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Lidl im Shitstorm "Wir bedauern außerordentlich" - wirklich?

Eine Lidl-Kampagne zur Grillsaison löste eine Beschwerdewelle aus. Schuld war ein Bierfass mit sexistischem Motiv und der Aufforderung "Fass mich an". Lidl killte das Fass - aber nur aus der Werbung.

In Jessicas Haut möchte zurzeit wohl niemand stecken, denn Jessica macht Social Media für Lidl. Auf der Facebook-Seite des Discounters tobt seit zwei Tagen ein Shitstorm. Die Bierwerbung für die Hausmarke kam nicht gut an: Eines der beiden Fässer, mit denen Lidl die Eröffnung der Grillsaison angekündigt hat, zeigt den Körper einer nur mit Hotpants bekleideten Frau und den Schriftzug "Fass mich an". Das empfinden viele Menschen - auch manche bei stern.de - als sexistisch und diskriminierend und machten ihren Ärger öffentlich. Bei Facebook etwa schrieb Userin Sue Solo: "Betrifft: Sexistische Kackscheiße ('Fass mich an!'-Bierfass). Sehr geehrte Lidl-Sozialmedien-Expertinnen und Experten, die Abbildung auf dem Bierfass Ihrer Eigenmarke 'Grafenwalder' ist zutiefst menschenverachtend. Ein Frauenkörper (kopflos) wird mit der allgemeinen Aufforderung 'Fass mich an!' als verfügbares Objekt dargestellt. Sie werden mir gleich antworten, dass Sie das sehr ernst nehmen und das sollten Sie auch! Außerordentliches Bedauern reicht leider nicht, nehmen Sie das Produkt vom Markt, denn ich halte es wie viele anderen reflektierten Menschen für eine Verunglimpfung, Diskriminierung UND Beleidigung! Schön, wenn Sie dies ohnehin nicht beabsichtigen, schöner wäre es jedoch, wenn Sie es auch in Ihrem Verhalten berücksichtigen. Es geht gar nicht ausschließlich um persönliche Gefühle, sondern um eine grundsätzliche Haltung."

Machtlos im Kommentarregen

Jessica reagierte mit ihrer Standardantwort: "Hallo Sue, danke für dein Anliegen. Hierzu habe ich folgendes Feedback aus dem Fachbereich: Die Kritik an der Abbildung auf dem Bierfass unserer Eigenmarke 'Grafenwalder' nehmen wir sehr ernst. Wir bedauern außerordentlich, wenn es durch die Produktabbildung zu Irritationen gekommen oder wenn dies als Verunglimpfung, Diskriminierung oder Beleidigung verstanden worden sein sollte. Dies war zu keiner Zeit beabsichtigt. Wir möchten uns mit Nachdruck bei allen entschuldigen, die sich durch die Darstellung in ihren Gefühlen verletzt fühlen. Grüße, Jessica"

Dass der Social-Media-Beauftragten nichts anderes eingefallen ist, als Sue Solo mit genau dem Text zu antworten, den diese bereits unter zig anderen Kommentaren gelesen hatte, ist bedauerlich. Aber was soll sie auch tun? Lidl hat zwar die Bierfässer aus der Anzeige entfernt, aber das war's auch schon mit dem "sehr ernst nehmen" der öffentlichen Kritik. Auf Nachfrage beim Konzern hieß es heute: "Wir bringen das Bierfass am Dienstag in den Handel."

bal

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