"Harry & Meghan"-Doku Sie hätten etwas Großes schaffen können, am Ende bleiben nur Trümmer

William, Catherine, Harry und Meghan
William, Catherine, Harry und Meghan hätten gemeinsam eine neue Monarchie symbolisieren können. Jetzt bleiben nur noch Wut und Streit. 
© Christopher Furlong / POOL / AFP
Mit ihrer neuen Netflix-Doku möchten Prinz Harry und Herzogin Meghan einiges richtigstellen. Was sie erzählen ist traurig und in Teilen skandalös. Am Ende bleibt jedoch vor allem: das tragische Ende einer großen Chance. 

Probleme gibt es in jeder Familie. Eifersucht, Wut, Enttäuschung. Doch nicht in jeder Familie werden die Probleme für ein Millionenpublikum aufbereitet. Und nicht in jeder Familie haben die Familienmitglieder ein Sprachrohr an die Massen. Im Fall von Harry, Meghan und der Königsfamilie kommt alles zusammen. 

"Harry & Meghan" schießen gegen William und Catherine

In ihrer neuen Doku bei Netflix erheben die beiden gleich mehrere Vorwürfe: gegen William und Catherine, gegen andere Teile der Familie, gegen all jene, die Rassismus internalisiert haben und vor allem gegen die britische Presse. Denn die, so der Vorwurf, wird von den einzelnen Kommunikationsbüros benutzt, um negative Stimmung zu machen. In erster Linie gegen Meghan

Es ist eine große Schlammschlacht, die auf einer immensen Bühne ausgetragen wird. Dabei steht auf einer Seite der bekanntermaßen leidenschaftliche Harry mit seiner Ehefrau, die jahrelang ein unabhängiges Leben geführt hat, also tun und lassen konnte, was sie wollte. Und auf der anderen Seite die Mitglieder einer Institution, die sich das Totschweigen seit jeher auf die Fahnen schreibt und sich nur gelegentlich offen äußert. Die Mitglieder, die qua Geburt die Aufgabe haben, die Institution zu vertreten und zukunftsfähig zu machen. 

Chance vertan

Eine Schlammschlacht, die nur Verlierer hervorbringt. Denn das berüchtigte Tischtuch ist zerschnitten, endgültig, so scheint es. Die Fronten sind so verhärtet, dass es kaum einen Weg zurück geben wird für Harry und Meghan. Dabei wäre genau das für alle Beteiligten wünschenswert gewesen.

Sie hätten mit ihren Familienmitgliedern den Aufbau einer neuen und modernen Monarchie anstreben können. Den symbolischen Staub vom Buckingham Palast wischen. Aufräumen und sich der rassistischen Vergangenheit – und Gegenwart – im Land bewusst werden.

Wie die Sussexes in den Interviews ihrer Doku betonen, hatten sie immer vor, für die Queen im Dienste zu stehen. Sie wollten lediglich das Land verlassen, in dem ein großer Teil der Presse gegen sie ist. Doch eine Lösung, wie sie sie anstrebten, war für William, Charles und Co. nicht machbar.  

Zerrüttete Familie

Die Enttäuschung über den Verlust seines Bruders ist Prinz Harry im Gesicht abzulesen. Und genau wie seine eigene Mutter vor vielen Jahrzehnten, nutzt er seine Reichweite, um öffentlich seine Version der Geschichte zu erzählen. Die Parallelen sind unübersehbar. Immer wieder spricht Harry über Prinzessin Diana. Alles was er tut, basiert auf ihren Erfahrungen mit den gleichen Feinden, die er ausgemacht hat. Selbst Kalifornien hat für ihn mit seiner Mutter zu tun. Es ist der Ort, an dem sie ebenfalls hätte glücklich werden können, erklärt er. Und nicht nur seine Ehefrau Meghan, auch seine Tochter Lilibet erinnert ihn an seine Mutter.

Das Problem: Ähnlich wie im Fall von Diana wird diese Schlammschlacht nie ein Ende haben, das für beide Seiten gesund ist. Während Harry und Meghan offen sprechen, schweigen die anderen Familienmitglieder. Man muss keine der Strategien bewerten, um zu wissen, dass so keine Versöhnung möglich sein wird. 

Nimmt man die Institution und die Presse aus der Gleichung heraus, bleibt eine zerrüttete Familie. Vorwürfe, Betrug und Enttäuschung. Beziehungen, die jahrelang als innig galten, sind nun auf offener Bühne kaputt gegangen, während im Publikum Teile der Schaulustigen jubeln und andere Teile weinen. 

Nach der Doku ist vor der Biografie. Im Januar erscheint Prinz Harrys Buch "Reserve", in dem er vermutlich erneut ähnliche Vorwürfe schildern wird. Doch was passiert dann? Irgendwann, möchte man meinen, sei die Geschichte doch wohl auserzählt? Wie geht es für Meghan und Harry weiter? Im Moment wissen das womöglich nur sie beide, wenn überhaupt. 

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