Sie sind für ihren derben Humor und provokante Sprüche bekannt, doch dieses mal haben sie es wohl zu weit getrieben. Die Punkrock-Band Die Ärzte sorgte bei einem Konzert in Luxemburg für Verwunderung bei den Fans, als sie die aktuellen Missbrauchsvorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann während ihres Auftritts immer wieder süffisant kommentierte.
Ausgelöst wurden die Diskussionen durch ein Video des Auftritts, welches am Donnerstagabend erstmals auf Twitter veröffentlicht wurde. In dem Youtube-Video sieht man die Musiker bei ihrem Auftritt in Luxemburg. Dabei machen sie Anspielungen auf die Vorwürfe gegen Lindemann.
"Wenn du nein sagst, das ist keine Option, trink von diesem Glas"
Sogar Passagen eines ganzen Songs textete das Trio dafür um. So singen sie während des Songs "Rock Rendezvous" vom "Backstageraum", in dem bei Rammstein die sexuellen Übergriffe mutmaßlich stattfinden sollen. Die neue Zeile: "Ich will dich ficken. Genau in diesem Backstageraum". Außerdem texten sie: "Wenn du nein sagst, das ist keine Option, trink von diesem Glas", und greifen damit eindeutig die derzeitigen Vorwürfe gegen Rammstein auf.
Denn bei den Rammstein-Vorwürfen geht es um Aussagen einer jungen Frau aus Irland, welche auf Social Media von einem "Casting-System" bei den Rammstein-Konzerten berichtete. Bei einem solchen sei sie für Sex mit Lindemann im Backstagebereich ausgewählt worden, ohne dass ihr jemand vorher sagte, dass es darum gehe. Zudem teilte die Frau Bilder von blauen Flecken auf ihrem Körper, die sie nach dem Konzert plötzlich entdeckt habe – ohne, dass sie wusste, woher diese stammten. Zudem habe sie keine Erinnerung mehr an den Abend gehabt.
Die Ärzte werden für ihre Rammstein-Äußerungen in den sozialen Medien kritisiert
Darauf nehmen auch Die Ärzte offenbar Bezug. Nach dem Song kommentieren sie süffisant "Ich hab' Schlimmeres als blaue Flecken" und "das liegt aber daran, dass meine K.O-Tropfen homöopathisch sind."
Für ihr Verhalten wird die Band in den sozialen Medien nun heftig kritisiert. Ein User schreibt: "Die sollen sich mit den Opfern solidarisieren und keine Witze darüber machen. Ey was ist mit so manchen Männern los." Ein weiterer kommentiert: "Wie die Ärzte auf die Vorwürfe gegen Rammstein reagieren, macht mich sprachlos. Das hätte ich ihnen nicht zugetraut." Auch Fans der Band zeigen sich enttäuscht. So schreibt ein weiterer User: "Ich hatte so auf #DieÄrzte gesetzt, dass sie solidarisch sind (...) Sehr sehr sad ist das."
Das Video ist mittlerweile gelöscht worden, jedoch finden sich im Internet weitere Aufnahmen des Auftritts, die das Verhalten der Band protokollieren. "Ich hab mich jetzt ein bisschen durch die aufgenommenen Videos geschaut und muss echt sagen, dass ich als Fan seit Teenager-Zeit fassungslos bin, wie die Band sich da verhalten hat und welche 'Witze' und Texte kamen. Ekelhaft", schreibt ein User dazu.
Ärzte-Humor oder einfach nur respektlos?
Andere Fans verteidigen die Band gegen die Kritiker und äußern, dass die Witze "wenn man den Die Ärzte-Humor" verstehe, sich klar gegen Rammstein und nicht gegen die Opfer richten würden. Bei den Zeilen zu den K. O.-Tropfen und blauen Flecken ist dies jedoch eher fragwürdig.
Neben den Kommentaren zu Rammstein wird die Band aber auch für ihre unangemessenen Äußerungen zum Pride Month kritisiert. Gitarrist Farin Urlaub erzählt mit Bezug auf die vermeintlich komplizierten Bezeichnungen der LGBTQIA+-Community in einer Pause, er hätte zum Verständnis dieser "so 'ne Erklärbär-Mail" abonniert. Auch den Begriff "Cisgender" verspottet er. Urlaub sagt, in Anspielung auf das durch ein Kreuz erhöhte C in der Tonleiter, er habe "von Cis keine Ahnung."