl gemerkt, in den Spielbereich darf nur, wer sich in der Gruppe verträgt. Auch müssen die Tiere kastriert und geimpft sein.

Schummerig gedimmtes Licht

Das klingt gut, aber so richtig luxuriös finden wir das noch nicht. "Kommen Sie nur mit", sagt Darrian van Fossen und führt uns eine schmale Treppe hinab. Dort unten, im schummerig gedimmten Licht, beginnt der Übernachtungsbereich, in dem sich die Schlafräume befinden, die Suiten, wie man sie hier nennt. Nach einem langen Tag im Spielbereich sollen die ausgepowerten Vierbeiner dort Ruhe finden. Ganz ungestört, im Einzelzimmer.

Parker, ein einjähriger Cavalier King Charles Spaniel, hat sich schon zur Ruhe gelegt. Nicht etwa in einem Körbchen, sondern in einem Doppelbett für Menschen, komplett ausgestattet mit Kopfkissen und Decke. An der Wand über dem Betthaupt hängt ein Gemälde, das einen Beagle mit Sonnenbrille und Peace-Zeichen zeigt, und wenn Parker sich zur Seite dreht, fällt sein Blick auf einen 42-Zoll-Flachbildfernseher, auf dem bei Bedarf eine Folge der Zeichentrickserie "Scooby-Doo" abgespielt wird. Das einzige Gewöhnliche in dieser Suite: ein Wassernapf, nicht glitzernd, nicht aus Gold, sondern aus Edelstahl.

Bevor die Nachtruhe beginnt, wird Parker mit einem Einschlafprogramm verwöhnt: Yvonne King, die Managerin des Hundehotels, liest ihm eine Geschichte vor. Sie handelt vom Gruffalo, dem Waldungeheuer, das von einer Maus in die Flucht geschlagen wird. Parker gähnt und dreht sich auf den Rücken. Offensichtlich genießt er das Verwöhnprogramm. Dass jeder Hund einzeln ins Bett gebracht wird, gehört in einem Luxushotel dazu.

"Viele Besitzer haben Sonderwünsche", erzählt Yvonne King. "Dass wir ihren Lieblingen aus Kinderbüchern vorlesen sollen, ist gar nicht so selten", sagt die 29-Jährige. Viele brächten auch Kuscheltiere oder eigenes Spielzeug mit. "Manche bestehen sogar auf einem Livechat pro Tag", sagt King und grinst. Ohnehin gehört es im Hundehotel zum Standard, dass Herrchen und Frauchen jeden Tag ein Video ihres Hundes gemailt bekommen. Damit sie sehen, dass es ihrem Liebling gut geht. "Auch was den Auslauf betrifft, gibt es individuelle Vorgaben", erklärt King. Manche Hunde seien es einfach nicht gewohnt, ins Freie zu gehen. "Für diese Stubenhocker haben wir das passende Angebot parat", sagt die Managerin und weist augenzwinkernd auf das Laufband, das vor der Luxussuite steht.

"Beauty-Salon"

Im "Beauty-Salon" wird es richtig exzentrisch. Das Angebot umfasst weit mehr als Bürsten und Trimmen. Auch eine Behandlung mit warmem Öl (für 15 Dollar), Färben der Krallen (10 Euro, bitte) oder eine Parfümierung des Fells (gibt es kostenlos) gehören zum Repertoire. Wer bei der nächsten Dinnerparty mit seinem Begleiter so richtig auftrumpfen möchte, bestellt für ihn die "Full Sha Bang", einen Friseurbesuch inklusive Badewanne, Ohrreinigung, Entfernen der Haare zwischen den Fußballen und "Pfotiküre" (zum Paketpreis von 95 Dollar).

Macht einen Hund das wunschlos glücklich? "Natürlich kommt es ganz auf den Hund an", räumt Yvonne King ein. Manche hätten gerade am Anfang Heimweh. Die meisten aber fänden schon nach kurzer Zeit Anschluss ans Rudel. "Für Hunde ist das hier wie ein Freizeitpark", sagt die Managerin. "Sie können toben, mit Freunden abhängen und abends in Ruhe schlafen." Das sei nicht viel anders als bei Kindern, die den Tag auf dem Spielplatz verbrächten: "Es gefällt ihnen super, aber am Ende freuen sie sich trotzdem, wenn sie wieder nach Hause dürfen."

So sehen das in den USA offenbar immer mehr Menschen. Das Geld, das für Hunde, Katzen und andere beste Freunde ausgegeben wird, sitzt locker. Laut der American Pet Products Association, dem Industrieverband der Heimtierprodukte, gaben Amerikaner im vergangenen Jahr 72,6 Milliarden Dollar (ca. 65 Milliarden Euro) für Haustiere aus, davon über sechs Milliarden für Hundesalons und -pensionen. Tendenz steigend. Luxusherbergen für Tiere sind in den Vereinigten Staaten längst kein Einzelfall mehr. Vor allem in wohlhabenden Städten erleben sie einen Boom. Allein die "D Pet Hotel"-Gruppe, die das Hundehotel in New Yorks In-Viertel Chelsea betreibt, unterhält fünf Einrichtungen im Land. Wie viel sie damit verdient, mag Inhaberin Kerry Brown nicht verraten. Nur so viel: "Das Geschäft wächst. Und Europa ist für uns ein potenzieller Wachstumsmarkt."

"Wie ein Babysitter"

Um 15:30 Uhr tritt ein Kunde an die Rezeption. Darrian van Fossen kennt ihn, es ist Charlie Sandlan, ein 48-jähriger Schauspiellehrer, der seinen Beaglemischling Wall-E vorbeibringt. Sandlan wählt das Kurzprogramm: drei Stunden Tagespflege zum Preis von 29 Dollar. "Ich arbeite gleich gegenüber", erklärt Sandlan. "Wenn ich keine Zeit habe, ist das eine gute Möglichkeit, Wall-E zu versorgen. Außerdem ist er noch jung und lernt in der Gruppe, sich zu sozialisieren."

Etwa drei- bis viermal pro Woche nutzt der Schauspiellehrer das Hundehotel. "Für mich ist das wie ein Babysitter", ergänzt Sandlan, "und Wall-E fühlt sich hier sehr wohl." Dann hält er kurz inne und schiebt noch einen Satz nach. "Für Großstädter wie mich sind diese Angebote sehr wichtig", sagt er nachdenklich. "Ohne das Hotel könnte ich Wall-E wohl nicht halten."

Am Ende bleibt die Frage, was Vierbeiner wirklich brauchen. Ist es eine Hundesuite mit Flachbildfernseher? Sind es die lackierten Krallen? Oder täte es auch ein normaler Tag zu Hause, garniert mit einem Ausflug in den Central Park? Ein Tag, an dem Herrchen und Frauchen das Handy zur Seite legen und die Leine ergreifen. Ein Tag, an dem sie einfach da sind und Zeit haben für ihren Hund. Vielleicht ist das der wahre Luxus. In New York und überall auf der Welt.

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